Robin Gosens ist mit der Flucht vom 1. FC Union ein spektakulärer Neustart gelungen. Der Nacht- und Nebelwechsel im Sommer kurz vor Ablauf der Transferfrist nach Florenz entpuppte sich für ihn als Volltreffer. Darauf kann der Mittelfeldmann getrost eine Flasche vom eigenen Wein öffnen. Auch sein Engagement auf dem Weinberg ist ein voller Erfolg. Mit den Fußball-Kollegen Mats Hummels und Christoph Kramer ist Gosens unter die Winzer gegangen.
Unterschiedlicher hätte diese zweite Jahreshälfte für Robin Gosens, Mats Hummels und Christoph Kramer wohl kaum laufen können. Der eine erlebte in Italien seinen zweiten Frühling, der andere lange das genaue Gegenteil – und der Dritte fand überhaupt keinen neuen Klub mehr und spielte auf einmal „Socca“ im Oman.

Der ehemalige Stareinkauf des 1. FC Union ist jetzt Winzer
Doch eine Sache vereint die drei Fußballprofis in diesen turbulenten Zeiten: ein eigener Wein. „Herbstmeister“ heißt der 2022er Riesling-Cuvée, der in den Weinbergen im Zellertal in der Pfalz hergestellt wird und seit Oktober für 29 Euro im Onlineshop erhältlich ist. Bislang sei der Quereinstieg ein „voller Erfolg“, teilte der Hersteller mit: „Wir haben ein durchweg positives Feedback erhalten und bereits jetzt eine Vielzahl von Anfragen von Händlern, die wir aufgrund der limitierten Menge des ersten Jahrgangs nicht alle bedienen konnten.“
Doch wie kam es eigentlich dazu? Die renommierten Winzer Philipp Kuhn und H.O. Spanier seien auf sie zugekommen, „wir fanden das alle sofort spannend. Das ist eine geile Erfahrung“, schwärmt Nationalspieler Gosens in einem der vielen Imageclips. „Mats, Chris und ich verstehen uns schon lange Zeit sehr gut, wir sind sehr gute Freunde geworden.“
Nach dem 1. FC Union dreht sich die Gefühlswelt von Robin Gosens komplett
Gosens spielte sich nach seinem geplatzten EM-Traum und dem Wechsel von Union Berlin zur AC Florenz zurück in die DFB-Auswahl. In den malerischen Weinbergen der Toskana habe er Wein „lieben gelernt“ – und avancierte prompt zum Stammspieler und Fan-Liebling. Ganz anders verlief der Start bei Hummels. Nach dem Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund erlebte der Rio-Weltmeister bei der AS Rom eher einen Horror-Herbst: Zwei Trainerwechsel, ein Dauer-Abo für die Ersatzbank und ein Eigentor beim Debüt ausgerechnet gegen Kumpel Gosens („Er hat mir unfassbar leidgetan“).
Erst bei seiner Startelf-Premiere am 28. November wendete sich das Blatt: Der umjubelte Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit war wie eine Auferstehung, selbst die kritische italienische Presse adelte den 35-Jährigen, der unter Neu-Trainer Claudio Ranieri gesetzt ist, zuletzt als „monumental“ und „absolute Führungsfigur“.
Und Kramer? Der habe sich nach seinem tränenreichen Abschied von Borussia Mönchengladbach zwar „proaktiv“ bei allen möglichen Vereinen angeboten, doch niemand wollte ihn. „Das tat richtig weh“, sagte der Weltmeister von 2014. Stattdessen glänzte er weiter als TV-Experte und Dauergast im Sport-Podcast „Copa TS“.

Der ehemalige Unioner hat Hummels und Kramer viel zu erzählen
Ganz ohne Ball ging es aber nicht: Für die Kleinfußball-Nationalmannschaft erzielte der 33-Jährige bei der Endrunde im Oman sogar seinen allerersten WM-Treffer, musste beim bitteren Achtelfinal-Aus dann aber verletzt zuschauen.