In schweren Zeiten braucht es gemeinhin oft einen Befreiungsschlag. Den hat sich der 1. FC Union jetzt endlich mal so richtig gegönnt. Gewonnen und gepunktet haben die Männer aus Köpenick zuletzt schon reichlich. Doch in der Tabelle hingen sie auf Rang 15 fest. Mit dem 1:0 bei der TSG Hoffenheim zündeten die Eisernen den Turbo, stürmten mit den drei Zählern auf Rang 13.
Plötzlich ist auch in der Tabelle ganz viel Luft zum Keller und das sorgt in der Försterei für richtig gute Laune. Nach einem freien Tag heute laden die Unioner morgen ab 10.30 Uhr zur öffentlichen Trainingseinheit. Die Stimmung in Köpenick stimmt wieder. Mit dem Aufschwung im Abstiegskampf der Bundesliga ist die Lockerheit zurück.
Noch in der Hinrunde hätten die Eisernen dieses Spiel wohl verloren. Doch jetzt ist Rückrunde, jetzt läuft alles anders und jetzt stecken die Unioner auch komische Situationen im Spiel besser weg.
Dramaturgie des Auswärtssieges des 1. FC Union ist ziemlich wild
Die Dramaturgie des ersten Auswärtssieges seit dem 4:1 in Darmstadt vor fast sechs Monaten war wild, für so manches Drehbuch zu wild. Aber genau richtig für Union. „Das Spiel war verrückt. Es wurde nicht viel Fußball gespielt“, sagt Brenden Aaronson, Schütze des Goldenen Tores.
Unterbrechungen wegen Fan-Protesten sowie die Gelb-Roten Karten für Hoffenheims Stanley Nsoki und Unions Kevin Volland in der wirren Nachspielzeit der ersten Halbzeit gaben dem Spiel in Sinsheim einen speziellen Plot.
Besonders die Hinausstellung von Volland – von TSG-Angreifer Andrej Kramaric rotzfrech provoziert – ärgerte die Unioner. „Kramaric ist ein Schlitzohr und hat das sehr clever gemacht. Selbst wenn du einen Kontakt findest, dann ist es keiner, der eine Gelbe Karte ist“, sagte Kevin Vogt, der bis vor wenigen Wochen noch für Hoffenheim spielte. „Lächerlich“ sei die Hinausstellung des Ex-Nationalspielers gewesen, meinte Trainer Nenad Bjelica. Kramaric zwinkerte Volland sogar noch vor dessen Abgang schelmisch zu.
Dass der 1. FC Union doch noch jubeln konnte, lag speziell an Brenden Aaronson
Dass Union doch noch jubeln konnte, lag speziell an Aaronson. „Reinkommen und den Unterschied ausmachen“, hatte Trainer Nenad Bjelica ihm bei der Einwechslung mit auf den Weg gegeben. Die perfekte Umsetzung erfolgte mit dem 1:0 in der 84. Minute. Der ganze Rest war eine Besinnung auf eine Wesensart, die dem Tugendkatalog der Eisernen eben doch entspricht. Harte Arbeit, solides Verteidigen. Zum vierten Mal im siebten Spiel des Jahres fiel kein Gegentor. Dreimal gewann man 1:0 – nie schön, aber effektiv.
Acht Punkte Vorsprung auf die Gefahrenzone hat man jetzt. Das ist ein Pfund im Abstiegskampf. Union ist zur rechten Zeit in Schwung gekommen, hat beste Chancen, mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben zu müssen. „Das Glück hat sich gedreht, ein bisschen auf unsere Seite“, sagt Bjelica. Den nächsten Beweis dafür kann es am Sonnabend geben. Gegen Aufsteiger Heidenheim ist der fünfte Heimsieg in Serie das erklärte Ziel. Damit könnte Union wieder ein bisschen in der Tabelle klettern. ■