Union-Kolumne

1. FC Union gegen den 1. FC Köln: Tempomacher im Schneckenrennen!

Selten waren für den 1. FC Union Punkte so wichtig wie zum Abschluss des Jahres im Kellerderby gegen den 1. FC Köln.

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Stürmer Kevin Volland will mit dem 1. FC Union gegen den 1. FC Köln gewinnen und sich von den Rheinländern in der Tabelle absetzen.
Stürmer Kevin Volland will mit dem 1. FC Union gegen den 1. FC Köln gewinnen und sich von den Rheinländern in der Tabelle absetzen.Contrast/imago

Einem Mathe-Ass muss mit einem Sechs-Punkte-Spiel niemand kommen. Für einen, der mit Algebra, Arithmetik, Winkelfunktionen, Mengenlehre, Stochastik und weit komplizierteren Dingen, bei denen die meisten anderen nur Bahnhof verstehen, jongliert, gibt es so etwas nicht. Gibt es ja auch nicht. Drei Punkte sind drei Punkte und nicht sechs. Rein mathematisch zumindest.

Gibt es aber doch, rein fußballerisch nämlich und wenn es um die Abstände in der Tabelle geht. Der 1. FC Union hat das erst am Wochenende schmerzhaft erfahren. Gleichziehen wollten die Eisernen mit dem VfL Bochum, nach dem 0:3 aber sind die Männer von der dortigen Castroper Straße jedoch enteilt. Null hätten es sein können, nun sind es, claro, sechs Punkte. Eine einfache Rechnung, leichter noch zu verstehen als manch andere Beispiele des kleinen Einmaleins und für ein Team, das sich wie die Köpenicker im Abstiegskampf befindet, eine Aufgabe, die im Kopf lösbar ist. Trotzdem bereitet gerade das zunehmend Kopfzerbrechen, zumal mit dem Heimspiel am Mittwoch gegen den 1. FC Köln als Abschluss des bis August so grandiosen Jahres ein weiteres – Mathe-Asse ganz kurz bitte das Lesen unterbrechen – Sechs-Punkte-Spiel bevorsteht.

1. FC Union kann‘s gegen direkte Konkurrenten

Selten waren für den 1. FC Union Punkte so wichtig wie in diesem Kellerderby. Was nur könnte dem Team von Trainer Nenad Bjelica in dieser unangenehmen Situation Mut machen?

Union-Trainer Nenad Bjelica (52) coacht mit viel Leidenschaft an der Seitenlinie. Die will er auch von seinen Spielern gegen den 1. FC Köln auf den Platz sehen. 
Union-Trainer Nenad Bjelica (52) coacht mit viel Leidenschaft an der Seitenlinie. Die will er auch von seinen Spielern gegen den 1. FC Köln auf den Platz sehen. Matthias Koch/imago

Der Umstand vielleicht, dass es, so zumindest die zarte Hoffnung, nach dem 1:1 gegen Augsburg und dem 3:1 gegen Mönchengladbach wenigstens zu Hause die Kurve zu kriegen scheint. Womöglich auch die Tatsache, dass es gegen die Konkurrenz aus den tiefsten Niederungen der Tabelle bisher ganz gut geklappt hat. Nimmt man lediglich die Spiele der vier Kellerkinder untereinander, dann sehen die Rot-Weißen sogar Land. Sowohl gegen Mainz als auch gegen Darmstadt haben sie 4:1 gewonnen. Nur war das vor gefühlt einer halben Ewigkeit, als die Welt rund um das Stadion An der Alten Försterei voller Träume war und derjenige, der ein abruptes Ende der Urs-Fischer-Euphorie auch nur vage angedeutet hätte, mit Stadionverbot nicht unter Lebenslang bestraft worden wäre.

Abstiegskampf wird zum Schneckenrennen

Die anderen dagegen haben sich untereinander ziemlich in die Hosen gemacht und kaum etwas zustande gebracht. In den Spielen der Mainzer sowohl gegen Köln als auch gegen Darmstadt stand eine Nullnummer. Das Team von Steffen Baumgart hat gegen Darmstadt wenigstens ein Tor erzielt und 1:0 gewonnen. Ansonsten ist Schmalhans Küchenmeister und unterstreicht das Wort des Kölner Trainers, dass der Kampf gegen den Abstieg einem Schneckenrennen ähnelt. Zusätzlich kommt hinzu, dass die Angst in derlei Partien, in denen es um gefühlt sechs Punkte geht, ein ganz mieser Passgeber ist.

Andererseits ist die Rechnung hierbei noch viel einfacher als sonst. Die vier Schweden von ABBA haben es schon 1980 mit „The Winner Takes It All“ in die Welt des Pop geschmettert: Der Sieger kriegt alles. Ein wenig konnten die Geißböcke das damals sogar auf sich beziehen, denn ihre mit Abstand beste Saison, die 1977/78 mit dem Meistertitel und dem Triumph im DFB-Pokal endete, lag erst zwei Jahre zurück. In Köpenick war von Gewinnern seinerzeit dagegen keinerlei Spur. Nach vier Jahren in der DDR-Oberliga waren die Eisernen mal wieder abgestiegen. Naja, absoluter Schnee von vorgestern.

1. FC Union noch ohne Pleite gegen Köln

Diesmal aber spricht doch einiges für die Männer um Christopher Trimmel und Rani Khedira. Etwa dass sie gegen die Geißböcke keines der bisherigen acht Bundesligaspiele verloren haben. Aber Vorsicht: Auch gegen Stuttgart hatte es keine Niederlage gegeben, bis im Herbst ein 0:3 kam und in diesem Spieljahr ohnehin viele Dinge anders laufen als sonst. Die magere Torausbeute der Kölner etwa könnte für einen Hoffnungsschimmer sorgen. Erst zehn Treffer haben sie erzielt und stellen damit die schwächste Offensive. Nur in einem Spiel gelang ihnen mehr als ein Tor, beim 3:1 – fast eine Parallele zu Kevin Volland und Co – gegen Mönchengladbach. Dagegen spricht, dass Frederik Rönnow trotz zuletzt starker Form in dieser Saison erst ein Zu-null-Spiel absolviert hat. Das war beim 4:0 in Runde 1 des DFB-Pokals bei Regionalligist Walldorf und zählt irgendwie nicht.

All das ist Leserei im Kaffeesatz. Ist es Mittwoch gegen 20.25 Uhr doch ein Sieg, dürften sich die Eisernen im Schneckenrennen fühlen wie Tempomacher. Die drei Punkte hätten, Mathe-Asse beide Augen zudrücken, dennoch das Gewicht von sechsen …