Kommerz vs. Kultur

Spielt Union bald in Tokio? Das sagt die Bundesliga zum Millionenspiel

Während andere Ligen um die Welt jetten, erteilt die DFL Auslandsspielen vorerst eine klare Absage – und trifft damit auch in Köpenick den Nerv.

Author - Sebastian Schmitt
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Kapitän Christopher Trimmel und der 1. FC Union werden auch in Zukunft keine Bundesliga-Spiele im Ausland bestreiten.
Kapitän Christopher Trimmel und der 1. FC Union werden auch in Zukunft keine Bundesliga-Spiele im Ausland bestreiten.Team 2/imago

Der Fußball reist um die Welt – Deutschland macht da aber vorerst nicht mit. Während in Spanien und Italien bald Ligaspiele in den USA und Australien stattfinden, stellt die Deutsche Fußball Liga (DFL) klar: „Für uns ist das keine Option.“ Ein Satz, der beim 1. FC Union für Applaus sorgt. Denn dort, wo Tradition noch mehr zählt als Millionen, bleibt der Fußball geerdet.

1. FC Union in Tokio? Undenkbar

Könnte man sich vorstellen, dass der 1. FC Union irgendwann für ein Bundesliga-Spiel nach Tokio oder Miami fliegt? Wohl kaum. Schon der Gedanke daran würde bei den Fans rund um die Wuhle Schnappatmung auslösen. Die Stimmung auf der Waldseite, die Nähe, das „Eisern Union!“ – all das wäre in Übersee schlicht nicht zu reproduzieren.

Und doch: Der Reiz des Geldes ist groß. Die spanische La Liga und die italienische Serie A kassieren durch ihre Auslandsspiele zweistellige Millionensummen. In Spanien treffen Villarreal und der FC Barcelona im Dezember in Miami aufeinander, in Australien spielt die AC Mailand im Februar gegen Como 1907. Auch die Uefa hat – wenn auch „widerstrebend“ – grünes Licht gegeben.

DFL sagt Nein zum Millionenspiel

DFL-Co-Geschäftsführer Marc Lenz macht im Podcast „Spielmacher“ unmissverständlich klar: „Es würde der Zentralvermarktung helfen, ist aber nicht unser Kern. Wir sind gesellschaftlich hier verankert.“ Mit anderen Worten: Die Bundesliga bleibt da, wo sie hingehört – in deutschen Stadien, bei echten Fans, auf echten Rängen.

Keine Lust auf Miami: Barca-Star Frenkie de Jong kritisiert das „Auswärts-Auswärtsspiel“ seines FC Barcelona in Miami deutlich.
Keine Lust auf Miami: Barca-Star Frenkie de Jong kritisiert das „Auswärts-Auswärtsspiel“ seines FC Barcelona in Miami deutlich.Gribaudi/ImagePhoto/imago

Für viele Anhänger des 1. FC Union ist das mehr als eine Grundsatzfrage. Der Klub hat sich seinen Ruf als Gegenentwurf zur modernen Fußballwelt hart erarbeitet – mit Stehplätzen, Stadionwurst, Solidarität. Dass die DFL diesem Kurs folgt, ist für viele ein kleiner Sieg der Vernunft.

Bundesliga-Spiele im Ausland: Kommerz oder Kultur?

Natürlich – das Ausland lockt mit Millionen. Laut Lenz könnte ein Ligaspiel im Ausland jedem Klub rund eine Million Euro zusätzlich bringen. Doch was bringt Geld, wenn man dafür seine Seele verkauft?

Union-Fans wissen, was auf dem Spiel steht. Denn selbst in Zeiten von TV-Milliarden und Investorendruck bleibt ihr Verein sich treu. Und dass die DFL jetzt dieselbe Haltung zeigt, dürfte in Köpenick für leises Aufatmen sorgen. Während Milan in Perth und Barca in Miami kicken, bleibt der Fußball an der Alten Försterei, wo er hingehört – mitten in Berlin, mitten unter den Fans.