Immer mehr wollen es

Gehören Sie dazu? Schon 100.000 Berliner haben das 29-Euro-Ticket

Das 29-Euro-Ticket gilt ab dem 1. Juli in Berlin und ist bereits jetzt gut verkauft. Das 49-Euro-Ticket hat in Berlin allerdings fast neunmal so viele Abonnenten.  

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Das 29-Euro-Ticket für Berlin ist ein Wahlversprechen und gilt ab dem 1. Juli 2024.
Das 29-Euro-Ticket für Berlin ist ein Wahlversprechen und gilt ab dem 1. Juli 2024.Bihlmayerfotografie/imago

Wird es doch noch ein Verkaufsschlager? Das supergünstige 29-Euro-Ticket für Berlin findet immer mehr Liebhaber. Vorige Woche waren es bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) noch nicht einmal 80.000 verkaufte Tickets, inzwischen ist die 100.000-Marke geknackt.

Das 29-Euro-Ticket für den Berliner Nahverkehr sorgt politisch weiter für Zoff. Trotzdem nutzen viele Berlinerinnen und Berliner dieses Angebot, da sie im Vergleich zum bundesweiten 49-Euro-Monatsticket 20 Euro sparen können, auch wenn das Ticket nur für die Tarifzonen A und B innerhalb Berlins gilt.

Bislang haben etwa 100.000 Fahrgäste das ab dem 1. Juli gültige vergünstigte Ticket im Vorverkauf erworben. Diese Zahl gab Wirtschaftssenatorin und BVG-Aufsichtsratschefin Franziska Giffey (SPD) der Berliner Morgenpost bekannt. Allein die BVG hat bis Ende der Woche 74.000 Tickets verkauft, hinzu kommen die Verkäufe der S-Bahn Berlin und des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg. Die offiziellen Zahlen werden an diesem Montag veröffentlicht.

29-Euro-Ticket zieht viele Neukunden

Giffey zufolge ziehe der günstige Preis von weniger als einem Euro pro Tag auch Menschen an, die bisher kein Abonnement für den öffentlichen Nahverkehr hatten, schreibt die Morgenpost. Jeder vierte Käufer sei ein Neukunde, erklärte sie. Dies könnte natürlich auch bedeuten, dass regelmäßig möglicherweise Tausende Autos weniger in der Stadt unterwegs sind. Ganz sicher ist sich der Senat da nicht, denn eine regelmäßige Zählung dazu ist bislang nicht vorgesehen.

Giffey müsse nun nachweisen, dass die günstige Fahrkarte auch verkehrs- und umweltpolitisch von Vorteil ist, so das Blatt. Vor der Wiederholungswahl 2023 hatte die ehemalige Regierende Bürgermeisterin und SPD-Spitzenkandidatin auf Wahlplakaten das 29-Euro-Ticket versprochen. Trotz massiver finanzieller Engpässe gelang es der SPD, die Umsetzung dieses Versprechens in der Koalition mit der CDU durchzusetzen.

29-Euro-Ticket verursacht 300 Millionen Zusatzkosten.

Das Ticket verursacht jährliche Kosten von 300 Millionen Euro für das Land Berlin.  Hinzu kommt der Anteil für das Deutschlandticket, also noch einmal 135 Millionen Euro. Teile der Berliner CDU und Polizeigewerkschafter haben in dem Zusammenhang bereits mehrfach öffentlich kritisiert, dass die Koalition bei Polizei und innerer Sicherheit spare, während gleichzeitig viel Geld für ein günstiges Ticket auch für Gutverdiener ausgegeben wird.

Aus Kreisen der SPD hieß es allerdings, die 300 Millionen Euro seien voraussichtlich zu hoch angesetzt. Angesichts der bisherigen Verkaufszahlen sei eher mit Kosten im zweistelligen Millionenbereich zu rechnen. Auch die neuen SPD-Landesvorsitzenden teilen die Kritik am 29-Euro-Ticket.

Nicola Böcker-Giannini und Martin Hikel haben in ihrem innerparteilichen Wahlkampf die „Umsonst-Stadt“ mit dem Verzicht auf Gebühren als problematisch bezeichnet und eine Umverteilung von oben nach unten gefordert, so die Berliner Morgenpost. Nachdem sie nun klargestellt haben, dass Bildung kostenfrei bleiben soll und damit die Diskussion um neue Kita- und Hortgebühren vorerst beendet haben, bleibt das 29-Euro-Ticket als letztes Element der „Umsonst-Stadt“ in der Debatte.

Böcker-Giannini äußerte offen ihre Ablehnung. Das Ticket untergrabe das 49-Euro-Ticket und bewirke keine Umverteilung. Die Wirksamkeit müsse in einem Jahr überprüft werden. Fast 900.000 Berliner nutzen das Deutschlandticket, davon rund 670.000 allein bei der BVG. ■