Bodyguard-Affäre

Polizei-Skandal um Elite-Personenschutz für Bushido weitet sich aus

Ein Promi-Interview bringt ans Licht, was keiner für möglich hielt: Beamte der Berliner Spezialeinheit LKA 61 sollen heimlich für Bushido gearbeitet haben.

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Bushido bekam Personenschutz von der Berliner Polizei.
Bushido bekam Personenschutz von der Berliner Polizei.dpa

Ein unscheinbares TV-Interview – und plötzlich steht eine Eliteeinheit der Berliner Polizei unter Verdacht. Was Moderatorin Frauke Ludowig da bei RTL einfing, entwickelt sich zum Sprengsatz im LKA 61: Im Hintergrund ihres Bushido-Interviews: zwei Personenschützer, unverpixelt – und offenbar im Nebenjob für den Rapper unterwegs. Auch der KURIER berichtete darüber.

Ein Einzelfall war das wohl nicht. Nach neuen Bild-Informationen sollen bis zu zehn Polizisten der Spezialeinheit privat für Bushido und seine Familie gearbeitet haben – Bodyguard-Einsätze, Reisen, sogar Partys inklusive. Interne Ermittlungen laufen auf Hochtouren.

Offiziell bestätigt Polizeisprecher Florian Nath, dass zwei Beamte im Fokus stehen. Doch hinter den Kulissen ist von mehr die Rede. Als besonders heikel stellt sich heraus: Einer der beiden Verdächtigen soll ausgerechnet der Kommissariatsleiter sein – also der Chef der Truppe. Insider sprechen von einer Einheit, die sich ein eigenes Leben aufgebaut habe, abseits der Kontrolle der Behörde.

Und schon früher soll es Ärger gegeben haben. Die betroffenen Beamten waren laut Insidern bereits einmal aufgeflogen, nachdem sie beim privaten Bushido-Einsatz erwischt wurden. Damals mussten sie schriftlich zusichern, so etwas nie wieder zu tun. Doch offenbar blieb es nicht bei leeren Versprechen.

Bushido und seine Frau Anna-Maria Ferchichi. Beide bekamen Personenschutz vom Berliner LKA.
Bushido und seine Frau Anna-Maria Ferchichi. Beide bekamen Personenschutz vom Berliner LKA.APress/imago

Die Liste der Auffälligkeiten wird inzwischen immer länger. Bushido soll die Beamten zu einer Jachtparty auf dem Wannsee eingeladen haben – und ihnen später Möbel und Elektrogeräte aus seiner Villa überlassen haben. Auch nach Ende des offiziellen Polizeischutzes begleiteten sie den Rapper offenbar weiter – zu TV-Shows, Dreharbeiten, Konzerten und sogar in den Urlaub. In Dokus waren sie oft zu sehen, verpixelt zwar, aber für Kollegen klar erkennbar.

Hatten die Polizisten einen Auftrag?

Die Ermittlungen liegen jetzt beim LKA 34, das prüft, ob strafrechtliche Verstöße vorliegen. Noch gibt es keine Anklagen – aber der Fall könnte zu einem der größten Polizeiskandale der Hauptstadt werden. Könnte er wirklich?

Wer weiß, vielleicht hatten die Polizisten ja doch einen Auftrag. Immerhin bewegte sich Bushido früher jahrelang in einer Halbwelt aus Großfamilien- und Clanstrukturen. Da ist es sicher nicht uninteressant zu schauen, wer sich auch heute noch an den Rapper ranwanzt.

Wie die Beamten selbst ihre Nebenjobs erklären – ob sie offiziell Urlaub oder Krankentage einreichten – bleibt aber unklar. Auch über mögliche Bezahlungen schweigt die Polizei. Fest steht: Nebentätigkeiten im Bereich Personenschutz sind für LKA-61-Beamte grundsätzlich tabu.

Die Behördenleitung verspricht vollständige und transparente Aufklärung, so weit die das darf. Sollte sich pflichtwidriges Verhalten bestätigen, drohen Disziplinar- und Strafverfahren.

Und Bushido selbst? Der Rapper schweigt. Seine Anwältin reagierte bislang nicht auf Bild-Anfragen. Gegen ihn wird aktuell aber auch nicht ermittelt.