Mit zunehmender Spielzeit wurden die Fans auf der Gegengeraden in der Alten Försterei immer wütender. „Hoyzer“ schallte es von den Rängen, Idiot, der Rest ist nicht druckbar. Adressat der Sprechchöre war Schiedsrichter Tobias Welz. Viele fühlten sich verschaukelt, benachteiligt. Aber nicht nur die Fans. Auch Trainer Steffen Baumgart war mit der Leistung des Schiris überhaupt nicht zufrieden.
Steffen Baumgart musste Dampf ablassen. Nicht weil der 1. FC Union Berlin soeben vor Heimpublikum mit 2:4 gegen die TSG 1899 Hoffenheim verloren hatte. Sondern weil die eine oder andere Schiedsrichterentscheidung dem impulsiven Trainer so gar nicht passte. „Wir bekommen eine Regelschulung und nach drei Spieltagen ist das vergessen. Wir brauchen den Scheiß nicht machen, wenn wir es nicht durchhalten“, polterte Baumgart direkt nach Abpfiff am Sky-Mikrofon.
Baumgart ärgert sich über Schiedsrichter
Der 53-Jährige bezog sich in seiner Wutrede vor allem auf zwei Situationen: So hatte Baumgart vor dem ersten Foulelfmeter für Hoffenheim den Ball im Aus gesehen. Dann ärgerte er sich über ein angebliches Klammern an Unions Leopold Querfeld – hier hätte der Fußball-Lehrer am liebsten selbst den Strafstoß bekommen. Dass eine andere Auslegung der Szenen etwas am Ausgang geändert hätten, ist fraglich. „Aber es ärgert mich“, sagte Baumgart.
Zuvor hatte Baumgart, der wie immer wild durch die Coaching-Zone tingelte, über weite Strecken einen ungewohnten Bundesliga-Auftritt seiner Mannschaft gesehen – offensiv ungewohnt mutig, defensiv ungewohnt fehlerhaft. „Ich bin mir relativ sicher, dass es das Spiel war, wo wir am besten nach vorne gekommen sind. Wir hatten gute Ansätze. Genau der Ansatz, den wir haben wollen“, befand Baumgart.
Ein, zwei Spielzügen habe aber „der letzte Punch“ gefehlt. Etwa, als Oliver Burke Nationalkeeper Oliver Baumann weit vor dem Strafraum umkurvte und dann viel zu zaghaft aufs leere Tor abschloss. Oder als der Schotte, der neben Ilyas Ansah und Andrej Ilic gleich einer von drei Stürmern in der Startelf war, einen Kopfball neben den Pfosten setzte. „Bis zur 45. Minute war alles in Ordnung. Dann liegst du 0:2 hinten und weißt gar nicht, warum“, sagte Baumgart, nur um die Antwort kurz darauf selbst zu geben. „Individuelle Geschichten“ seien ausschlaggebend gewesen.
Christopher Trimmel: „Vier Gegentreffer sind definitiv zu viel zu Hause“
Vor allem junge Spieler wie Tom Rothe (20) und Leopold Querfeld (21) waren schwach. Letzterer verschuldete den ersten Strafstoß und verlor anschließend Doppeltorschütze und Ex-Unioner Fisnik Asllani aus den Augen. Rothes Notbremse führte zum zweiten Strafstoß, den Tim Lemperle erfolgreich verwandelte.

Dass neben Ansah auch Rothe zuvor getroffen hatte, ging später unter. „Heute waren es die individuellen Fehler. Vier Gegentreffer sind definitiv zu viel zu Hause“, bemängelte Kapitän Christopher Trimmel. In der gesamten Vorsaison kassierte Union in keinem Spiel so viele Tore im Stadion An der Alten Försterei.
Am kommenden Spieltag muss der Hauptstadt-Klub beim Champions-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt ran. (mit dpa)