Drittes Spiel, dritte Niederlage und wieder nichts mit einem eisernen Sieg. Schon zur Halbzeit der Gruppenphase ist bei der erstmaligen Teilnahme des 1. FC Union in der Champions League der Wunsch aufs Überwintern in Europa nur noch ein frommer Wunsch. Auch beim 0:1 (0:0) gegen Italiens Meister SSC Neapel können die Eisernen den Bock nicht umstoßen. Jetzt hilft ihnen nicht einmal mehr der Fußballgott.
Am Ende liegen sie am Boden und verstehen die zurückliegenden anderthalb Stunden nicht. Wieder hat das Pendel wegen einer Winzigkeit nicht zu ihren Gunsten ausgeschlagen. Dabei haben sie alles gegeben und vieles versucht. Sicherheit zuerst nach den vielen Gegentoren in der jüngeren Vergangenheit – so der Plan von Urs Fischer.
Das macht Mut im eisernen Spiel
Deshalb auch stehen erneut Robin Knoche in der zentralen Abwehr und Rani Khedira als Abräumer und Aufbauer davor. Das läuft lange Zeit schon deutlich besser als zuletzt, es macht Mut, auch wenn die Neapolitaner sich im Mittelfeld ein Zwei-Drittel-Übergewicht an Ballbesitz erspielen. Weiter als bis zum Strafraum reicht ihre Überlegenheit trotz der individuellen Klasse von Matteo Politano und Khvicha Kvaratskhelia nicht. Frederik Rönnow ist kaum gefordert.
Sein Gegenüber Alex Meret ist es zwar auch nicht über Gebühr, doch der SSC-Schlussmann bekommt durchaus mehr Bälle in seine Richtung. Zunächst zielt Janik Haberer bei zwei Versuchen nicht gut genug (3., 21.), auch fliegt ein Kopfball von Diogo Leite nach Ecke von Christopher Trimmel über den Kasten (6.), und als der Ball doch im Netz zappelt, steht zwar Haberer goldrichtig, Vorbereiter David Datro Fofana zuvor aber im Abseits (24.). Die Erkenntnis daraus ist, dass es mit schnellem Umschalten und mutigem Dribbling durchaus geht.
Fofana ist einer von drei Neuen in Unions Startelf gegenüber dem 0:3 zuletzt gegen Stuttgart. Auch Sheraldo Becker ist von Anfang an dabei (dafür fehlt erstmals in dieser Saison Kevin Behrens) und sorgt mit einigen Aktionen zumindest für Ansätze von Torgefahr. Nur nutzt Brenden Aaronson das flache Zuspiel nicht und setzt den Ball deutlich drüber (30.). Da sind die Versuche von Fofana (Meret muss sich erstmals langmachen/37.) und Khedira (39.) schon zielstrebiger.
Die Abwehr der Italiener zu nerven - das gelingt den Eisernen
Was auffällt, ist, dass Becker und Fofana durchaus in der Lage sind, Neapels Vierer-Abwehr um Kapitän Giovanni di Lorenzo mit Nadelstichen zu nerven. Richtig einen Fuß in die Tür bekommen sie dennoch nicht. Zugleich aber wird deutlich, dass die Gäste mit der einen oder anderen genialen Aktion vor allem durch Kvaratskhelia, in Neapels Meisterjahr zum Spieler der Saison in der Serie A gewählt, brandgefährlich bleiben.
Die Rot-Weißen sind engagiert, von den Eisern-Fans unter den 74.000 Zuschauern werden sie mit lauten Gesängen unterstützt und nach vorn getrieben. Auf dem Rasen wird es dafür giftig. Niemand steckt eine Zehenspitze zurück, nur lassen sich die Eisernen ein wenig von der Hektik anstecken. In diesem Maße nehmen die Luschigkeiten zu.
Die Luschigkeiten nehmen zu
Erst ist Knoche nicht der Sicherste, kurz darauf vermasseln seine Vorderleute einen möglichen Angriffsversuch, Diogo Leites Abwehrschlag gerät zum Querschläger – genau dorthin, wohin er unter keinen Umständen kommen sollte, nämlich zu Kvaratskhelia. Der nimmt diese Einladung dankend an, tankt sich gegen Trimmel bis zur Grundlinie durch, passt von dort auf Giacomo Raspadori – drin! Dieses 0:1 (65.) ist umso bitterer, weil es mit dem ersten und am Ende einzigen Schuss der Gäste aufs Tor fällt.