Schade, es ist knapp gewesen. Zumindest vom Ergebnis. Aber auch 0:1 ist verloren. Dabei wäre mehr möglich gewesen für den 1. FC Union im Nachholspiel bei Bayern München. Es hätte für Mut und eine breite Brust vor dem Keller-Duell am Sonntag gegen Darmstadt gesorgt. So aber gibt es auch deswegen Frust, weil mit Nenad Bjelica ausgerechnet der Union-Trainer ausrastet und nur nahe am Skandal vorbeirauscht.
Union-Trainer Nenad Bjelica wird wütend
Was, bitte, erlauben Bjelica! Eine Partie, die völlig normal dahinplätschert und unspektakulär zu Ende zu gehen scheint, gerät durch den Kroaten aus dem Nichts außer Kontrolle. Der ist wütend, weil er einen Elfmeter gesehen haben will, als Konrad Laimer gegen Kevin Behrens im Bayern-Strafraum hinlangt und die beste Chance der Eisernen vereitelt (72.). Nur gibt Schiedsrichter Frank Willenborg den Elfer nicht, weil er von seinem Video-Assistenten Johann Pfeifer das Signal erhält, dass Behrens nicht von Laimer gelegt worden ist, sondern der Stürmer gegen den Abwehrspieler unsauber war. Schwierige Entscheidung, trotzdem vertretbar.
Bjelica aber tickt kurz danach bei einem Einwurf in seiner unmittelbaren Nähe gegen Leroy Sané aus, gibt den Ball nicht frei und greift dem Münchner zweimal ins Gesicht. Die klare Tätlichkeit wird mit Rot bestraft und Bjelica wird von mehreren Ordnern auf die Tribüne eskortiert.

Vielleicht hat Bjelica noch an das Wunder geglaubt, einen unerwarteten Punkt erhofft. Nur: Realistisch war die Hoffnung nicht. Was sich lange abgespielt hat, nennt man Einbahnstraße. Zugleich nennt man so etwas auch Abwehrschlacht. Genau das hat Bjelica als Marschroute ausgegeben, und das Team um Kapitän Christopher Trimmel hat es lange ziemlich gut umgesetzt. Mit ein wenig Glück zwar, insgesamt aber fleißig, engagiert und zumeist äußerst kompakt. Und doch hat es nur eine Halbzeit geklappt, weitere fünf Nachspielminuten bis zum Wechsel, danach aber nur gut 30 Sekunden.
Union-Torhüter Frederik Rönnow nervt Bayern-Stars
Da ist passiert, was sich einige Male zuvor bereits angedeutet hatte, dank unkonzentrierter, auch ein wenig verunsicherter Bayern hier und eines wieder starken Frederik Rönnow aber bis zur offiziell 46. Minute warten musste: das Bayern-1:0. Harry Kane, zuvor so gut wie nicht in Erscheinung getreten, trifft den linken Pfosten, den Abpraller zirkelt Raphael Guerreiro in den rechten Dreiangel.
Dabei läuft schon zuvor einiges nicht ganz gut bei den Eisernen. Kevin Volland muss mit Schwindelgefühlen raus, weil Bayerns Abwehrschrank Dayot Upamecano ihn beim Kopfball-Zusammenstoß so krass erwischt, dass Volland benommen auf dem Gesicht landet und fortan Sterne sieht. Dabei war er es, der unmittelbar nach dem Anstoß ganz forsch aus der Entfernung abgezogen, aber weit über das Tor gezielt hatte.
Pleite bei FC Bayern: 1. FC Union offensiv weiter zu harmlos
Mehr als ein laues Annähern an den Kasten von Manuel Neuer ist es nicht. Die Bayern sind dominant, bestimmen das Spiel, haben einen Ballbesitz von gut 75 Prozent, trotz aller Überlegenheit aber zunächst keine zündende Tor-Idee. Die Eisernen, gegenüber dem 0:0 zehn Tage zuvor in Freiburg auf vier Positionen verändert – Trimmel, Robin Gosens, Lucas Tousart und Benedict Hollerbach sind für Josip Juranovic, Jerome Roussillon, Brenden Aaronson und Mikkel Kaufmann dabei –, verteidigen längst nicht alles, wissen aber Rönnow hinter sich. Der Schlussmann klärt gegen Upamecano und Matthijs de Ligt (6.), fischt einen Coman-Flachschuss aus dem Eck (11.) und rettet auch gegen Jamal Musiala (45.+4).
Die Gegenwehr der Eisernen beschränkt sich auf die Abwehr. Nach vorn geht bis auf einen Distanzschuss von Janik Haberer (43.) kaum etwas. Es kommt nicht einmal zu Nadelstichen, weil niemand Struktur nach vorn findet und die Bälle im Mittelfeld viel zu schnell wieder bei den Münchnern sind. Erst mit dem Rückstand wird die Partie etwas offener, ohne dass es vor Neuer gefährlich wird. Dass es so lange eng bleibt und die Hoffnung auf eine Überraschung lebt, liegt auch daran, dass ein zweites Bayern-Tor, von Kane erzielt, nicht zählt, weil Leroy Sané bei seiner Eingabe im Abseits steht (54.). Aber auch 0:1 ist verloren. ■