Die meisten Platzverweise, aber ...

1. FC Union eine Tretertruppe? Das sagt die Fairplay-Tabelle wirklich aus

Schon siebenmal flog ein Unioner in dieser Saison vom Platz. Doch die Sünder-Kartei kann man auch anders lesen.

Author - Sebastian Schmitt
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Der 1. FC Union kassierte in dieser Saison bereits sieben Platzverweise. In Stuttgart sah Andras Schäfer (2.v.r.) die Rote Karte.
Der 1. FC Union kassierte in dieser Saison bereits sieben Platzverweise. In Stuttgart sah Andras Schäfer (2.v.r.) die Rote Karte.Matthias Koch/imago

Der 1. FC Union führt die Bundesliga an. Aber leider nur die Sünder-Tabelle. Mit bisher sieben Platzverweisen sind die im Abstiegskampf steckenden Eisernen in dieser Saison Liga-Spitze. Doch die Fairplay-Wertung kann man auch anders lesen. Ist der 1. FC Union eine Tretertruppe? Das sagt die Sünder-Kartei wirklich aus!

Kevin Vogt (32) gab alles, um Gladbachs Stürmer Alassane Plea (31) zu stoppen. Zuerst versuchte er es mit beiden Armen, und als das nicht ausreichte, setzte der eiserne Abwehrchef auch noch eine Grätsche ein, um Plea relativ rüde von den Beinen zu holen. Manch ein Union-Fan dürfte sich bei der Aktion kurz vor dem Pausenpfiff gedacht haben: Nicht schon wieder! Doch Vogt sah von Schiedsrichter Sascha Stegemann zu Recht nur die Gelbe Karte.

Dafür flog im Laufe der Saison bereits siebenmal ein Unioner vom Platz. Dreimal mit der Ampelkarte, viermal mit glatt Rot. Und nein, die Platzverweise von Ex-Trainer Urs Fischer im Pokal beim VfB Stuttgart und von Nachfolger Nenad Bjelica beim FC Bayern zählen hier noch nicht einmal dazu. Hinter Union folgen Eintracht Frankfurt (viermal Gelb-Rot, einmal Rot), die TSG Hoffenheim (4, 1) und der VfL Wolfsburg (3, 2). Zum Vergleich: In den vergangenen drei Spielzeiten kassierte der 1. FC Union insgesamt nur jeweils drei Platzverweise.

Platzverweise kosten 1. FC Union Punkte

Bitter: Oft genug waren die vorzeitigen Herausstellungen der Knackpunkt im Spiel und kosteten den 1. FC Union wichtige Punkte. Zuletzt beraubten sich die Köpenicker gegen Bayer Leverkusen (0:1) aller Chancen, nachdem Robin Gosens (29) bereits in der ersten Halbzeit und beim Stand von 0:0 die Gelb-Rote Karte sah.

Der 1. FC Union kassierte bisher die meisten Platzverweise in dieser Saison. Zuletzt erwischte es Robin Gosens gegen Bayer Leverkusen.
Der 1. FC Union kassierte bisher die meisten Platzverweise in dieser Saison. Zuletzt erwischte es Robin Gosens gegen Bayer Leverkusen.Contrast/imago

Dass die Horror-Hinrunde und der dauerhafte Abstiegskampf mehr Härte erfordern, liegt auf der Hand. Das ist aber nur eine Seite der Medaille.

Gosens, Aaronson, Volland: Union-Zugänge sehen Rot

Auffällig ist nämlich: Vier von sieben Platzverweisen kassierten Neu-Unioner. Neben Gosens flog auch Leeds-Leihgabe Brenden Aaronson (23) mit Gelb-Rot vom Platz. Kevin Volland (31) erwischte es sogar zweimal. Der aus Monaco nach Köpenick gewechselte Angreifer sah bereits sowohl Rot (gegen Leipzig) als auch Gelb-Rot (in Hoffenheim). Dazu erwischte es noch Kapitän Christopher Trimmel (Rot bei RB Leipzig), Rani Khedira (Rot in Bremen) und Andras Schäfer (Rot beim VfB Stuttgart).

Doch von einer Tretertruppe ist der 1. FC Union dennoch weit entfernt. Zum einen waren die Platzverweise von Schäfer und Trimmel extrem harte und umstrittene Entscheidungen. Zum anderen kassieren die Eisernen dafür „nur“ 48 Gelbe Karten und damit die zweitwenigsten Verwarnungen aller 18 Bundesligaklubs. Nur der FC Bayern kam mit noch weniger davon (41).

Mainz und Bochum sind die wahren Sünder

Zum Vergleich: Die Kellerkonkurrenten Bochum und Mainz langten bis dato fast doppelt so oft zu, kassierten bereits 93 beziehungsweise 88 Gelbe Karten und sind damit die wahren Sünder der Liga. Bedeutet: Trotz bereits sieben Platzverweisen liegt der 1. FC Union unter Berücksichtigung aller kassierten Karten in der Fairplay-Tabelle auf Platz 12 im soliden Mittelfeld.

Das zahlt sich durchaus aus: Während Mainz am kommenden Spieltag in Hoffenheim gleich auf drei gesperrte Spieler verzichten muss, steht Bjelica gegen Bochum (Sonntag, ab 15.15 Uhr im KURIER-Liveticker) der gesamte Kader zur Verfügung. Nur Mittelfeldchef Khedira droht nach vier Gelben Karten bei der nächsten Verwarnung im Endspurt noch eine Sperre. ■