Gänsehaut mit Hertha-Legende

Depressionen, Tabletten und Berlin-Flucht: Boateng lüftet dunkles Geheimnis!

Prince gibt nach seinem Karriereende bemerkenswerte Einblicke in sein Seelenleben.

Author - Sebastian Schmitt
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Prince Boateng (36) wurde jüngst erst bei Hertha BSC offiziell verabschiedet und gibt nun düstere Einblicke in sein Seelenleben während seiner aktiven Zeit. 
Prince Boateng (36) wurde jüngst erst bei Hertha BSC offiziell verabschiedet und gibt nun düstere Einblicke in sein Seelenleben während seiner aktiven Zeit. City-Press

Hut ab Prince Boateng! Die Hertha-Legende ist für sein schillerndes Leben und seine unglaubliche Karriere als Fußballer bekannt, als harter Kerl und auch als echter Witzbold, der das Leben immer locker nimmt. Dass das alles zum Teil nur Fassade war, gesteht er jetzt nach seinem Karriereende ganz offen – und gibt dabei bemerkenswert düstere Einblicke in sein Seelenleben. Gänsehaut pur!

„Wenn du mit dem Spielen aufhörst, dann trifft es dich am härtesten“, gestand Boateng als er nach 520 Pflichtspielen, 76 Toren und 56 Vorlagen seine Fußballschuhe endgültig an den Nagel hängte. Doch schon während seiner Karriere führte der ehemalige Milan-Star einen inneren Kampf mit sich und seinem Leben im knallharten Fußball-Business.

„Ich habe immer alles gegeben für meine Mitspieler. Ich war der Leader, ich war der harte Junge, aber ich war auch der Clown – ich war lustig. In der Kabine habe ich den starken Prince gezeigt, lachend und jeden aufbauend“, so der gebürtige Berliner, um dann aufzurütteln: „Jeden Tag kämpfte ich mit meinen Dämonen. Ich ging nach Hause, weinte, fühlte mich traurig und hatte Depressionen.“

Prince Boateng: „Als ich zu Hause war, habe ich geweint“

Nun ging der mittlerweile 36 Jahre alte Junge aus dem Wedding bemerkenswert offen genauer auf die Schattenseiten des Glanz und Glamours ein. Im Podcast „VIBE with FIVE“ von Ex-England-Star Rio Ferdinand erzählt Boateng viele spannenden Anekdoten aus seiner beeindruckenden Karriere. Vor allem verrät er, wie sehr er sich in dieser Zeit immer wieder verstellen musste und wie bedrückend das Leben teilweise für ihn war – und wie er die Öffentlichkeit, aber auch teilweise sich selbst, immer wieder hinter das Licht führte.

Vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli wurde Prince Boateng (36) jüngst erst von Hertha BSC und den Fans in der Ostkurve verabschiedet. 
Vor dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli wurde Prince Boateng (36) jüngst erst von Hertha BSC und den Fans in der Ostkurve verabschiedet. City-Press

„Meine ganze Karriere über habe ich geschauspielert, habe einen auf hart gemacht. Ich hätte einen Oscar gewinnen sollen, weil die Leute dachten: ‚Oh, er ist glücklich, sieh nur, wie stark er ist‘, nein, ich war so schwach, als ich zu Hause war. Dort habe ich dann geweint, war deprimiert, war allein.“

Besonders nach seinem Wechsel 2020 zum AC Monza in Italiens Zweite Liga sei er „mental überhaupt nicht auf der Höhe gewesen“. Boateng: „Ich habe zu dieser Zeit sehr viel in meinem Leben verarbeitet und litt unter echten Depressionen und habe Schlaftabletten genommen.“

Die Phase sei so schlimm gewesen, dass er einmal beim Training angekommen, nicht aus dem Auto steigen konnte, sondern wieder nach Hause fuhr und seinen Trainer anrief. „Ich habe ihm gesagt: ,Ich kann nicht mehr. Ich habe keine Energie mehr‘“, berichtet Boateng und gesteht: „Ich blieb danach vier Wochen im Bett und habe nicht mal geduscht. Die Zeit war extrem hart.“ 

Dodi Lukebakio half Prince Boateng bei Hertha BSC aus der Krise

Mithilfe eines Psychologen kam Boateng wieder auf die Beine. Zumindest physisch. Mental nicht. Boateng: „Es hat mir nicht geholfen, dass ich wieder ich sein konnte.“

Auch nach seiner Rückkehr zu Hertha BSC im Sommer 2021 ging es ihm noch nicht wirklich besser. „Was mich dann gerettet hat, was mir Frieden und Spaß brachte, war der Glaube an Jesus“, sagt Boateng ganz offen.  

Geholfen hat ihm dabei Hertha-Kollege Dodi Lukebakio, der im Sommer zum FC Sevilla wechselte und bekennender Christ ist. Lukebakio hielt zu der Zeit mit seinen Hertha-Mitspielern Davie Selke und Wilfried Kanga regelmäßig einen Bibelkreis ab und inspirierte Boateng. „Dodi hat mit mir über Jesus und die Bibel geredet. Das hat mein Interesse geweckt“, sagt Boateng.

Sein Leben radikal verändert hat er dann in den vergangenen Monaten. Auf Einladung der Fifa weilte Boateng bei der Frauen-WM in Australien – und ließ sich dort taufen und fand seinen Frieden. Boateng: „Sydney ist für mich jetzt mein Zuhause, weil sich mein Leben dort komplett verändert hat.“ 

Prince Boateng bot immer eine große Show. Nach der Meisterschaft mit AC Mailand 2011 tanzte er vor seinen Teamkollegen den Moonwalk von Michael Jackson nach. 
Prince Boateng bot immer eine große Show. Nach der Meisterschaft mit AC Mailand 2011 tanzte er vor seinen Teamkollegen den Moonwalk von Michael Jackson nach. City-Press

Seine Zelte in Berlin scheint er aufs Erste und nach der Trennung von Instagram-Sternchen Valentina Fradegrada nach nur einem Ehe-Jahr abgebrochen zu haben. „Mailand war immer mein Zuhause, weil ich es mit Erfolg verbunden habe, ein Superstar zu sein. Aber das war nicht mein Zuhause. Zu Hause ist dort, wo man wirklich man selbst sein kann. Ich war nie ich selbst. In Sydney kann ich das jetzt.“

Prince Boateng: „Viele Fußballer leiden unter Depressionen“

Boateng kann seinen Wandel und seinen gefundenen Glauben selbst kaum fassen: „Wenn man mir das vor zwei Monaten erzählt hätte, hätte ich gesagt, die sind verrückt. Noch an dem Tag meiner Taufe konnte ich wegen Knieschmerzen kaum laufen. Nach der Taufe bin ich joggen gegangen.“

Dass es vielen Profifußballern genauso geht, steht für Boateng außer Frage: „So viele leiden unter Depressionen, nehmen Schlaftabletten, gehen feiern. Viele wollen so dem Schmerz entgehen.“

Bekehren will Boateng niemanden. „Ich sage niemandem, dass er Christ werden soll, aber der Frieden und die Liebe, die ich bekomme, sind einfach überwältigend. Es ist unglaublich, was jetzt in meinem Leben geschieht. Das war der Wendepunkt in meinem Leben. Nichts ist mehr so, wie es war. Autos und Uhren interessieren mich nicht mehr. Ich will nur ein guter Mensch sein.“