Die Besten aller Tage

Der 1. FC Union feiert sein eisernes Märchen im Kino

Die Premiere des Films im Kino „International“ wird zur rot-weißen Party-Nacht.

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Die Spieler des 1. FC Union haben sich bei der Premiere des Kinofilms Union - „Die besten aller Tage“ zum Mannschaftsfoto aufgestellt. Im Vordergrund: Regisseurin Annekatrin Hendel
Die Spieler des 1. FC Union haben sich bei der Premiere des Kinofilms Union - „Die besten aller Tage“ zum Mannschaftsfoto aufgestellt. Im Vordergrund: Regisseurin Annekatrin HendelMarkus Wächter/Berliner Zeitung

Schon am Donnerstag wurde das Kino „International“ in der Berliner Karl-Marx-Alle geschlossen. Als letzter Film vor der Rekonstruktion lief dort am Dienstag der Streifen „Union Die besten aller Tage“.

Wer sich den Streifen anschaut, ist auf keinen Fall im falschen Film. Die Köpenicker Filmemacherin Annekatrin Hendel hatte sich als Autorin und Regisseurin mit ihrem Team tief ins das Innenleben des Vereins aus Köpenick begeben. Heraus kam ein Film, der tief beeindruckt und zeigt warum die „Eisernen“ eine echte Heldengeschichte des ostdeutschen Fußballs sind. Der Verein hat sich nach der Wende aus den Niederungen der fünften und vierten Ligen unter seinem Präsidenten Dirk Zingler (58) bis in die Champions League empor gekämpft und versucht, aktuell einen sicheren Mittelfeldplatz in der Bundesliga zu sichern.

Regisseurin Annekatrin Hendel dringt tief in die Seele des 1. FC Union ein

Autorin Hendel hat es als gebürtige Köpenickerin geschafft, in die Seele des Vereins vorzudringen, wenn sie sagt: „Man spricht heute von einer Spaltung der Gesellschaft. Ich habe dann überlegt, was die Menschen zusammenbringt. Aus meiner Sicht ist das der Sport überhaupt und sehr populär der Fußball. Ich finde es auch hier in meiner Heimat exemplarisch dafür, dass es eine Blase gibt, die viele Blasen in sich aufnehmen kann – und wo Leute zusammenstehen und singen.“

Warum ein Verein ohne Superlobby ganz tief aus dem Berliner Osten ganz hoch in die Beletage des deutschen Profifußballs aufsteigen konnte, wird in den Gesprächen mit Dirk Zingler deutlich.

Geradlinigkeit ist bei den Handelnden des 1. FC Union gelebtes Brauchtum

Unmittelbar nach dem Mauerfall ist der gelernte Schlosser als Betriebsrat für Tausende Mitarbeiter verantwortlich. „Seit dieser Zeit hasse ich Beratungsfirmen wie McKinsey. Sie kamen, schauten sich an, was noch man noch gebrauchen könnte und schlossen die Unternehmen.“ Diese Gradlinigkeit kommt nicht nur bei Zingler sondern auch beim Kommunikationschef Christian Arbeit oder bei der Interview-Vermittlerin Katharina Brendel zum Ausdruck.

Eine große Nummer in diesem kurzweiligen Streifen ist für mich die Frau für alle Fälle Susanne Kopplin. Die einstige Elektromontiererin für Fernsehelektronik und Mutter des Ex-Unioners Björn schmeißt auf Ur-Berliner Art den Laden. Bei ihr bleibt kein Trikot ungewaschen und keine Socke ungestopft. Wer mit „Susi“ ins Gespräch kommt, der weiß, dass der 1. FC Union tiefe, ganz tiefe Berliner Wurzeln hat, die über 100 Jahre zurück reichen.

Der Film läuft ab heute in 80 deutschen Kinos. Wer ein Herz für deutschen Fußball und wunderbare Vereinsgeschichte bis hin zu den Ultras hat, der verpasste etwas, wenn er diesen Film mit Kapitän Christopher Trimmel als einen der Hautdarsteller der hautnahen Dokumentation verpasst. ■