Es ist und bleibt eine bemerkenswerte und wohl sogar weltweit einmalige Situation im Profifußball: Bei Hertha BSC stehen bekanntlich alle drei Söhne von Chefcoach Pal Dardai im Kader. Doch so richtig zusammen kommt die Dardai-Dynastie bisher nicht. Nur 33 Minuten: Drei Dardais auf einmal – das kriegt Hertha kaum gebacken!
Was waren die Schlagzeilen groß. Mit der Rückkehr von Palko Ende Juli zu Hertha BSC war das Familien-Quartett perfekt. Mit allen drei Dardai-Söhnen unter ihrem Vater, Herthas Rekordspieler, als Trainer fragten sich viele rund um Hertha BSC: Alles Dardai, oder was?
Pal Dardai wehrt sich gegen Kritik, er bevorzuge seine Söhne
Drei Dardais im Team – mehr „Berliner Weg“, den Hertha-Präsident Kay Bernstein ausgerufen hat, geht nicht. Doch so richtig klappen will es bisher nicht. Nach 20 gemeinsamen Minuten beim Pokalsieg in Jena (5:0) standen Palko (24), Marton (21) und Bence (17) in der bisherigen Zweitliga-Saison lediglich zweimal und nur für 33 Minuten gleichzeitig auf dem Rasen. Nach neun Spieltagen und 810 Minuten (ohne Nachspielzeit) entspricht das einem Mini-Anteil von etwas mehr als vier Prozent.

Zahlen, die Pal Dardai recht geben, wenn er sich gegen Kritik wehrt, er würde seine Söhne bevorzugen. Im Gegenteil. Pal betont immer, dass es seine Jungs unter ihm sogar schwerer haben. Dabei weiß er genau, wovon er spricht, spielte er doch einst selbst unter seinem Vater Pal senior in Ungarn bei MFC Pecs. „Trainer und Papa, das sind zwei verschiedene Sachen“, erinnert sich Pal Dardai.
Auch Mutter Monika hat großen Anteil an Herthas Dardai-Dynastie
Dass es wirklich so ist, erlebte Bence vor dem Kiel-Spiel. Obwohl Dardais Co-Trainer den jüngsten der drei Sprosse zum ersten Mal von Beginn an bringen wollten, entschied Papa Pal als Chef anders und behielt recht. Bosniens Nationalspieler Smail Prevljak (28) erhielt aufgrund seiner Erfahrung im offensiven Mittelfeld den Vorzug, traf und hatte so großen Anteil am spektakulären 3:2-Auswärtssieg.
Außer Frage steht dabei, dass alle drei Brüder mit ordentlich Talent ausgestattet wurden. Nicht nur von Papa Pal, sondern auch von Mutter Monika, die in ihrer Heimat einst als Handballerin in der ersten Liga aktiv war. Dass Bence über die wohl vielversprechendste Veranlagung verfügt, daraus macht Pal Dardai keinen Hehl. „Er spielt nach vorn Pässe, die man nicht verteidigen kann.“

Dennoch kommt Bence in seinem ersten Profijahr bisher „nur“ auf sechs Einwechslungen und 126 Minuten Spielzeit. Auch, weil Papa Pal stets betont: „Alle Spieler sind meine Söhne. Es wird immer an Leistung gemessen.“
Marton Dardai fehlt Hertha BSC vorerst verletzt
Ein anderer Grund, warum alle drei Dardais bisher so selten zusammenspielten, ist Palkos Ausfall. Der Flügelflitzer, vor der Saison nach zwei Jahren für 300.000 Euro vom ungarischen Erstligisten Fehérvár zurückgeholt, fehlt seit dem 3:0-Sieg gegen Braunschweig wegen einer Bänderverletzung und verpasste die vergangenen drei Spiele.
Zwar hofft Hertha, dass er nach der Länderspielpause und beim 1. FC Nürnberg (Sonntag, 22. Oktober, 13.30 Uhr) wieder fit ist. Dennoch ist offen, ob er dann mit seinen Brüdern weitere Dardai-Minuten sammeln kann. Denn ausgerechnet Dauerbrenner Marton (jedes Spiel in der Startelf) erwischte es beim jüngsten 2:1-Sieg auf Schalke. Der Innenverteidiger, diese Saison fast ausschließlich als Abräumer im defensiven Mittelfeld unterwegs, fällt vorerst verletzt aus.