Ilkay Gündogan hat sich aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Der Mann, der als Spieler alles gewann, geht damit in seiner Karriere in Sachen Auswahl-Titel leer aus. Eine mögliche Zukunft beim Cristiano-Ronaldo-Klub al-Nassr FC in Saudi-Arabien dürfte reichlich entschädigen.
Offen ist nach dem Rücktritt das Amt des Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft. Bei der EM führte Gündogan die Nationalelf von Julian Nagelsmann als Spielführer an. Für diesen Job muss der Coach nun einen neuen Spieler bestimmen.
Die interne Regel macht es dem Coach einfach. Wer die meisten Länderspiele hat, besitzt den größten Anspruch auf die Binde. Doch ob sich Nagelsmann von diesem ungeschriebenen Gesetzt beeinflussen lässt, ist mehr als fraglich. Dass der Coach seinen eigenen Stil pflegt, zeigte sich nicht zuletzt bei der Nicht-Nominierung von Mats Hummels für die EM. Trotz der bärenstarken Rückrunde blieb der Dortmunder außen vor.

Ein Comeback von Manuela Neuer gilt als ausgeschlossen
So wird es wohl auch Manuel Neuer ergehen. Mit 124 Einsätzen im Nationalteam hat er den ersten Anspruch auf die Binde. Doch ob der Münchner Keeper mit 38 Jahren weiter Teil des Teams bleibt, ist mehr als offen. Sportdirektor Rudi Völler kündigte eine zeitnahe Entscheidung an, ob und wie es mit Deutschlands Rekordtorwart weitergeht. Vor der Bekanntgabe des Kaders für die kommenden Nations-League-Partien gegen Ungarn (7. September) und in den Niederlanden (10. September) soll das Thema geklärt sein.

Bayern-Star Joshua Kimmich gilt als Favorit für das Kapitänsamt
Nächster in der Rangliste ist Joshua Kimmich. Der Münchner steht bei 91 Länderspielen und trug dabei bereits acht Mal die Kapitänsbinde. Als Stellvertreter von Gündogan ist der 29 Jahre alte Bayern-Profi die logische Lösung für die Nachfolge.
Doch da spielt noch so vieles mehr mit. Auftreten, Position, Ansehen, Charakter und vor allem die Rolle auf dem Platz: Stammspieler sollte der Kapitän in der Nationalelf schon sein.
Sollte hier Nagelsmann Bedenken haben, drängt sich ein waschechter Berliner auf. Antonio Rüdiger startete auf den Bolzplätzen der Stadt seine große Karriere. Von Sperber Neukölln, Tasmania Gropiusstadt, die Neuköllner Sportfreunde 1907 und Hertha Zehlendorf führte ihn sein Weg über Borussia Dortmund, den VfB Stuttgart, AS Rom und Chelsea zu Real Madrid. Reichlich Vita, reichlich Erfahrung, sicherer Stammplatz im Team für die WM 2006 in den USA, Kanada und Mexiko.

Antonio Rüdiger bringt alle Eigenschaften für einen Kapitän mit
Rüdigers größter Trumpf ist seine Emotionalität auf dem Platz, mit der er die Kollegen mitreißen kann. Unvergessen ist sein Jubel nach der Monstergrätsche im EM-Achtelfinale gegen Dänemark (2:0). Ein Tor hätte er nicht größer feiern können. Wie er im Anschluss seinen Sitzjubel erklärt, empfiehlt ihn auch für die Binde: „Es wird bei einem Turnier viel über Stürmer gesprochen, aber es ist wichtig zu null zu spielen in so einer Phase des Turniers. Da müssen wir jede Aktion bejubeln.“



