Peinliche Pöbelgesänge

Das sagt Trainer Baumgart zu Unions Fan-Skandal gegen verletzten Grimaldo

Einige Anhänger des 1. FC Union zeigten ihre hässliche Fratze und beleidigten beim 0:2 in Leverkusen einen blutenden Profi.

Author - Berliner KURIER
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Union-Trainer Steffen Baumgart brüllte die eigenen Fans wegen ihrer Pöbelgesänge gegen einen verletzten Leverkusener Spieler an.
Union-Trainer Steffen Baumgart brüllte die eigenen Fans wegen ihrer Pöbelgesänge gegen einen verletzten Leverkusener Spieler an.Nordphoto/IMAGO

Der 1. FC Union ist berühmt für seine Fans. Vereinstreue und bedingungsloser Support für die Mannschaft zeichnen diese aus. Doch es gibt immer wieder einige Anhänger, die eine hässliche Fratze zeigen. Beim 0:2 bei Bayer Leverkusen tauchte sie mal wieder auf: höhnische Gesänge gegen Leverkusens Kapitän Alejandro Grimaldo, der blutend und benommen auf dem Rasen lag. Trainer Steffen Baumgart griff wütend gegen die eigenen Fans ein und versuchte danach, die Peinlichkeit zu verstehen.

Grimaldo hatte kurz vor der Pause den Ellbogen seines Mitspielers Christian Kofane ins Gesicht bekommen und lag am Boden. Einige Union-Fans im Gästeblock sangen mehrfach „Steh auf, du Sau“ und pfiffen laut. Baumgart ging zu den Anhängern und forderte sie auf, sofort damit aufzuhören. Baumgart erklärte später: „Wir sind alle emotional, und zwar alle Blöcke. Ich glaube, dass die Situation sehr weit weg war und sie es deswegen nicht erkannt haben, dass da mehr passiert ist. Den Hinweis habe ich Ihnen gegeben“, so der Coach.

Baumgart: „Fans haben die Situation nicht richtig erkannt“

Danach verzichteten die Fans auf die verachtenden Schmährufe. „Ich war froh, dass sie dann aus meiner Sicht die richtige Reaktion gezeigt haben“, erklärte Baumgart. Der Coach versuchte zu entschuldigen, was eigentlich moralisch nicht zu entschuldigen war.

Völlig benommen musste Leverkusens Alejandro Grimaldo mit der Trage von Sanitätern vom Platz gebracht werden.
Völlig benommen musste Leverkusens Alejandro Grimaldo mit der Trage von Sanitätern vom Platz gebracht werden.Jürgen Schwarz/IMAGO

Fankult oder blinder Fanatismus? Pöbeln ohne Wissen und Gewissen? Unterstellt man wohlwollend eine Unkenntnis über die Schwere von Grimaldos Verletzung, bleibt es trotzdem dabei: Situation falsch eingeordnet, aber trotzdem voreilig gepöbelt und den Spieler beleidigt. Es ist ein Spiegelbild der Gesellschaft: wenig Wissen, aber ganz viel Meinung, die zu schnell hinausposaunt wird, und das alles im hässlichen Ton.

Es waren nur ein paar Fans, auch das muss man richtig einordnen. Die Mehrzahl der eisernen Anhänger schämt sich dafür. Doch diese Einzelfälle sind eben schon zu viel. Im vergangenen Jahr war es der Feuerzeugwurf eines einzelnen Krawallbruders, der Union beim 1:1 gegen Bochum den Punkt am Grünen Tisch kostete. Strafverfahren, Stadionverbot vom Verein. Absolut korrekt!

Wie kann man es verhindern? Zu 100 Prozent nie! Aber die Fanszene selbst ist in der Verantwortung: Vielleicht sollte sie mal einen Ehrenkodex, einen Benimmkatalog erstellen, wie sich echte eiserne Fans trotz aller Emotionen anständig benehmen. Auf Dauer reicht eine Baumgart-Schelte nicht aus.