Offener Brief im Wortlaut

Der Osten hat die Faxen dicke: BFC und Co. fordern Fair-Play vom DFB!

Weil nicht alle Meister in die Dritte Liga aufsteigen, fordern (fast) alle Klubs der Nordost-Staffel in einem offenen Brief endlich eine Regionalliga-Reform.

Author - Sebastian Schmitt
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2022 scheiterte der BFC Dynamo als Meister der Regionalliga-Nordost in den Play-offs zur 3. Liga. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren.
2022 scheiterte der BFC Dynamo als Meister der Regionalliga-Nordost in den Play-offs zur 3. Liga. Das soll in Zukunft nicht mehr passieren.Patrick Skrzipek, zVg

Es ist einfach nur unfair! Weil nicht alle fünf Meister aufsteigen, gibt es seit Jahren Zoff unter den Regionalligisten in Deutschland. Die Klubs der Nordost-Staffel haben jetzt endgültig die Nase voll vom ewigen Warten – und fordern in einem offenen Brief an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) endlich eine gerechte Lösung. Der Osten hat die Faxen dicke: BFC und Co. fordern Fair Play vom DFB!

„Meister müssen aufsteigen.“ So lautet die zentrale Forderung, die 17 der 18 Teilnehmer der Regionalliga Nordost nicht erst seit gestern erheben. Neben dem BFC, der 2022 denkbar knapp in den Play-off-Spielen am VfB Oldenburg scheiterte, kann auch Energie Cottbus (2023) ein Lied von der unfairen Praxis singen.

Worum geht es? Bisher teilen sich die fünf Regionalliga-Staffeln West, Südwest, Nordost, Nord und Bayern nur vier Drittliga-Startplätze. Die Meister der Staffeln West und Südwest erhalten dabei jedes Jahr einen festen Aufstiegsplatz, da ihre Gebiete aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte gemeinsam über 50 Prozent der gemeldeten Herrenmannschaften in Deutschland ausmachen. Die Meister der Staffeln Nordost, Nord und Bayern teilen sich dagegen nur ein direktes Ticket – nach einem jährlichen Rotationsprinzip. Die beiden übrigen Meister müssen sich in den Aufstiegsspielen um den letzten Drittliga-Platz duellieren.

Regionalliga-Reform: BFC und Co. gegen nicht auf

2022 wurde der BFC Meister der Regionalliga-Nordost und musste dennoch Nachsitzen. In den Playoffs scheiterte Dynamo knapp am VfB Oldenburg.
2022 wurde der BFC Meister der Regionalliga-Nordost und musste dennoch Nachsitzen. In den Playoffs scheiterte Dynamo knapp am VfB Oldenburg.Patrick Skrzipek

Kein Wunder, dass es seit Jahren Widerstand gegen diese Regelung gibt – besonders in der Nordost-Staffel, die sich mittlerweile zu einem Sammelbecken für Traditionsvereine entwickelt hat. Eine Änderung dieser seit 2017 eigentlich nur als Übergangslösung angedachten Variante gestaltet sich jedoch schwierig. Bisher wurde keine Lösung gefunden, stattdessen Arbeitsgruppen zur Regionalliga-Reform aufgelöst. Doch der BFC und seine Mitstreiter geben nicht auf.

Dynamo und fast alle anderen Klubs – mit Ausnahme von Viktoria Berlin – haben sich in der Initiative „Aufstiegsreform 2025“ zusammengeschlossen. Gemeinsam appellieren sie in einem offenen Brief an DFB-Präsident Bernd Neuendorf, die Schieflage zur Chefsache zu machen und endlich für eine faire Regionalliga-Reform zu sorgen.

Der offene Brief im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Neuendorf, sehr geehrte Damen und Herren des Deutschen Fußball-Bundes,
mit diesem offenen Brief richten sich die unterzeichnenden 17 Regionalligisten, die sich in der Initiative „Aufstiegsreform 2025“ zusammengeschlossen haben, mit einem klaren Appell an Sie: Der DFB muss sich aktiv und mit voller Verantwortung in den Prozess der Regionalliga-Aufstiegsreform einschalten, um eine gerechte und zukunftsfähige Lösung für den deutschen Fußball herbeizuführen.

Fairplay-Prinzip steht auf dem Spiel: Der DFB muss sich einbringen – jetzt!
Die derzeitige Übergangsregelung benachteiligt offenkundig drei von fünf Regionalligen und widerspricht dem Fairplay-Gedanken, der als zentraler Wert des DFB verankert ist. Eine derartige Wettbewerbsverzerrung kann nicht länger hingenommen werden. Daher fordern wir Sie auf, diese Problematik endlich zur Chefsache im deutschen Fußball zu machen und sich mindestens in einer vermittelnden und moderierenden Rolle zwischen den Regional-/Landesverbänden aktiv für eine nachhaltige Lösung einzusetzen.

