KURIER-Kolumne „Wir ♥ Tiere“

Gruselig! Dieses Jahr droht eine Mega-Invasion DIESER Insekten

Fallen Milliarden Zikaden über Amerika her? Die Insekten schlüpfen unregelmäßig – doch 2024 soll es laut Experten zur Plage kommen. 

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Millionen Zikaden sollen sich in diesem Jahr in Teilen der USA ausbreiten - weil mehrere Populationen der Insekten gleichzeitig schlüpfen.
Millionen Zikaden sollen sich in diesem Jahr in Teilen der USA ausbreiten - weil mehrere Populationen der Insekten gleichzeitig schlüpfen.USA Today Network/imago

Haben Sie in diesem Jahr RTL-Show „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ geschaut? An der Sendung scheiden sich die Geister. Die einen hassen sie, die anderen lieben sie – aber wenn Promis in Dschungelprüfungen auf Tuchfühlung mit Tausenden Insekten gehen müssen, übt das auf die meisten Menschen eine besondere Faszination aus. Spinnen, Kakerlaken und andere Krabbler: Die Angst vor ihnen ist uns in die Wiege gelegt. Unvorstellbar ist deshalb für mich, auf was sich die Menschen in den USA gerade vorbereiten müssen. Hier lernen wir: Die Realität ist schlimmer als jedes Dschungelcamp.

Gruselige Insekten: Milliarden Zikaden sollen in diesem Jahr in den USA schlüpfen

Ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich in meiner Wohnung eine Spinne sitzen sehe. Oder wenn ich in der Natur unterwegs bin und plötzlich dieses Krabbeln im Nacken spüre – das Gefühl, dass gerade ein kleines Tierchen mit mehr als vier Beinen auf mir gelandet ist. Auch wenn ich Insekten faszinierend finde: Die besten Freunde werden wir nicht. Und das bedeutet: Die USA sind für dieses Jahr von der Liste der Reiseziele gestrichen. Hier wartet man momentan nämlich auf eine Zikaden-Invasion.

Zikaden – von denen haben sie sicher schon gehört. Diese Insekten, die für ihr Zirpen bekannt sind, sind in Amerika weit verbreitet. Und sie haben eine besondere Eigenschaft: Bei den Tierchen hat die Natur einen Kniff gewagt, um sie vor ihren Feinden zu schützen. Sie schlüpfen nur unregelmäßig und alle paar Jahre. So gibt es im mittleren Westen Populationen, bekannt als „Brut XIII“ und „Brut XVII“ – weil sie alle 13 Jahre und alle 17 Jahre schlüpfen. In diesem Jahr kommt es zu einer Besonderheit: Zum ersten Mal seit vielen Jahren werden beide gleichzeitig schlüpfen. Dann, so sagen Experten, werden einige Milliarden Zikaden die Verbreitungsgebiete heimsuchen.

Die Menschen in den USA sind gespannt, ob wirklich Milliarden Zikaden in den Städten auftauchen.
Die Menschen in den USA sind gespannt, ob wirklich Milliarden Zikaden in den Städten auftauchen.USA Today Network/imago

Niemand, der heute auf der Welt ist, hat dieses Ausmaß schon erlebt, denn als es 1803 passierte, war Thomas Jefferson US-Präsident, das Auto war noch nicht erfunden – und sogar die erste Dampflok fuhr erst ein Jahr später. Das bedeutet aber auch: Die Invasion der Zikaden dürfte ein historisches Ereignis werden. Bis zum nächsten Mal dauert es dann nämlich wieder 221 Jahre. Die Menschen in den betroffenen Gebieten werden darüber vermutlich froh sein – zumindest in den 16 Bundesstaaten, in denen sich die Verbreitungsgebiete von „Brut XIII“ und „Brut XVII“ überschneiden.

Gruselige Insekten-Plage: Zum Glück sind Zikaden nicht gefährlich

Der Vorteil: Gefährlich sind die Zikaden nicht. Sie dienen anderen Tieren als Nahrungsquelle – und die Menschen sollten sie einfach als kostenlosen Dünger sehen, sagte ein Insekten-Forscher in der „New York Times“. Gefährlich könnte es nur auf den Straßen werden: Die Zikaden leben nur etwa einen Monat – und wenn sie überfahren oder von Menschen beim Laufen zertreten werden, könnte die schiere Masse für Glätte sorgen.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber manchmal bin ich auch angesichts der Tierwelt ganz froh, dass ich in unseren Breiten leben darf. Denn eine Plage in diesem Ausmaß möchte ich nicht erleben. Da ich vom Dorf komme, musste ich mit Insekten immer schon in gewissem Maße umgehen, in manchen Jahren mehr als sonst: Weil die Häuser meiner Eltern und meiner Oma nah am Wald standen, gab es Jahre, in denen wir etwa mit riesigen Mengen an Ameisen leben mussten. Sie hatten in der Nähe der alten Gemäuer ihre Bauten errichtet – und gingen uns auf die Nerven. Vor allem in jenen Jahren, als uns über Wochen die großen, geflügelten Ameisen heimsuchten.

Aber das ist nichts gegen das, was in anderen Regionen der Welt passiert. Beispielsweise in Australien, bei Hochwasser: Vielleicht kennen Sie die Fotos von ganzen Landschaften, die von Spinnen eingenommen werden. Wenn das Wasser steigt, suchen die Tiere Schutz, klettern sogar an Häusern empor. Millionen Spinnen, überall – ich bekomme schon eine Gänsehaut, wenn ich die Aufnahmen aus diesen Gebieten sehe. Da kann man doch ganz froh sein, in unseren Breiten zu leben – denn mit ein paar Ameisen und Mücken werden wir schon fertig. 

Florian Thalmann schreibt jede Woche um KURIER über Tiere.
Kontakt per Mail: wirvonhier@berlinerverlag.com ■