Es ist das Spiel mit dem Feuer – im wahrsten Sinne. Wenn der 1. FC Union am Sonntag (15.30 Uhr, Dazn) im Ruhrstadion auf den VfL Bochum trifft, geht es längst nicht nur um Fußball. Das Hinspiel am 14. Dezember wurde zum Symbol für ein vergiftetes Verhältnis und eine neue Rivalität: Das erste Wiedersehen nach dem Feuerzeug-Wurf und der Pleite am grünen Tisch wird deshalb mehr als nur ein Bundesligaspiel. Doch einer bleibt zumindest äußerlich cool: Steffen Baumgart.
„Ganz wegzudiskutieren kann man es nicht“, sagt der Union-Trainer über die Nachwehen des Hinspiels. Baumgart (53) war beim 1:1 in Köpenick noch gar nicht im Amt – anders als Dieter Hecking (60). Der VfL-Coach war damals in den Katakomben der Alten Försterei und den wilden Diskussionen mittendrin. Der Feuerzeug-Wurf, die Vorwürfe, der DFB-Ärger: Für Hecking genügend Zündstoff, der für eine neue Rivalität sorgt: „Es ist wie so ein Feuer, was immer noch so ein bisschen lodert.“
1. FC Union: Ruhrstadion als Reizklima
Baumgart weiß das – und auch, was die Partie mit den Fans macht. Nur: aufladen lässt er sie nicht. „Wir wollen in einer heißen Atmosphäre und gegen eine Mannschaft, die um ihre Existenz kämpft, dagegenhalten. Wir wollen unsere Serie ausbauen“, betont Baumgart.
Zur Erinnerung: Union ist seit sechs Spielen ungeschlagen. Und will mehr. Baumgart erwartet ein intensives Spiel – und freut sich fast schon drauf: „Bochum ist kampfstark, aggressiv und geht zu Hause immer an die Grenze seiner Leistung. Solch ein Spiel kann Spaß machen.“
Bochum für Baumgart ein besonderer Union-Test
Es ist Baumgarts Art, Spannung in Energie zu verwandeln. Der Coach will, dass sein Team die jüngsten Leistungen konserviert – und nicht lockerlässt, nur weil der Klassenerhalt nach dem legendären 4:4 gegen Stuttgart gesichert ist.

Baumgart denkt nicht ans Durchschnaufen. „Wir wollen unseren Schwung mitnehmen und in der Tabelle noch klettern.“ Für Baumgart ist das Saisonfinale kein Auslaufen, sondern ein Formtest mit Blick auf die Zukunft. Jeder Punkt zählt, jede Leistung fließt in die Analyse für den Sommer ein. Und Bochum? Für Baumgart kein Feindbild. Kein Gegner mit Symbolik. Sondern einfach ein Klub in Not.
1. FC Union will in Bochum keine Rache, sondern Punkte
Ob er dem VfL den Klassenerhalt wünscht? Baumgarts Antwort ist so trocken wie ehrlich: „Das ist nicht meine Aufgabe. Wenn wir nach Beliebtheit gehen: Ich habe keine Probleme mit Kiel und noch weniger mit Heidenheim. Also wem soll ich was wünschen – und wem nicht?“ Er erinnert an seinen eigenen Abstieg mit Paderborn nach der Saison 2019/2020: „Ich bin mir sicher, damals hat mir auch keiner eine Träne hinterhergeweint.“
Genau das ist Baumgarts Stil: Klartext statt Krawall, Haltung statt Häme. Union will in Bochum kein Urteil fällen – sondern Fußball spielen. So wie in den letzten Wochen: konzentriert, stabil, unbequem. Der Coach will kein Feuer nachlegen. Sondern lieber auf dem Platz löschen. ■