An Frauen sollten sich Männer ein Beispiel nehmen. Am besten an den eigenen. Das sind beim 1. FC Union die von Ailien Poese betreuten, die nach dem Aufstieg in die 2. Bundesliga diese ziemlich aufmischen, nach dem jüngsten 2:0 gegen die Zweite des SC Freiburg einen souveränen 2. Platz einnehmen und, weil das Fußball-Oberhaus der Frauen zur nächsten Spielzeit um zwei auf 14 Teams aufgestockt wird und es deshalb drei Aufsteiger gibt, vom Durchmarsch träumen. Das wäre der nächste eiserne Coup.
1. FC Union: Frauen machen es den Männern vor
Was die rot-weißen Frauen um Torjägerin Dina Orschmann, Torfrau Cara Bösl, die erfahrenen Marie Becker und Judith Steinert, die bisher unverzichtbaren Fatma Sakar, Lisa Heiseler, Korina Janez, Athanasia Moraitou und Antonia Halverkamps den Profis um Christopher Trimmel voraushaben: Sie treffen reihenweise ins gegnerische Tor. 21 Treffer sind ihnen in elf Spielen gelungen. Das ist, da muss man kein Mathe-Genie sein, ein Schnitt von hauchdünn unter zwei Toren pro Partie. Chapeau!
Davon sind die Kerle im Verein deutlich entfernt. Nirgendwo sind bisher so wenige Tore gefallen wie in den Spielen mit den Eisernen. Nur 17 sind es bisher, neun auf der Haben-, acht auf der Verlustseite. Da das eine ziemlich dürftig, das andere dafür umso besser daherkommt, ist die Bilanz mit 16 Punkten und Tabellenrang 6 trotzdem großartig. Nur bleibt es ein Tanz auf der Rasierklinge.
Weil der 1. FC Union derart wenige Tore erzielt, muss die Defensive stabil bleiben. Sonst kann das ganz schnell ins Auge gehen. Zwar liegt Frederik Rönnow mit vier Zu-null-Spielen in der Spitzengruppe der Torhüter, denn nur der Leipziger Peter Gulacsi (7) und Bayern-Schlussmann Manuel Neuer (5) sind öfter ohne Gegentor geblieben, doch um in der Liste der Torjäger die besten Union-Spieler zu finden – mit je zwei Treffern sind es Benedict Hollerbach und Tom Rothe –, muss man ziemlich weit unten suchen.
1. FC Union: Spanien wurde mit wenigen Toren Weltmeister
Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass eine XS-Torbilanz eine XXL-Punkteausbeute ermöglicht. In der 2. Bundesliga führt Hannover die Tabelle mit 16 Treffern, aber 22 Punkten an. In der Dritten Liga hat es Spitzenreiter Sandhausen mit 22 Toren zu 26 Zählern gebracht, Verfolger Bielefeld gar mit nur 19. In der Regionalliga Nordost reichen dem Chemnitzer FC ganze neun Treffer zu immerhin 17 Punkten. In Spanien liegt Atletico Madrid mit 19 Treffern und 26 Punkten auf Rang 3, in Österreich ist es Rapid Wien, dem einstigen Verein von Christopher Trimmel, gelungen, die gleiche Ausbeute gar mit einem Treffer weniger zu schaffen. Die Grün-Weißen aus dem Wiener Stadtteil Hütteldorf sind damit Tabellenzweiter.

Total auf die Spitze getrieben hat es Spanien beim WM-Championat 2010. Achtelfinale: 1:0 gegen Portugal; Viertelfinale: 1:0 gegen Paraguay; Halbfinale: 1:0 gegen Deutschland; Finale: 1:0 nach Verlängerung gegen die Niederlande. Es fällt schwer zu behaupten, dass die Furien durch die K.o.-Runden gefegt sind. Trotzdem kann man, wenn man einen Schlussmann wie Iker Casillas, eine Abwehr mit Sergio Ramos und Gerard Pique, ein defensives Mittelfeld mit Sergio Busquets und Xabi Alonso und ein offensives mit Andres Iniesta und Xavi hat, auch auf diese Art und Weise, fast ohne Angreifer, Weltmeister werden.
Trifft Union in Wolfsburg, sind Punkte drin
Zurück auf Anfang, zu den Frauen. Diesmal nicht zu den vereinseigenen, sondern zu denen aus der näheren Nachbarschaft. Wie es ohne Tore nämlich in die Hose gehen kann, passiert gerade den Fußballerinnen von Turbine Potsdam. Unter Trainer-Urgestein Bernd Schröder einst in Europa ein Top-Team mit zwei Triumphen in der Champions League, im Sommer nach dem ein Jahr zuvor erfolgten Abstieg sofort in die Bundesliga zurückgekehrt, haben sie die Kiste der Gegnerinnen ewig nicht gefunden. Nach neun Spielen hatten die Turbinen zwar einen Punkt geholt, aber noch kein Tor erzielt. In neun x neunzig Minuten kein einziges Mal getroffen. Das tut in der Seele weh und macht die Füße noch schwerer.
Am zurückliegenden Wochenende haben sie endlich die Null getilgt, wenn auch auf kuriose Weise mit einem Freistoß von der Seitenlinie aus 40 Metern Entfernung. Verloren haben sie das Spiel beim VfL Wolfsburg trotzdem, wenn auch mit 1:3 relativ knapp. Vergleiche im Fußball zwischen den Geschlechtern verbieten sich eigentlich. Vielleicht sollte da für die Männer um Trainer Bo Svensson am Sonnabend aber gerade in der Autostadt gleichfalls was gehen. ■