Union-Kolumne
In Regionalliga und Bundesliga: Der 1. FC Union träumt doppelt
Am Sonntag beginnen sowohl die Eisernen Ladys als auch die Bundesligaprofis des 1. FC Union ihre Jagd nach Punkten. Nur: Sollte man Frau bei Ballspielen überhaupt mit Mann vergleichen dürfen?

Für die einen gab es jüngst das Ende, das schmähliche. Die anderen stehen vor dem Anfang, zumal vor einem, der sie in eine neue Dimension bringen wird. Nach Europa, klar doch, aber dort mitten hinein ins Establishment, in die Königsklasse. Die einen sind die im Fußball besten deutschen Frauen, die anderen die besten Eisernen aller Zeiten, die sie zumindest in der Vorsaison waren. Platz 4 in der höchsten Spielklasse hat ein Team des 1. FC Union nie zuvor erreicht. Nur die Älteren und Grauhaarigen werden sich erinnern: Platz 5 in der DDR-Oberliga nach dem Spieljahr 1970/71 war das Höchste der Gefühle, als die Helden Rainer Ignaczak und Wolfgang Wruck, Reinhard Lauck und Hartmut Felsch, Ulrich Prüfke und Harald Betke, Wolfgang Juhrsch und Meinhard Uentz hießen.
Dreieinhalb Stunden nur liegen zwischen dem Anpfiff des WM-Finales der Frauen, in das das DFB-Team wollte, und der Partie des 1. FC Union gegen Mainz, mit dem die Rot-Weißen um Trainer Urs Fischer in ihre fünfte Saison in der Bundesliga starten. Während der Traum der deutschen Frauen, im Accor Stadium von Sydney den Höhepunkt des Spieljahres zu genießen, in einem Desaster endete, beginnen die Rot-Weißen aus dem Stadion An der Alten Försterei ihren neuen Traum gerade zu leben. Hoffentlich.
Weil der einen vorläufiges Ende noch frisch, der anderen Beginn unmittelbar bevorsteht, liegt die Gelegenheit zu einem Vergleich nahe. Das auch, weil sie in Köpenick mit ihrem Frauenteam seit einem Jahr auf mehr Professionalität Wert legen, den Sprung aus der Regionalliga in die Zweite Bundesliga aber erst einmal deutlich verpasst haben. Das ist nicht weiter schlimm, denn gut Ding will Weile haben. Wie lange nur haben sich gerade in der Wuhlheide Generationen von Männern abgemüht und gequält, sind grandios gescheitert oder gnadenlos abgestürzt, bevor sie oben angekommen sind.
Meistgelesen
Blick in die Sterne
Laut Horoskop: Diese Sternzeichen schweben im Oktober auf Wolke sieben
Blick in die Sterne
Tageshoroskop für Montag, 2. Oktober 2023 – für alle Sternzeichen
Garage für 139.000 Euro
Der tägliche Wohn-Wahnsinn in Berlin
Das geht aber schnell
Schnellstart bei „Hochzeit auf den ersten Blick“: Hier geht es schon ums Baby
Wegen Umzug ins Olympiastadion
Hertha-Ultras sticheln gegen den 1. FC Union!
Rezept des Tages
Cremige Kürbissuppe: Dieses Herbst-Rezept ist ein Muss

Aufstiegstraum der Eisernen Ladys zielt mit mehr Professionalität auf die 2. Bundesliga
Aber, um nicht gleich in die Ecke alter weißer Mann, Macho oder ewig Gestriger gesteckt zu werden: Männlein und Weiblein mit gleicher Elle zu messen – geht das im Sport, obwohl das gerade sehr modern geworden ist? Und: Geht es bei Ballspielen? Kann das fair sein, wenn selbst Bernd Schröder, langjähriger Coach des Teams von Turbine Potsdam und größter Frauenfußballversteher des Landes, von unterschiedlichen Sportarten spricht? Der Mann, nach 45 Dienstjahren im Amt ein Methusalem, muss es wissen. Nachdem er die Turbinen einst zum Triumph in der Champions League geführt hatte und die Siegerfrauen nur Wochen später im Brandenburgischen ein Spiel gegen ein (männliches) Juniorenteam bestritten, bekamen Europas beste Frauen zweistellig eingeschenkt.
Das Duell der Geschlechter ist nicht ganz so alt wie der Sport – denn im Griechenland der Antike durften Frauen bei Olympischen Spielen nicht starten –, aber fast.
Zugleich hat Frau aufgeholt, ganz kräftig sogar, auch wenn es in der Leichtathletik nur einen Wettbewerb gibt, in dem der Weltrekord des schönen Geschlechts besser ist als der von Bartträgern und möglichen Halbglatzen. Diskuswurf heißt diese Disziplin und dieser Rekord ist wohl auch nur deshalb möglich, weil die Scheibe, mit der die Frauen werfen, mit einem Kilo halb so schwer ist wie die, mit der die Männer in den Ring steigen.
Natürlich gibt es bei Frauen hier und da spannendere Spiele als bei den Männern. Spannung aber hat noch lange nichts mit Qualität zu tun. Mancher Fan geht gern zur Kreisliga, weil dort die Spiele viel häufiger 5:5 oder 7:4 ausgehen und garantiert mehr Unterhaltung bieten als ein 1:1-Schach weit oben, wo nur die Trainer oder Taktik-Fetischisten Erfüllung an einer „falschen Neun“, „doppelten Sechs“, „hängenden Zehn“ oder „fallenden Acht“ haben oder das überhaupt erkennen.
Für Kunststücke ist der 1. FC Union nicht gemacht
Von Urs Fischer weiß man, dass er Fußball der einfachen Art bevorzugt. Das heißt in erster Linie: seriös, solide, präzise, strukturiert, gern in wiederkehrenden Mustern, Automatismen genannt. Für Kunststücke ist der 1. FC Union nicht gemacht. Vielleicht noch nicht, mögen noch so große Kaliber – neben Robin Gosens nun auch Leonardo Bonucci – als mögliche Zugänge gezündet werden.
Vielleicht stand aus dem Grund, erst einmal den einfachen Fußball zu verinnerlichen und auch diesmal nicht die Bodenhaftung zu verlieren, beim 4:0 im Pokal bei Astoria Walldorf mit David Datro Fofana nur ein Neuer in der Startelf. Kann ja sein, dass Fußball pur der größte Trumpf der Eisernen in der Champions League werden könnte.
Und, wenn es schon bei den Männern in dieser Saison nicht um Punkte gegeneinander geht: Drei Stunden nach Anpfiff des WM-Finales der Frauen und eine halbe vor dem Start der rot-weißen Männer in die Bundesligasaison dribbelt Unions Frauenteam in der Regionalliga bei Hertha BSC, im Vorjahr als Hertha Zehlendorf dabei und nun übernommen, auf – von wegen es gibt keine Stadtderbys. Hier hat Frau derzeit die Nase vorn.