Irre, jetzt malen sich Klimaaktivisten ihre Radwege schon selbst. Der Polit-Krieg um Pop-up-Radwege in Berlin – er wird immer bizarrer.
Der Berliner Senat hat den Ausbau der Radschnellwege auf Eis gelegt und auch in anderen Teilen Berlins stockt die Entwicklung der Fahrrad-Infrastruktur. Doch jetzt haben Klima-Aktivisten die Sache selbst in die Hand genommen. Mit Eimern voller Farbe, Pinseln und Schablonen rückten sie in der Nacht auf die Berliner Allee in Weißensee aus, um einen Pop-up-Radweg zu schaffen, schreibt die Berliner Zeitung.
Die radikale Gruppe „Sand im Getriebe Berlin“, die sich lautstark gegen den „Auto-Kapitalismus“ stellt, verkündete am Donnerstag auf X, dass sie eigenhändig Radfahrstreifen auf einer der wichtigsten Hauptverkehrsstraßen im Osten Berlins markiert haben. Berlin im Ausnahmezustand – werden die Straßen jetzt von Aktivisten regiert?
Klimaaktivisten malen Radweg in Berlin-Weißensee
Wir haben der Autolobby einen Strich durch die Autospur gezogen!
— Sand im Getriebe Berlin (@SiGBerlin) August 1, 2024
...und auf der Berliner Allee in Weissensee über Nacht einen #PopUpRadweg errichtet! pic.twitter.com/TjxGMs3xEU
„Wir haben der Autolobby einen Strich durch die Autospur gezogen ... und auf der Berliner Allee in Weissensee über Nacht einen #PopUpRadweg errichtet“, heißt es in einem aktuellen Tweet der Gruppe. Und weiter: „Farbe ist zwar keine Infrastruktur, aber immer noch besser von uns gestrichene Radwege, als von der CDU gestrichene Klimaziele! Daher haben wir heute Nacht die Verkehrswende selbst in die Hand genommen & haben auf der Berliner Allee einen Radweg gebaut.“ Fahrradinfrastruktur sei eben nicht nur in der Innenstadt wichtig. Auch die Randbezirke seien von „desaströsen Radinfrastrukturen geprägt“.

Die Berliner Allee im Nordosten ist eine der gefährlichsten Straßen für Radfahrer – keine Radwege, nur dichter Verkehr und parkende Autos. Seit Jahren fordern Anwohner und Unterstützer aus Weißensee einen Umbau, schreibt die Berliner Zeitung. Die Aktion Berliner Allee will die Straße zur örtlichen Verbindung herabstufen und mit durchgängigen Radwegen, breiten Gehwegen und Bäumen versehen.
Während Projekte für den Autoverkehr (etwa die Sanierung des Schlangenbader Tunnels) vorangetrieben werden, stehen Radfahrer im Regen. Klima-Aktivisten der Gruppe „Sand im Getriebe Berlin“ haben die Sache jetzt also mal selbst in die Hand genommen: in einer Nacht-und-Nebel-Aktion. Sie könnten nicht länger warten, so die Aktivisten.
Werden Berlins Straßen künftig von Aktivisten gestaltet? Die Stadt steht vor einem Verkehrschaos, während die Politik offenbar auf Zeit spielt. Die Grünen-Verkehrspolitikerin Oda Hassepaß warnt: Werde jetzt gespart, gebe es die fette Quittung in der Zukunft. Berlin brauche sichere Radschnellwege. Die Debatte geht also weiter, aber für viele Radfahrer und Aktivisten in Berlin ist die Geduld offenbar am Ende.
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