Der 1. FC Union schlitterte in der Hinrunde in die Krise und erholte sich seit dem Trainerwechsel im November von Liebling Urs Fischer (57) zum Kroaten Nenad Bjelica (52) langsam vom Absturz in der Bundesliga und kletterte mit zwei Siegen auf Platz 15. Gemeinsam haben die Spieler vorher verloren. Das ist richtig. Doch einige haben noch mehr verloren oder hatten nur einfach Pech. Der KURIER stellt die Elf der Verlierer und Pechvögel vor.
Die sieben Verlierer
Leonardo Bonucci (36)
Es ist keine steile These, die Verpflichtung des italienischen Europameisters als bislang wohl größtes Transfer-Missgeschick der letzten Jahre zu betiteln. Seitdem Bonucci am 1. September einen Vertrag in Köpenick unterschrieben hat, konnte die Mannschaft mit ihm auf dem Feld nur gegen Köln gewinnen. Besonders die große internationale Erfahrung sollte seinen Teamkollegen helfen, doch von der zweifelsfrei großen Aura Bonuccis ist offenbar nichts abgefärbt.
Christopher Trimmel (36)

Der Kapitän ist noch immer beliebtester Spieler bei den Fans, sein Wort hat in der Mannschaft Gewicht. Sportlich hat er seit der Amtsübernahme von Bjelica allerdings einen sehr schweren Stand. Während Urs Fischer noch auf ein Job-Sharing zwischen dem Österreicher und Josip Juranovic gebaut hatte, sitzt Trimmel jetzt meist auf der Bank. Auch seine einst gefürchteten Freistöße und Eckbälle verfehlen in diesem Jahr ihre Wirkung. Ein Tor hat er bislang erst vorbereitet, seine schwächste Zwischenbilanz seit er vor neuneinhalb Jahren von Rapid Wien kam.
Diogo Leite (24)

Der Portugiese, der in der vergangenen Saison erstmals in den Kader der Nationalmannschaft berufen wurde, startete mit einem persönlichen Erfolgserlebnis in die Saison: Beim Pokalspiel in Walldorf erzielte er sein erstes Tor im Union-Trikot. Danach ging es für ihn aber eigentlich nur noch bergab. Im vergangenen Halbjahr verschuldete er drei Strafstöße und war bei Gegentoren oft ein Teil der Fehlerkette. Wie so viele seiner Mitspieler muss er sich im neuen Jahr erheblich steigern.
Sheraldo Becker (28)

Seinen großen Traum von einem Wechsel in die Premier League konnte er sich im Sommer nicht erfüllen. Fünf Tage vor dem Ende der Transferperiode verletzte Becker sich beim Spiel in Darmstadt und kam seitdem nicht mehr in den Tritt. Sein Doppelpack im ersten Champions-League-Heimspiel gegen Sporting Braga war das einzige positive Ausrufezeichen, das er setzen konnte. Im nächsten Sommer ist er ablösefrei zu haben, der nächste Monat ist die letzte Chance für Union, noch Geld durch einen vorzeitigen Verkauf einzunehmen.
Kevin Behrens (32)

Sein steiler Aufstieg bescherte ihm im Oktober die erstmalige Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft. Gegen Mexiko feierte er sein Debüt – der Karrierehöhepunkt des 32-Jährigen. Doch in dieser Saison läuft es für ihn gar nicht rund. Nach seinen vier Toren an den ersten beiden Spieltagen überfiel ihn plötzlich eine massive Ladehemmung. Seit 19 (!) Pflichtspielen wartet der gebürtige Bremer auf ein Erfolgserlebnis. Es gibt niemanden, der ihm nicht wünscht, dass der Knoten endlich platzt.
Lucas Tousart (26)

In den U-Nationalmannschaften Frankreichs groß geworden, fand er vor knapp vier Jahren den Weg nach Berlin. Er hat sich in die Hauptstadt verliebt, daraus macht er keinen Hehl, aber sportlich glückliche Momente hat er hier eigentlich noch gar nicht erlebt: Nicht mit Hertha BSC, nicht mit Union, wo er im Sommer anheuerte, um sich auch in Deutschland endlich den Traum von der Champions League zu erfüllen. Bislang kam er erst zu zwölf Einsätzen, unter Bjelica stand er dreimal gar nicht im Kader.
Brenden Aaronson (23)

Nach Leonardo Bonucci das zweite ganz große Transfer-Missverständnis des Sommers. Dem Amerikaner fehlt ganz offensichtlich die Wettkampfhärte, und das, obwohl er in der vergangenen Saison noch mit Leeds United in der Premier League spielte. Am Ball ist er eigentlich so versiert und bringt dazu noch kreative Ideen mit, doch bei Union hat er davon so gut wie gar nichts gezeigt. Auch Aaronson wartet noch auf seine erste Torbeteiligung.
Die vier Pechvögel
Alexander Schwolow (31)

Sein Wechsel von Stadtrivale Hertha BSC lief im Sommer fast schon überraschend geräuschlos ab. Hinter Rönnow ist er die klare Nummer zwei und hatte großes Pech, als er im DFB-Pokal in Stuttgart seine ersten Pflichtspiel-Minuten für die Eisernen absolvieren sollte, sich dann aber schon beim Aufwärmen verletzte. So konnte sich der 31-Jährige bislang noch nicht wirklich beweisen.
Robin Knoche (31)

Die Krise begann nahezu zeitgleich mit seinem verletzungsbedingten Ausfall Mitte September. Viele dachten, dass es schnell wieder aufwärts gehen würde, sollte Knoche wieder als Abwehrchef auf dem Feld stehen. Mittlerweile ist klar, dass der sportliche Absturz nichts mit der fünfwöchigen Zwangspause des Routiniers zu tun hatte. Nach seiner Rückkehr auf den Platz wirkte auch Knoche oft fahrig und ließ sich von den Unsicherheiten seiner Nebenleute zu leicht anstecken.
Andras Schäfer (24)

Das Sorgenkind im Aufgebot kämpfte sich nach abermals langer Verletzungspause zurück und feierte im November sein Comeback. Bis man den Ungar wieder in Bestform sieht, wird es sicherlich noch eine Weile dauern. Im Abstiegskampf kann er aber einer der Spieler sein, der mit gutem Beispiel vorangeht und seine Teamkollegen durch Leistung mitreißt.
Rani Khedira (29)
