Ersatz für die M41?

Berliner Nerv-Bus soll Straßenbahn weichen: Anwohner protestieren

Bis zum Jahr 2035 soll eine neue, 13,7 Kilometer lange Tramstrecke durch die Berliner Ortsteile Treptow, Neukölln, Kreuzberg und Mitte gebaut werden

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Eine neue Straßenbahnstrecke soll den Bus M41 überflüssig machen.
Eine neue Straßenbahnstrecke soll den Bus M41 überflüssig machen.Sabine Gudath

Auf der M41 sind Verspätungen planmäßig. Die Metrobus-Linie M41 (Baumschulenstraße bis Hauptbahnhof) gilt als Berlins nervigste Buslinie. Oft überfüllt und noch öfter zu spät. Der M41 wurde sogar schon ein Protestsong gewidmet: „Du bist der Bus, der im Rudel fährt und an unseren Nerven zerrt“. Die BVG-Busse bleiben oft im Verkehr stecken und bieten auf der viel genutzten Strecke nicht genügend Platz. Deshalb soll die Buslinie weg und durch eine Straßenbahn ersetzt werden. Doch Anwohner haben Bedenken.

Eine neue, fast 14 Kilometer lange Straßenbahnstrecke soll Schöneweide mit Neukölln, Kreuzberg und dem Potsdamer Platz verbinden, um die überlasteten Busse zu ersetzen. Zwar soll erst 2035 alles fertig sein, trotzdem ist es wohl eine gute Nachricht für die genervten Bus-Nutzer der M41. Mit einer eigenen Trasse wäre die neue Straßenbahn-Verbindung weitgehend unabhängig vom Autoverkehr, von Staus und Zweite-Spur-Parkern.

Anwohnerproteste gegen neue Straßenbahn

Aber. Natürlich, wir sind in Berlin, da gibt es immer auch ein großes Aber. Der Bau der neuen Straßenbahnstrecke ist noch weit entfernt, die Proteste gegen die Planung sind aber jetzt schon groß, wie die Berliner Zeitung von einer Bürgerveranstaltung berichtet. Vor allem bei Anwohnern in der Kreuzberger Urbanstraße. „Werden die Bäume erhalten bleiben?“, stand auf einem Zettel, der im Nachbarschaftsheim angepinnt war. Auf einem anderen konnte man „Was ist mit den Parkplätzen an der Sonnenallee?“ lesen.

In der Tat. Auf den schon bekannten Skizzen zu einzelnen Straßen, durch die neue Tramlinie führen soll, sind fast keine parkenden Autos zu sehen. Bäume, die heute dort noch stehen, fehlen. In der Urbanstraße könnte das Doppelgleis der Straßenbahn auf dem bisher baumbestandenen Mittelstreifen entlang verlaufen. Also: Bäume weg, Gleise hin. Links und rechts der sechs bis sieben Meter breiten Gleistrasse könnte jeweils eine 3,75 Meter breite Autofahrspur verlaufen, die von einem 2,50 Meter breiten Radfahrstreifen flankiert wird, schreibt die Berliner Zeitung. Parkplätze? Fehlanzeige.

Bisher fährt der Metrobus M41 bis zum Berliner Hauptbahnhof. Die neue Straßenbahnstrecke soll nur bis zum Potsdamer Platz führen.
Bisher fährt der Metrobus M41 bis zum Berliner Hauptbahnhof. Die neue Straßenbahnstrecke soll nur bis zum Potsdamer Platz führen.Ralph Peters/imago

Diese Trasse zwischen Halleschem Tor und Hermannplatz, entlang der Urbanstraße, direkt an der Strecke des bisherigen Busses M41, bekam jedenfalls bei der bereits erfolgten Grundlagenuntersuchung die meisten Punkte. Grund: die „sehr kurze Neubaustreckenlänge im bestehenden Straßenraum und die geringe Knotenanzahl“ (Querung von Kreuzungen, die Redaktion), steht in einer internen Unterlage. Die Planer bevorzugen für die Straßenbahntrasse den direkten Weg, immer entlang der bisherigen Buslinie M41. Damit steht auch die Zukunft der Bäume auf dem Mittelstreifen in der Sonnenallee in den Sternen.

Kosten: Mehr als 175 Mio. Euro

Für den Abschnitt zum S-Bahnhof Schönweide sind allerdings mehr Kurven und Kreuzungsquerungen eingeplant. Hier wurde der direkte Weg geprüft und verworfen. Nach heftigen Protesten von Kleingärtnern, die ihre Gärten in Gefahr sahen.

Anders als der Bus M41 soll die neue Straßenbahn schon am Potsdamer Platz enden und nicht am Hauptbahnhof. Dass im Tiergarten oder am Brandenburger Tor oberirdisch Gleise verlegt werden, sei undenkbar, berichten die Planer laut Berliner Zeitung. Erste Schätzungen gingen von Kosten von 175 Millionen Euro für die 13,7 Kilometer aus. Inzwischen dürften es aber schon mehr sein. ■