Softeis mit Schokolade

Rassismus-Vorwürfe: Eis-Stand streicht den „Eismohr“ von der Karte

Die Eis-Spezialität sorgt für Streit rund um die Leipziger Messe. Mehrere Stände boten bei einer Freizeitmesse den „Eismohr“ an, ein Politiker kritisierte das.

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Rund um eine Messe in Leipzig gibt es Streit um den Eismohr, ein Softeis mit Schokoladenüberzug - es fällt wegen seiner rassistischen Bezeichnung auf.
Rund um eine Messe in Leipzig gibt es Streit um den Eismohr, ein Softeis mit Schokoladenüberzug - es fällt wegen seiner rassistischen Bezeichnung auf.Star-Media/imago, Carmen Bloß/Lumen GmbH/Wikipedia

Unsere Gesellschaft entwickelt sich weiter, die Sprache verändert sich – und deshalb kommen immer wieder Begriffe auf den Prüfstand, die bisher verwendet wurden, die aber einfach nicht mehr in die Zeit passen. Zuletzt sorgte etwa der „Lumumba“ für Wirbel, der Kakao mit Schuss, den es auch in dieser Saison auf vielen Weihnachtsmärkten gab – und es wurde darüber diskutiert, ob die Bezeichnung rassistisch ist. Nun gibt es in Leipzig Ärger um den „Eismohr“ – das Softeis mit Schoko-Überzug.

Rassismus-Zoff um den „Eismohr“: Linken-Politiker kritisiert die Bezeichnung

Den Eis-Klassiker kennen wohl viele: Vanille-Softeis mit einem knackigen Überzug aus Schokolade – nicht nur Kinder lieben die besondere Spezialität. Nur über den Namen kann man sich streiten. In Leipzig gab es jetzt Ärger um das besondere Softeis. Das gab es auch auf einer Freizeitmesse in Leipzig, laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung boten mehrere Stände den sogenannten „Eismohr“ an.

Einem Politiker der Linken verging bei dem Namen allerdings gehörig die Lust auf Eis. „Es ist absolut erschreckend und beschämend, dass im Jahr 2024 noch immer ein Produkt mit einer rassistischen Begrifflichkeit beworben wird“, sagte Oliver Gebhardt (32) dem Blatt. Auf X (vormals Twitter) veröffentlichte er ein Schild eines Eisstandes, auf dem die Bezeichnung „Eismohr“ zu lesen ist. Dazu schrieb er: „Da bleibt einem das Eis im Mund stecken. Rassismus auf der Haus, Garten, Freizeit Messe in Leipzig. Und als wäre das nicht schlimm genug: es gab mehr als einen Stand, der einen ,Eismohr‘ anbot. Gegen jede Form von Diskriminierung!“

Für den Politiker ist nicht nachvollziehbar, warum solche Begriffe noch immer genutzt werden. Gebhardt zur „Bild“-Zeitung: „Mir bleibt dabei völlig unverständlich, wieso heute überhaupt noch jemand Begriffe verwendet, die auf die Hautfarbe von Menschen anspielen und schon lange als diskriminierend wahrgenommen werden.“ Der Begriff „Mohr“ stammt aus der Zeit des Kolonialismus, wurde damals abwertend für Menschen mit dunkler Hautfarbe genutzt, gilt auch laut Duden als diskriminierend.

Softeis gibt es mit oder ohne Schokolade - mit Schoko-Glasur ist es als „Eismohr“ bekannt.
Softeis gibt es mit oder ohne Schokolade - mit Schoko-Glasur ist es als „Eismohr“ bekannt.Funke Foto Services/imago

Die Veranstalter Leipziger Messe reagierten übrigens auf die Beschwerde: Sie hätten von der Verwendung der Bezeichnung nichts gewusst, heißt es im Bericht der „Bild“. „Wir können nicht jedes Werbeschild überprüfen, sind aber dankbar für Hinweise, um Verstöße gegen unser humanistisches Weltbild zu unterbinden“, sagte Christina Siebenhüner, Sprecherin der Leipziger Messe. Man habe Kontakt zu den entsprechenden Ausstellern aufgenommen und die „kritisch einzuschätzende Formulierung“ mit sofortiger Wirkung entfernt.

Rassistischer Kakao: In der Weihnachtszeit wurde über den „Lumumba“ diskutiert

Zuletzt gab es in der Weihnachtszeit Rassismus-Diskussionen: Auf vielen Weihnachtsmärkten wird noch immer der „Lumumba“ angeboten, ein Kakao mit Schuss. Viele trinken ihn gern, wissen aber nicht, woher die Bezeichnung eigentlich kommt. Der Name geht auf Patrice Èmery Lumumba zurück, einen Politiker aus dem Kongo, der von 1925 bis 1961 lebte. Er führte das Land aus der belgischen Kolonialherrschaft heraus in die Unabhängigkeit. Im Rahmen der Kongokrise wurde er später abgesetzt, festgenommen und von einem Erschießungskommando hingerichtet. Darauf bezieht sich der „Kakao mit Schuss“.

Die ehemalige Bautzner Grünen-Stadträtin und Historikerin Annalena Schmidt kritisierte das. Sie veröffentlichte einen kurzen Beitrag auf dem Kurznachrichtenportal X. „Da gerade Weihnachtsmärkte starten und Kakao mit Rum als ,Lumumba‘ verkauft wird: Die Bezeichnung des Getränks ist rassistisch!“, schreibt sie dort. Patrice Lumumba stehe für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika. „Er wurde erschossen! Und ihr benennt ,Kakao mit Schuss‘ nach ihm!“ ■