Als Phileas Fogg aufbricht, die Erde in 80 Tagen zu umrunden, steht viel auf dem Spiel. Um 20.000 Pfund Sterling geht es, bei Erscheinen des Romans von Jules Verne im Jahr 1873 auf heute bezogen ein Millionenvermögen. Das Ende ist klar. Dank der Reise nach Osten und der Überschreitung der Datumsgrenze lernt Fogg nicht nur zahlreiche Länder und Kulturen kennen, sondern gewinnt auf den letzten Drücker die Wette.
Eine Weltumrundung haben die Nationalspieler des 1. FC Union, die für ihre Heimatländer dieser Tage unterwegs waren, nicht geschafft. Dabei ging es in den jeweils zwei Spielen der WM-Qualifikation dennoch um einiges. Nur war bei ihnen das Ergebnis, abgesehen von einem historischen Sieg der Österreicher und einer ebenso geschichtsträchtigen Niederlage der Tschechen, weniger erbaulich und schon gar nicht würdig für Literatur. Es waren Tausende von Kilometern für nichts!
Union-Verteidiger Querfeld sitzt 180 Minuten auf der Bank
Für Leopold Querfeld steht in zwei Spielen bei den Einsatzminuten eine Null. Sowohl beim 10:0 gegen San Marino in Wien als auch beim 0:1 gegen Rumänien in Bukarest ließ Österreichs deutscher Trainer Ralf Rangnick Unions 21-jährigen Abwehrchef auf der Bank. Zu Querfelds fünf A-Länderspielen kam keines hinzu. Vor allem gegen San Marino hätte es gepasst. Mit vier Toren war der einstige Bundesligaspieler Marko Arnautovic (einst Werder Bremen, aktuell Roter Stern Belgrad) bei Österreichs Rekordsieg Mann des Tages. Außerdem hat er mit nunmehr 45 Toren Toni Polster als rot-weiß-roten Rekordtorschützen übertrumpft.
Null Minuten in zwei Spielen gibt es auch für Alex Kral. Weil zudem Tschechiens Resultate sehr dürftig ausfielen – 0:0 in Prag gegen Kroatien, am Sonntag in Torshavn ein 1:2 gegen die Färöer – schiebt der Mittelfeldspieler gar doppelten Frust. Auch ist durch die Niederlage auf den Schafsinseln Gruppenplatz 2, der für die Play-off-Spiele berechtigt, arg wackelig geworden.
Union-Profi Schäfer spielt für Ungarn mit Liverpool-Star
Andras Schäfer durfte dafür bei Ungarns 2:0 über Armenien in Budapest über die volle Spielzeit ran. Marco Rossi, der italienische Nationaltrainer, ließ den Unioner im Mittelfeld neben dem noch offensiveren Kapitän Dominik Szoboszlai vom FC Liverpool von der Leine und verhalf ihm so zu seinem 39. Länderspiel.

Ob es trotz des Sieges für die WM-Endrunde reicht, entscheidet sich erst zum Gruppenfinale im November.
Union-Stürmer Andrej Ilic erlebt Balkan-Debakel
Ganz uneins mit seinen Gefühlen dürfte Andrej Ilic sein. Erstmals hatte Coach Dragan Stojkovic den Angreifer zum serbischen Nationalteam eingeladen, ihm in der Schlussphase auch das Debüt gegönnt – allerdings fiel das 0:1 gegen Albanien verstörend aus. Es herrscht Qualifikationsalarm in Belgrad.

Zusammen kam das Nationalspieler-Quartett der Eisernen – die Dienstag-Spiele Serbiens in Andorra und Ungarns in Portugal bleiben unberücksichtigt – in sechs Partien bei möglichen 540 Minuten auf zusammen 96. Natürlich kann nicht immer jeder zum Einsatz kommen. Aber gefallen wird das Steffen Baumgart kaum. Das einzig Gute für den Union-Trainer ist, dass kaum Verletzungsgefahr bestand.
Ex-Hertha-Profi Niklas Stark erwischte es noch schlimmer
Es geht aber noch schlimmer. In Deutschland gab es mit Niklas Stark mal einen, der am anderen Ende Berlins unter Vertrag stand, von Joachim Löw eingeladen wurde, aber Spiel um Spiel auf sein Debüt warten musste. Einem unbefangenen Beobachter konnte der Abwehrspieler in den Jahren 2019 und 2020 fast schon leidtun. Neben Amsterdam ging es für ihn nach Minsk, Belfast, Tallinn und Sevilla, dazu nach Hamburg, Mönchengladbach, Mainz, Wolfsburg, Dortmund und Leipzig. Gespielt hat er dort keine einzige Minute. Erst in seiner neunten möglichen Partie wurde er erlöst. Nach zusammen 30 Minuten (25 bei einem 6:1 gegen Nordirland und fünf bei einem 3:3 gegen die Türkei) war die Karriere im Trikot mit dem Bundesadler jedoch wieder vorbei.