Alle redeten beim 1. FC Union vor dem Spiel gegen Heidenheim über eine neue Bestmarke – neun Spiele ungeschlagen in Serie gab es noch nie. Daraus wurde nichts. Nach der 0:3-Blamage gegen den FC Heidenheim steht eine alarmierende Horrorzahl im Fokus. Nur fünf Siege und insgesamt 21 Punkte, so schlecht war die Heimbilanz in der Bundesliga für die Eisernen noch nie. Die Alte Försterei hat ihren Zauber verloren.
Super-Fans, eine Kultstätte des deutschen Fußballs, ein kleiner Hexenkessel, in dem die Stimmung schon vor dem Anpfiff für jeden ergreifend ist. Das alles ist und bleibt die Alte Försterei. Doch eines ist weg, der zwölfte bis dreizehnte Mann reicht nicht mehr aus, um eine Heimmacht zu sein.
Nur fünf Siege in der Wuhlheide in 17 Spielen, selbst in der Mega-Krisensaison vergangenes Jahr waren es noch sieben Dreier und insgesamt 23 Punkte. Am 18. Mai 2024, am letzten Spieltag, flackerte noch einmal diese unerklärliche Magie, dieses Wunder Wuhlheide, auf. Mit einem 2:1 gegen Freiburg war Union in allerletzter Sekunde gerettet.
Vor sechs Jahren begann das Märchen in der Försterei. Als Underdog stürmten die Köpenicker in die Bundesliga. Am Anfang war diese Atmosphäre im Mini-Schmuckkästchen an der Wuhle noch unterschätzt von den Gegnern. Dann das zweite Heimspiel im Oberhaus – Union fegte mit 3:1 Borussia Dortmund aus dem Stadion. Der Zaubertrank war neu gemixt. Jedes Team kam mit Ehrfurcht nach Köpenick.
Die Försterei erschreckt keinen Gegner mehr
Am Saisonende 2019/20 waren es acht Heimsiege und 27 Punkte. Es hatten vielleicht mehr Jubelspiele sein können, doch während der Corona-Geisterspiele gab es nur noch zwei Heimsiege. 2020/21 waren es wieder acht Heimsiege und 32 Punkte, 21/22 dann zehn Dreier und 35 Punkte und in der Mega-Saison 2022/23 waren elf Heimsiege und 39 Punkte mehr als die halbe Miete für den Einzug in die Champions League.
Nach dem Höhenflug folgte der Absturz und zwar hauptsächlich in den Heimspielen. Das Phänomen Försterei hat bei den Gegner seinen Schrecken verloren. Der Trend wurde in dieser Saison fortgesetzt. Es gab ein 1:0 gegen St. Pauli, ein 2:1 gegen Hoffenheim, ein 2:1 gegen Dortmund, ein 2:1 gegen Mainz und ein 1:0 gegen Wolfsburg. Nur fünf Siege, und die alle auch nur knapp gewonnen.
Zum Heimabschluss gab es jetzt eine 0:3-Blamage, gegen den FC Heidenheim, ein tapferes Team, das noch viel mehr Underdog als Union ist und alle Kämpfer- und Disziplintugenden zeigte. Es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl für alle bei den Eisernen. Der Klub muss es in der nächsten Saison schaffen, wieder eine echte Heimmacht zu werden. Und das geht nicht nur mit der fantastischen Unterstützung der Fans. Sich darauf zu verlassen, wäre fatal.
Union-Trainer Baumgart schlägt Alarm
Trainer Steffen Baumgart hat es längst erkannt: „Man kann verlieren. Aber du musst halt deinen Fußball spielen und den haben wir nicht gespielt. Das geht mir richtig auf den ... und deshalb bin ich nicht ganz so amused, um es mal höflich zu sagen.“

Er wird seine Profis ins Gebet nehmen: „Wir werden es nicht laufen lassen. Das hat nichts damit zu tun, ob die Saison erledigt ist. Sondern es hat was damit zu tun: Wie sehen wir uns selbst? Und so möchte ich uns nicht sehen.“ Besonders nicht in der Alten Försterei ...