Kaum da und schon geimpft: Robin Gosens beweist, dass er die Union-DNA nach nur wenigen Wochen schon mehr als verinnerlicht hat. Der Nationalspieler kritisiert auf der USA-Reise des DFB die Auswüchse im Fußball-Business und spricht damit vielen Eisernen aus der Seele. Gleichzeitig warnt er vor dem Druck, dem viele Profis Tag für Tag ausgesetzt sind. Nach Boateng-Beichte: Auch Union-Star Robin Gosens warnt vor Psycho-Knacks!
Dass Gosens ein Profi ist, der über den Tellerrand des Fußballs schaut, hat er bereits mehrfach eindringlich bewiesen. Zuletzt packte er bei einer sozialen Aktion für Obdachlose in den USA gemeinsam mit Hertha-Legende Arne Friedrich an.
Jetzt warnt der 29-Jährige vor der Partie in Hartford/Connecticut gegen die USA (21.00 Uhr, RTL) vor den Exzessen und den Untiefen des Kommerzfußballs: „Der Fußball generell ist gerade auf einem sehr gefährlichen Weg, der nicht unbedingt gesund ist.“
Gefragt worden war Gosens, was er von den Plänen der WM 2030 halte, die in sechs Ländern und auf drei Kontinenten stattfinden soll. Dabei bezog er klar Stellung: „Immer mehr Geld, immer mehr Kommerz. Ich persönlich möchte, dass der Sport im Vordergrund steht und nicht zum Business verkommt. Leider müssen wir uns damit aber vielleicht ein Stück weit abfinden.“
Union-Star Robin Gosens warnt vor Druck im Profifußball
Dabei ist dem Emmericher natürlich bewusst, dass auch er von der Ausschlachtung der beliebtesten Sportart der Welt finanziell profitiert. „Es ist viel Geld im Spiel, was sich auf unsere Verträge auswirkt.“ Rechtfertigen oder gar entschuldigen müsse er sich dafür aber nicht. Gosens: „Letztlich geht es um Angebot und Nachfrage.“

Vielmehr mahnt Gosens vor den Risiken und Nebenwirkungen des Geschäfts und dem Preis, den man im Rampenlicht bezahlt. „Ich finde es schwierig, wenn mentale Probleme damit heruntergespielt werden, wenn gefordert wird, dass man alles aushalten muss, weil man viel Geld verdient“, erklärt er. Gosens weiter: „Dann greift das Argument nicht, weil auch ich nicht mit Geld in die Apotheke gehen kann, mir zwei Pillen kaufe und alles ist wieder gut.“
Hertha-Legende Prince Boateng berichtet von Depressionen
Wie der Druck in der Branche auf manche wirkt, gestand erst jüngst die Hertha-Legende Boateng. Der Fußballer erklärte nach dem Ende seiner Karriere in einem bemerkenswerten Interview, dass er unter Depressionen litt, auch zu Schlaftabletten griff und letztlich der Öffentlichkeit über Jahre etwas vorspielte.
Dabei sagte Boateng auch, dass er reihenweise aktive Fußballer kenne, denen es genauso geht: „So viele leiden unter Depressionen, nehmen Schlaftabletten, gehen feiern. Viele wollen so dem Schmerz entgehen.“ ■