Der 1. FC Union hat den nächsten Senkrechtstarter. Bei seiner Verpflichtung urteilten viele ein bisschen skeptisch über Tom Rothe: Mal sehen, wen Borussia Dortmund da hat ziehen lassen. Einen Monat später stellt sich die Frage eher anders: Warum hat der BVB trotz Rückkaufklausel dieses Talent abgegeben?
Tom Rothe entpuppt sich als Volltreffer. Darauf hatte Unions Transferperlenfischer Oliver Ruhnert bei fünf Millionen Euro Ablöse natürlich gehofft, aber nicht unbedingt in der Wucht damit gerechnet. Der 19-Jährige sollte doch eigentlich nur Backup für Robin Gosens sein und vor allem lernen.
Viel Zeit blieb ihm nicht. Ganze 23 Tage waren Gosens und Rothe gemeinsam im Verein. Gosens‘ Last-Minute-Wechsel nach Florenz nur Stunden vorm zweiten Bundesligaspiel gegen St. Pauli veränderte die Rolle von Rothe total. Plötzlich war der 19-Jährige derjenige, der einen Backup braucht.

Rothe nutzte das Gosens-Vakuum beim 1. FC Union sofort
Aber nur, wenn er verletzt oder gesperrt sein sollte. Rothe nutzte das Gosens-Vakuum sofort, spielte stark gegen St. Pauli, stärker in Leipzig und noch besser gegen Hoffenheim.
Mit seinem 1:0 kürte er sich zum jüngsten Torschützen des 1. FC Union in der Bundesliga. Den Titel trägt er übrigens schon in Dortmund. Mit 17 Jahren traf er am 16. April 2022 für die Borussia gegen Wolfsburg. Es war übrigens sein Debüt in der Bundesliga. Doch so furios ging es beim BVB nicht weiter. Vergangene Saison spielte er auf Leihbasis für Holstein Kiel und stieg in die Bundesliga auf. Dass er trotzdem zum 1. FC Union ging, hinterließ im Norden gemischte Gefühle.

Präsident Dirk Zingler sieht in Rothe schon den Nationalspieler
Beim 1. FC Union haben sie ihren teuersten Einkauf des Sommers schon mehr als liebgewonnen. Präsident Dirk Zingler sieht in dem jungen Mann schon den nächsten Nationalspieler vom 1. FC Union. „Tom wird der zukünftige linke Außenverteidiger in der Nationalmannschaft sein. Er ist der beste 19-Jährige, den wir auf dieser Position haben.“
Ein Tritt auf den Knöchel trübte die rot-weiße Herrlichkeit von Rothe nur kurz. Während Trainer Bo Svensson schon ahnte, „dass die Verletzung im Hoffenheimspiel nichts Ernstes sein würde, brauchte die medizinische Abteilung für die gewissenhafte Prüfung etwas länger. Das Ergebnis blieb dasselbe. Rothe kann wieder dosiert trainieren und viel wichtiger, am Sonnabend bei Borussia Mönchengladbach spielen.
Läuft es für Rothe so wie immer beim 1. FC Union, werden die Lobeshymnen lauter. Und dann holt die fiese Kehrseite des Geschäfts den 1. FC Union wieder ein. Dortmund war nicht so doof, Rothe einfach ziehen zu lassen. Es gibt eine Rückkauf-Option, die die Borussia ziehen kann. Heißt übersetzt: Je besser Rothe spielt, desto eher bleibt dem 1. FC Union am Ende nur viel Geld. ■