Respekt, 1. FC Union! Die Köpenicker verpassen den Bullen von RB Leipzig einen Nasenring und nehmen beim rasanten 0:0 einen hochverdienten Punkt aus Sachsen mit. Am Ende liegt beim Ost-Duell sogar ein Auswärtssieg in der Luft, doch den Eisernen fehlen gleich mehrfach nur wenige Zentimeter!
Zwei Punkte verschenkt oder einen gewonnen? So richtig können die Profis des 1. FC Union die Nullnummer auch nach fast 95 gespielten Minuten nicht einordnen. Vor dem Spiel wäre man mit einem Remis beim Topklub sicherlich zufrieden gewesen. Doch nach dieser starken Leistung war sogar mehr drin. Die 4700 mitgereisten Union-Fans haben dagegen eine klare Meinung: Nach dem Abpfiff brandet Jubel im Gästeblock auf. Vor allem feiern die Anhänger Torwart Frederick Rönnow (32) für einen gehaltenen Elfmeter, der dafür sorgt, dass der 1. FC Union auch nach dem dritten Spieltag ungeschlagen bleibt. Doch der Reihe nach.
1. FC Union und RB Leipzig ohne Cheftrainer
Kurios wird es bereits, bevor der Ball überhaupt rollt. Bis zuletzt hatte der 1. FC Union auf eine Blitz-Genesung von Cheftrainer Bo Svensson (45) gehofft. Vergeblich. Rund zwei Stunden vor dem Anpfiff war klar: Der Däne liegt weiter mit einem grippalen Infekt flach und verfolgt die Partie aus Berlin vor dem Fernseher. Für Svensson übernahm Co-Trainer Babak Keyhanfar (39) bei den Köpenickern das Kommando. Da RB-Coach Marco Rose (48) wegen einer Gelb-Rot-Sperre ebenfalls zum Zuschauen verdammt war, stand gar kein Cheftrainer im ehemaligen Zentralstadion an der Seitenlinie.
Den Ost-Gipfel ohne Chefs beginnt der 1. FC Union defensiver als sonst. Gegen das Topteam aus Sachsen soll zunächst die Abwehr stehen – und das Betonanrühren funktioniert gut. Die Eisernen schließen die Reihen und lassen den Leipzigern kaum Lücken, in die ihre schnellen Ballkünstler stoßen könnten. Leipzig drückt zwar in der Anfangsphase gewaltig, aber klare Torchancen springen dabei nicht heraus.
1. FC Union verteidigt bei RB Leipzig kompakt
Auch offensiv probiert Union etwas Neues. Mittelstürmer Jordan (28) sitzt zunächst nur auf der Bank. Dafür steht Tim Skarke (28) genauso erstmals in dieser Saison in der Startelf wie Laszlo Benes (27). Der Plan ist klar: Die Offensivkräfte sollen gemeinsam mit dem flinken Benedict Hollerbach (23) die Köpenicker Konter ankurbeln.
Nur: So richtig mit Leben füllen kann Union die Idee nicht. Zum einen, weil die Angriffe nicht sauber zu Ende gespielt werden. Zum anderen, weil der Weg zum gegnerischen Tor nach einer Balleroberung aufgrund der defensiven Spielweise schlicht zu weit ist.
1. FC Union: Frederick Rönnow hält Elfmeter gegen RB Leipzig
Richtig rasant wird es in der zweiten Halbzeit, vor allem, nachdem Keyhanfar nach 56 Minuten Jordan und Yorbe Vertessen (23) bringt. Die Botschaft: Mehr Mut nach vorne. Und die kommt an.
Union dreht mächtig auf und kommt zu mehreren guten Chancen. Erst scheitert Tom Rothe mit einem Kopfball nach einer Ecke an Leipzig-Keeper Peter Gulacsi, der den Ball gerade noch so mit den Fingerspitzen über die Latte lenkt (58.). Nur eine Minute später entschärft Gulacsi einen Kopfball von Diogo Leite.
1. FC Union hat in Leipzig mehrfach den Sieg auf dem Fuß
Auf der anderen Seite hat Union Glück. Erst landet ein abgefälschter Schuss von Xavi Simons auf dem Querbalken (69.), dann fischt Rönnow einen schwach geschossenen Foulelfmeter von Lois Openda aus der rechten unteren Ecke, nachdem Abwehrchef Kevin Vogt (32) Openda von den Beinen geholt hatte (74.).
Rönnows Heldentat zieht RB endgültig den Stecker. Für Union hat dagegen Vertessen den Sieg auf dem Fuß, verpasst mit seinem Schuss das 1:0 nur um Zentimeter. Auch Janik Haberer und nochmals Leite scheitern in der Schlussphase knapp, bevor Rönnow in der Nachspielzeit nochmals einen Freistoß von Nationalspieler David Raum aus dem Winkel kratzt. ■