Für besondere Tage bereitet man gern besondere Momente vor. Am besten etwas Bleibendes. Ein wenig sogar etwas für die Nachwelt. Oder für den Stammtisch. Damit auch dort darüber geredet und diskutiert werden kann. Für den 1. FC Union ist der 20. Januar so ein besonderer Tag. In zwei Monaten ist es so weit. Dann wird der Verein 60 Jahre alt. Ein Meilenstein für die Rot-Weißen. Ein Tag zum Feiern sowieso.
Spezielle Momente soll und wird es an diesem Tag einige geben. Einer jedoch, für den die Mitglieder allein sorgen werden, ist schon jetzt zementiert: Es ist die Wahl einer Sechs-Jahrzehnte-Elf. Es soll ein Team für die Ewigkeit werden. Eines, das alles andere überstrahlt. Denn das wird der ultimative Ritterschlag.
Union feiert 60 Jahre: Die große Wahl der Jahrhundert-Elf beginnt
Eines aber ist bereits jetzt klar: Das wird eine Mammutaufgabe, die viel Herz abverlangt, dennoch nicht nur für strahlende Gesichter sorgen wird. Mancher wird sich eventuell auf den Schlips getreten fühlen nach dem Motto: Warum der und warum ich nicht? Es gibt einfach zu viele Kandidaten – für ein 4-4-2-System sind je 20 Verteidiger und Mittelfeldspieler, dazu zehn Angreifer und fünf Torhüter vorausgewählt – für zu wenige Plätze. Derjenige, der seine Stimme abgibt, steckt schon jetzt in der Zwickmühle.

Ich erinnere mich noch gut an die eigentlich ehrenvolle Aufgabe, eine Elf aus 40 Jahren DDR-Oberliga zu wählen. Am Ende kamen trotzdem Fragen: Warum in der Vierer-Abwehr Konrad Weise, aber nicht Rüdiger Schnuphase? Warum im Mittelfeld Dieter Erler, aber nicht Hans-Jürgen Kreische? Warum im Angriff Günter Schröter, aber nicht Andreas Thom? Allein im Tor gab es mit dem Zwickauer Jürgen Croy einen Kandidaten, auf den sich ausnahmslos alle einigen konnten. Die Diskussionen nahmen dennoch kein Ende.
Warum die Auswahl der ewigen Union-Elf zur echten Herausforderung wird
Ein ähnliches Szenario steht auch diesmal bevor. Zumal es damals nur um vier Jahrzehnte und nur eine Liga, nämlich die oberste, ging, sind es bei den Eisernen zwei Jahrzehnte mehr und ein Wust an Spielklassen: DDR-Oberliga, DDR-Liga, Oberliga Nordost, Oberliga Nordost-Nord, Regionalliga, 2. Bundesliga, 3. Liga, Bundesliga. Auch hat sich das Spiel verändert. Die Taktik. Das System. Von A wie Athletik bis Z wie Zweikampfverhalten. Wer früher ein genialer Spielgestalter war, würde heute als Stehgeiger gelten. Es ist ein wenig so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen wollen. Schwierig, schwierig. Für manchen schier unmöglich.

Diesbezüglich nur ein Gedanke: Was sind die Tore von Karim Benyamina in der Historie wert, wenn sie unterklassig erzielt worden sind? Auch wiegt die Anzahl der absolvierten Pflichtspiele höher als die eigentliche Leistung. Das hat zur wahrscheinlich nicht einmal beabsichtigten Folge, dass wahre Legenden wie Reinhard „Mecky“ Lauck und Günter „Jimmy“ Hoge die Qualifikation gar nicht geschafft haben und auch Rainer Ignaczak, Schlussmann des Pokalsiegerteams von 1968, draußen ist. Schade. Nichts gegen Oskar Kosche und Jan Glinker, die neben Wolfgang „Potti“ Matthies, Frederik Rönnow und Gerhard „Leo“ Weiß zu den fünf zur Auswahl stehenden Torhütern gehören, in einer obersten Spielklasse jedoch haben sie für den 1. FC Union keine Spur hinterlassen.
Von DDR-Oberliga bis Bundesliga: Sechs Jahrzehnte Fußballgeschichte
Auf die Mitglieder, und nur sie sind wahlberechtigt, ist dennoch Verlass. Was haben sie nicht schon alles gewuppt. In ganz schweren Zeiten sind sie für den Erhalt des Vereins durch Berlin marschiert, sie haben für Union geblutet, ein inzwischen europaweit anerkanntes Weihnachtssingen aus der Taufe gehoben und als i-Tüpfelchen sogar ein Stadion gebaut. Sie werden auch eine ehrenvolle Elf aus 60 Jahren zustande bringen.





