Wie bitte? Frankreich verliert trotz langer Überzahl gegen die DFB-Frauen und zeigt sich nach dem EM-Elfmeterkrimi als schlechter Verlierer. Deutschlands Fußballerinnen um Elferheldin Ann-Katrin Berger feiern ihren epischen Halbfinaleinzug vor einer TV-Rekordkulisse dagegen ausgelassen – und schicken Kampfansagen an die Weltmeisterinnen.
Die französischen Spielerinnen kauerten minutenlang am Boden, nach dem dramatischen EM-Aus flossen bittere Tränen. Er spüre „Enttäuschung und Traurigkeit für die Mädchen, die alles gegeben haben“, sagte Trainer Laurent Bonadei: „Ich dachte, wir hätten das Schlimmste hinter uns, als wir gegen diese auf zehn Mann reduzierte Mannschaft das erste Tor erzielten. Man muss anerkennen, dass die deutsche Mannschaft ein heroisches Spiel gemacht hat.“
Anders als ihr Trainer ließen Frankreichs Spielerinnen den Fairplay-Gedanken vermissen. Selma Bacha wetterte: „Sie haben nichts geboten, sie haben gut verteidigt, sie waren aggressiv, aber wir haben sie von A bis Z dominiert“, sagte die Verteidigerin laut der französischen Sportzeitung L’Équipe. „Sie sind qualifiziert. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber nicht einmal verdient“, befand die 24-Jährige und gab immerhin zu: „Ich bin eine schlechte Verliererin“.
„Unfair“: Frankreich jammert nach EM-Aus gegen DFB-Elf
Auch Vize-Kapitänin Sakina Karchaoui war fassungslos. „Wir sind alle frustriert. Wir können es nicht glauben“, sagte die 29-Jährige. „Wir müssen alles bewahren, was wir gut gemacht haben, alles, was uns vereint und zusammengebracht hat. Es ist unfair, aber was soll ich sagen?“

Ganz anders dagegen die Stimmung im DFB-lager. Aus der XXL-Musikbox dröhnte „Major Tom“, und völlig losgelöst ging die ausgelassene Party im Teamhotel weiter, mit rudernden Armen tanzten Sjoeke Nüsken und Kolleginnen wild umher. Nach dem irren Kraftakt schienen die Energiereserven unendlich.
DFB-Frauen heiß auf EM-Halbfinale gegen Spanien
„Viele haben nicht mehr an uns geglaubt“, sagte die glückselige Matchwinnerin Berger nach einer Pizza-Stärkung in der Kabine und schickte umgehend eine Kampfansage an den Weltmeister Spanien: „Jetzt muss jede Mannschaft Angst vor uns haben.“ Die unbändige Willensleistung in über 100 Minuten Unterzahl (6:5 i.E.) ließ den Glauben an den neunten EM-Titel wachsen.

„Man hat gesehen: Wir sind zu Großem fähig! Ich bin mir ganz sicher, dass wir auch die Spanierinnen packen“, sagte Kapitänin Janina Minge mit Blick auf das Halbfinale gegen den Topfavoriten am Mittwoch (21 Uhr/ZDF und DAZN) in Zürich.
TV-Rekord: DFB-Frauen knacken Zehn-Millionen-Marke
Gut möglich, dass dann schon wieder ein neuer Rekord aufgestellt wird. Der Viertelfinal-Erfolg gegen Frankreich knackte erstmals bei der laufenden Europameisterschaft in der Schweiz die Zehn-Millionen-Marke. Am Samstagabend schauten im Durchschnitt 10,695 Millionen Menschen die Live-Übertragung in ZDF und sorgten nach Angaben des Senders für einen Marktanteil von 52,2 Prozent.
Die EM der Frauen wird für ARD und ZDF immer mehr zum Quotengaranten. Auch die Spiele ohne deutsche Beteiligung sorgen für hohe Reichweiten. Das bisherige Topspiel war Schweden gegen England mit durchschnittlich 4,95 Millionen Zuschauern.