Delegation an die Regionalverbände ist gescheitert
Der DFB hat in der Vergangenheit die Verantwortung für eine Reform an die Regionalverbände nach unten delegiert. Doch die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass dieser Weg nicht zum Erfolg geführt hat. Die bisherigen Versuche, eine Lösung auf dieser Ebene zu erarbeiten, sind gescheitert. Nun ist es an der Zeit, dass der DFB selbst Verantwortung in der Sache übernimmt und sich in den weiteren Prozess mit seinen eigenen Expertinnen und Experten einbringt, um gemeinsam eine tragfähige und faire Reform bis zum Sommer zu erarbeiten, damit dann beim DFB-Bundestag im November ein mehrheitsfähiger Beschluss getroffen werden kann.

Die 3. Liga als Teil der Lösung?
Darüber hinaus kann und muss der DFB darüber nachdenken, welche Möglichkeiten es gibt, damit die 3. Liga möglicherweise Teil der Gesamtlösung wird. Die Frage, wie es grundsätzlich mit den Regionalligen weitergehen soll, muss dringend geklärt werden. Das zeigt auch das große öffentliche Interesse, was durch unsere Initiative „Aufstiegsreform 2025“ losgetreten wurde.

Handlungsdruck durch öffentliche Debatte wächst
Die durch die Pressekonferenz unserer Initiative am 12. Februar 2025 neu losgetretene öffentliche Debatte zeigt deutlich, wie dringend es in dieser Sache Handlungsbedarf gibt. Das Thema hat eine enorme Resonanz erfahren und unterstreicht die Bedeutung einer schnellen und nachhaltigen Lösung für die Zukunft des deutschen Fußballs.

Die Verantwortung liegt nicht bei den Vereinen
Die derzeitige Praxis, die Verantwortung für die Erarbeitung einer Lösung an die unmittelbar betroffenen Vereine zu delegieren, führt lediglich zu weiteren Blockaden und Verzögerungen, die nicht im Sinne eines integren Wettbewerbs sein können. Stattdessen muss die Federführung in enger Abstimmung zwischen DFB, Regional-/Landesverbänden und Vereinen erfolgen. Die Zeit drängt – bringen Sie sich ein und senden ein entsprechendes Signal auch in der Öffentlichkeit – packen wir es gemeinsam an.

Aufstiegsreform-Gipfel als wichtiger Schritt
Wir begrüßen ausdrücklich die Initiative des NOFV-Präsidenten Herrmann Winkler, bereits Ende März 2025 einen großen „Aufstiegsreform-Gipfel“ mit Vereinen aus seinem Regionalverband, die gegenwärtig in der 3. Liga, der Regionalliga oder mit Ambitionen in der Oberliga spielen, zu veranstalten, um die Erarbeitung einer kompromissfähigen Lösung schnellstmöglich voranzutreiben. Schon von diesem Treffen erwarten wir erste konkrete Ergebnisse, die dazu beitragen, dass im September beim DFB-Bundestag die „Aufstiegsreform 2025“ beschlossen werden kann.
Parallel dazu führen Vertreter unserer Initiative bereits Gespräche mit Vereinen aus den anderen vier Regionalliga-Staffeln, um eine breite Unterstützung für eine faire Reform zu erzielen. Dabei gibt es bereits sehr viele Signale der Solidarität und Unterstützung auf Arbeitsebene, was uns optimistisch stimmt.

Der DFB muss jetzt Führung zeigen
Sehr geehrter Herr Neuendorf, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter des DFB, der deutsche Fußball benötigt in dieser Frage eine klare Führung und Entschlossenheit. Der Status quo kann nicht fortbestehen, darin sind sich alle Beteiligten einig. Die Zeit des Verschiebens und Verzögerns ist vorbei. Wir rufen Sie daher mit Nachdruck in unserem offenen Brief auf, sich unverzüglich mit ganzer Kraft in diesen Prozess einzubringen und gemeinsam mit allen Beteiligten eine faire Lösung zu erarbeiten.

Wir stehen für Gespräche jederzeit bereit und hoffen auf Ihre aktive Unterstützung.
Mit sportlichen Grüßen
Die unterzeichnenden 17 Vereine der Initiative „Aufstiegsreform 2025“ ■