Interview zur Serie „Der Schakal“

Eddie Redmayne: „Ich liebe Deutschland“

In der neuen TV- Version von „Der Schakal“ (ab 7. November bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW) spielt der 42-Jährige einen internationalen Auftragskiller.

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Schauspieler Eddie Redmayne spielt einen Auftragskiller.
Schauspieler Eddie Redmayne spielt einen Auftragskiller.Evan Agostini/Invision/AP/dpa

Er begann seine Karriere mit Gastrollen in Fernsehserien. Dann schaffte Eddie Redmayne seinen großen Hollywood-Durchbruch und ist seither Stammbesetzung in Blockbuster-Filmen („Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“) auf der Leinwand. Jetzt kehrt der Oscar-Gewinner wieder zurück zu seinen Wurzeln. In der neuen TV-Version von „The Day of the Jackal“ (ab 7. November bei Sky und auf dem Streamingdienst WOW) spielt der 42-Jährige einen internationalen Auftragskiller.

Berliner KURIER: Was hat Sie dazu bewegt, die Hauptrolle in einer TV-Serie anzunehmen?

Eddie Redmayne: Der Original-Film mit Edward Fox als der Schakal war einer der Lieblingsfilme meines Vaters. Ich habe ihn in einem viel zu jungen Alter gesehen und war begeistert.

Dann haben Sie sofort für die Rolle zugesagt?

Nein, im Gegenteil. Als das Drehbuch bei mir eintraf, was mein erster Instinkt, abzulehnen. Man will ja nicht, was man liebt, zerstören. Dieser Gedanke wäre unerträglich. Ich habe am Ende „Ja“ gesagt, weil die Drehbücher so unfassbar gut waren und weil meine Frau Hannah mir grünes Licht gegeben hat.

Ihre Frau ist Ihre Beraterin bei der Rollenwahl?

Jede Rolle, die ich annehme, hat massive Auswirkungen auf unsere Familie. Mein Sohn (Luke ist 6) und meine Tochter (Iris ist 8) gehen in London zur Schule. Für „The Day of the Jackal“ musste ich acht Monate überall in Europa drehen, während meine Frau mit den Kids zu Hause blieb. Hannah hat einen außergewöhnlich guten Geschmack und liest alle Drehbücher. In diesem Fall war sie begeistert – genauso wie ich.

Eddie Redmayne und seine Frau Hannah sind seit 2014 verheiratet.
Eddie Redmayne und seine Frau Hannah sind seit 2014 verheiratet.News Licensing/Imago

War es hart für Ihre Kids, Sie so lange nicht zu sehen?

Ich war nicht die ganze Zeit durchgehend weg. Ich bin so oft, es ging zurück nach England gejettet. Vor den Kindern hatten Hannah und ich geplant, ein Zirkus-Nomadenleben zu führen und als Familie von Drehort zu Drehort zu ziehen. Doch die Realität ist, dass die Kinder Freunde in der Schule und Umgebung gefunden haben und wir sie nicht jedes Mal aus ihrer vertrauten Umgebung herausreißen wollen.

Was halten Ihre Kids von Papas Beruf?

Sie waren begeistert von meiner Rolle als Newt Scamander in „Phantastische Tierwesen!“ (lacht). Sie sind große Fans des Harry Potter Universums. Meine Rolle als Schakal finden sie weniger toll, weil sie wollen, dass ich immer nur Good Guys spiele.

Wie schwer war es, sich in den Kopf eines kalten, gnadenlosen Killers hineinzuversetzen?

Ich will auf keinen Fall seine mörderischen Taten entschuldigen, aber für mich ist es nicht so schwarz und weiß. Der Schakal kann durchaus Gefühle zeigen. Er hat eine Frau und ein Kind, die er tief liebt. Aber auf der anderen Seite ist er auch ein Soziopath, ein einsamer Wolf. Er schafft es, seine beiden Personas voneinander zu trennen.

Gibt es Charakterzüge, in denen Sie sich wiedererkannt haben?

Ja. Er arbeitet sehr diszipliniert mit tiefster Präzision seine Pläne aus. Er ist aber auch in der Lage, zu improvisieren oder Sachen kurzfristig zu ändern. Und genauso gehe ich mein Rollenstudium an. Ich werde mit voller Präzision zu meiner Figur, mit allen was diese ausmacht. Dann muss ich nicht mehr darüber nachdenken, wenn der Dreh beginnt. Das befreit meinen Kopf und gibt mir dann viel Spielraum bei der Darstellung.

Wie haben Sie sich denn auf die Rolle vorbereitet?

Ich habe als Erstes mit Scharfschützen der Armee trainiert. Und dann bin ich vorm Dreh früher nach Budapest gereist, um zu lernen, wie ich mein Schakal-Gewehr blitzschnell zusammensetzen und wieder auseinanderbauen kann. Ziel war, das in 10 Minuten hinzukriegen. Ich habe eine Stunde gebraucht und deshalb gebeten, das Gewehr zum Üben mit ins Hotel nehmen zu dürfen.

Sie sind mit einem Scharfschützengewehr durch die Gegend marschiert?

Es war in Einzelteile zerlegt in einem Spezialkoffer versteckt. Das Problem war, dass mein Hotel direkt im Stadtzentrum von Budapest lag und es an diesem Tag eine große Studentendemonstration gab. Die Polizei hatte alles abgeriegelt. Ich musste dann zu Fuß laufen und das täuschend echt aussehende Gewehr im Koffer durch die Absperrung der schwer bewaffneten ungarischen Bereitschaftspolizei schmuggeln.

Mit seiner Rolle als Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gewann Eddie Redmayne den Oscar für die beste Hauptrolle.
Mit seiner Rolle als Stephen Hawking in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gewann Eddie Redmayne den Oscar für die beste Hauptrolle.ZUMA Press Wire/Imago

Das hätte aber auch richtig schiefgehen können!

Ich war auch echt nervös, als ein paar Polizisten auf mich zukamen. Ich dachte „Oh mein Gott, das kann böse enden!“ Zum Glück habe ich es dann doch unbehelligt auf mein Hotelzimmer geschafft. Am nächsten Morgen saß ich beim Essen und mit dann mit den Worten „Oh Fuck“ wie von der Tarantel gestochen hochgesprungen und in mein Zimmer gerannt.

Warum das?

Mir fiel ein, dass der Zimmerservice mein Bett machen würde. Und ich hatte morgens mein Gewehr zusammengesetzt und nicht wieder weggepackt. Stellen Sie sich vor: Sie kommen als Hotelmitarbeiter in ein Zimmer und sehen ein riesiges Scharfschützengewehr mit Stand, dessen Lauf genau auf den größten Platz in Budapest gerichtet ist. Das hätte richtig Probleme geben können!

Abgesehen vom Gewehr, was war die größte Herausforderung für Sie, den „Schakal“ zu spielen?

Der Fakt, dass ich in einer Szene fließend Deutsch sprechen muss. Leider kann ich kein Wort Deutsch. Und das, obwohl ich Deutschland liebe. Meine Frau war als Studentin ein Jahr in Berlin und wir haben seither enge Freunde in Berlin, die wir immer wieder mal besuchen.

Wow, dafür klingt Ihr Deutsch in der Serie aber wirklich gut! Wie haben Sie das hinbekommen?

Ich hatte eine wundervolle Sprach- und Dialektlehrerin in Deutschland. Simone hat mit mir die Sätze musikalisch und phonetisch einstudiert. Ich wünschte, ich hätte die Zeit gehabt, es richtig zu lernen. Aber der Fakt, dass Sie sagen, es klingt gut, macht mich sehr glücklich! ■