Schmerz, lass nach! Und das möglichst schnell. Denn nach dem ernüchternden 1:2 um Punkte gegen Heidenheim ist vor dem Pokal gegen Bayern München und vor allem vor der Partie am Wochenende in Wolfsburg. Das eine ist so wichtig wie das andere. Oder doch nicht?
Es hätte es werden können, wäre es am zurückliegenden Wochenende beim 1:0 gegen das Bundesliga-Schlusslicht, das Heidenheim bis zur 89. Minute war, geblieben, womit das Polster auf den Relegationsplatz, den in dem Falle der FC St. Pauli eingenommen hätte, auf elf Punkte (jetzt sind es sieben) angewachsen wäre.
Schaden blieb halbwegs begrenzt
Wenigstens haben die Kiezkicker in München ebenfalls in der Nachspielzeit die Niederlage kassiert und Wolfsburg am Sonntag in Frankfurt in Minute 90+6 den Sieg hergegeben. Nur der HSV ist gegen Stuttgart – wann wohl, wenn nicht weit nach anderthalb Stunden – aus der Reihe getanzt. Damit ist der Schaden trotz der eigenen Scherben halbwegs erträglich geblieben.
In Entstehung und Auswirkung erinnert mich das Dilemma gegen die Heidenheimer, längst ein ausgemachter Angstgegner, den als solchen eigentlich niemand richtig ernst nimmt, an eine Partie aus dem ersten Spieljahr des 1. FC Union in der Bundesliga. Es ist der Abschluss der ersten Halbserie mit dem Gastspiel bei Fortuna Düsseldorf.
Erinnerungen an Düsseldorf
Zwei Tage vor Heiligabend ist ein 1:1 zum Greifen nah und es scheint der Tag von Michael Parensen zu werden, der sein erstes Tor (es ist sein einziges geblieben) in Deutschlands Eliteliga erzielt hat. Schon beginnt die letzte Minute, die Gefahr ist weit weg vom Kasten von Rafal Gikiewicz.

Dann aber schießt Erik Thommy – auch er wie diesmal die Heidenheimer Stefan Schimmer und Jan Schöppner erst spät ins Spiel gekommen – aus eigentlich unmöglich scheinender Position an den Innenpfosten. Drin! Totale Ernüchterung! Das mögliche Sieben-Punkte-Polster auf Rang 16 ist um zwei Zähler geschmolzen. Für den Moment nichts mehr mit „Oh, du fröhliche…“ Am Ende ist es trotzdem gut ausgegangen.
Was ist der Pokal: Pflicht oder Kür?
Ach, hören wir lieber auf zu träumen. Dafür war das Spiel am Sonnabend letzten Endes nicht gemacht. Ein Traum war es auch nicht. Umso schwerer ist es, die Kurve zum Pokal und dem Kracher am Mittwochabend gegen die Bayern zu kriegen.
Jemandem, der die Sache völlig nüchtern betrachtet, stellt sich unwillkürlich die Frage: Pflicht oder Kür? Im Pokal alles raushauen und den Münchnern einen Kampf auf Biegen oder Brechen liefern und sie mit ein wenig Glück aus dem Weg schaffen?
Oder sich doch lieber auf den Liga-Alltag zu konzentrieren und die 90 Minuten plus drei Tage später in Wolfsburg, zumal der VfL nicht mehr um den Pott mitspielt und die Tage nutzen kann, um Pläne gegen die Eisernen zu schmieden? Ein Fest ohne Sorgen hätte der Pokal-Kracher werden können. Nun schwebt mancher Gedanke trotzdem schon in die Autostadt.
Vestenbergsgreuth bleibt unvergessen
Natürlich wäre es eine Ehre, zu den, auch unterklassigen, Vereinen – der Klassiker bleibt 1994 die TSV Vestenbergsgreuth, aber auch Weinheim vier Jahre zuvor zählt dazu – zu gehören, die den Bayern im Pokal schon in die Suppe gespuckt haben.
Das wäre auch was für die Schwärmer und Romantiker, die Freunde am Stammtisch, wenn es denn auch anderweitig klappen würde. So wie 2001 mit dem Einzug ins Pokalfinale und dem gleichzeitigen Aufstieg in die 2. Bundesliga. Eine parallele Erfolgsschiene sozusagen …
Im Pokal kann alles klappen
So ist es aber nicht. Auch wegen des verhunzten Ergebnisses vom Wochenende. Es ist ein selbst fabriziertes Dilemma. Einerseits würde ein Weiterkommen gerade gegen den Rekordpokalsieger Flügel verleihen. Andererseits könnte ein großer Kampf zu viele Körner kosten. Das eine kann so gut sein wie das andere. Wer weiß das schon. Es bleibt ein schmaler Grat und wichtig ist, das wussten schon die Altvorderen, sowieso nur auf dem Platz.





