Fischer bricht sein Schweigen

Nach Union-Trennung! Dieser Klub klopfte zuerst bei Urs Fischer an

Im Interview mit der Berliner Zeitung lüftet Urs Fischer, einstiger Kult-Trainer des 1. FC Union, so manches Geheimnis.

Author - Berliner KURIER
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Unions Kult-Trainer Urs Fischer gab ein entspanntes Interview am Züricher See.
Unions Kult-Trainer Urs Fischer gab ein entspanntes Interview am Züricher See.Christian Merz

Er hat sich lange Zeit zurückgezogen. Jetzt bricht Kult-Trainer Urs Fischer (59) sein Schweigen. Knapp 22 Monate nach der schmerzhaften Trennung  vom 1. FC Union gab Fischer der Berliner Zeitung ein Interview. Darin verrät er, welcher Klub sich zuerst bei ihm gemeldet hatte und ihn holen wollte. Das ist eine ziemliche Überraschung.

Denn hätte Fischer im Winter 23/24 zugesagt, wäre er jetzt in den USA. Fischer zu dem Ami-Angebot: „Atlanta United hatte mich aus der Summe von etlichen aufgezeichneten Daten als potenziellen Trainer ausgesucht. Sie haben angefragt, ob ich mir vorstellen könnte, nach Amerika in die MLS zu kommen. Die Daten hätten gezeigt, dass ich als Trainer sehr gut zu ihnen passen würde.“

Doch Unions früherer Erfolgscoach sagte:  No, thank you!  „Es war zu kurzfristig, noch sehr nah an meiner Trennung von Union. Ich würde kein Angebot sofort kategorisch ablehnen oder etwas ausschließen. Sag niemals nie! Ich habe gelernt, dass manche Dinge oft anders kommen, als man sie vorher erwartet hätte“, so Fischer.

Fischer sagte US-Klub Atlanta United ab

Seit November 2023 hatte Fischer, der beim 1. FC Union durch den Bundesliga-Aufstieg 2019 und dem Champions-League-Märchen 2023 ein Meilenstein-Coach für die Ewigkeit ist und bleibt, viel Zeit zum Nachdenken. Der Schweizer überstürzt keine Entscheidungen. Jobangebote hatte er schon zahlreiche, doch zugesagt hat er bis jetzt nicht.  Fischer: „In diesem Sommer gab es für mich auch die eine oder andere Chance, aber am Schluss war es nicht das Richtige, es wurde nicht konkret genug oder der Verein hat sich anders entschieden.“

Doch das Feuer steckt noch immer in ihm. Er würde sogar in der Zweiten Liga ein Team übernehmen: „Das würde ich nicht ausschließen. Es geht mir um das Projekt. Ich muss ein Bauchgefühl entwickeln und diesen Reiz spüren, etwas Neues zu probieren. Das mache ich nicht von der Liga abhängig. Ich kann mir auch vorstellen, eine Aufgabe hier in der Schweiz zu übernehmen.“

Alle Unioner sind Fischer zutiefst dankbar, was er für den Klub geleistet hat. Die Trennung am 15. November war total friedlich nach einer Talfahrt von 14 sieglosen Spielen. Auch für den Coach war ein Weitermachen irgendwie sinnlos geworden. Fischer erinnert sich an dem Tag, als alles vorbei war: „Ich glaube nicht, dass man Emotionen überspielen kann. Wir hatten gemeinsam so viele schöne Momente erlebt, da ist es nur menschlich, wenn man verschiedene Emotionen auf einmal verspürt. Es war ein ganz schwerer Tag, aber es ist viel Druck von mir abgefallen.“

Im September 2023 verlor Union das Auftaktspiel in der Champions League unglücklich in der Nachspielzeit mit 0:1 bei Real Madrid durch ein Tor von Jude Bellingham.
Im September 2023 verlor Union das Auftaktspiel in der Champions League unglücklich in der Nachspielzeit mit 0:1 bei Real Madrid durch ein Tor von Jude Bellingham.Contrast/Imago

Fischer zur Talfahrt 2023: „Das 0:1 bei Real Madrid war der Nackenschlag“

Und noch ein Geheimnis lüftet Fischer. Es geht um den Grund, warum es nach über fünf Jahren plötzlich zur Talfahrt im Herbst 2023 kam: „Aus meiner Sicht hatte unser erstes Champions-League-Spiel in Madrid eine negative Wirkung. Wenn wir dort einen Punkt mitgenommen hätten, wäre es – davon bin ich eigentlich überzeugt – anders gelaufen. Nach dem letzten Eckball des Spiels hat Real noch das 1:0 gemacht. Natürlich war das verdient, aber wenn wir dieses Unentschieden gehalten hätten, wäre die Mannschaft in den Wochen danach anders aufgetreten. So war es ein ganz bitterer Nackenschlag.“ Nach Jahren der Erfolgswelle war diese Niederlage für viele Union-Profis ein Schock und der Krampf setzte in der Bundesliga ein.