In der neuen Serie „Der Pinguin“ (läuft ab 20. September auf Sky) schlüpft er in das Kostüm des bösen Batman-Gegenspielers. Doch für Colin Farrell gibt es im Leben eine weitaus wichtigere Sache als seine Schauspielkarriere. Der irische Hollywood-Star hat eine eigene Wohltätigkeitsorganisation gegründet, mit der er Familien mit geistig behinderten Kindern im Erwachsenenalter unterstützen will. Für den 48-Jährigen ist das Thema ein sehr persönliches. Sein Sohn James (20) leidet unter dem Angelman-Syndrom, einem seltenen neurogenetischen Leiden, dessen Symptome Entwicklungsstörungen und kognitive Behinderungen sind. Unserer Reporterin Patricia Danaher verriet er, was er mit seiner Colin Farrell Foundation erreichen will.
Berliner KURIER: Was hat Sie dazu veranlasst, Ihre Wohltätigkeitsorganisation zu gründen?
Colin Farrell: Es war kein Eureka-Moment, die Idee dafür ist aufgrund meiner eigenen Erfahrungen langsam herangewachsen. James wird jetzt 21 und seine Mutter und ich haben Schwierigkeit damit, den Rest seines Lebens zu planen. Alle staatlich unterstützten Programme, die er als Jugendlicher in seiner Schule und auch nachmittags hatte, gibt es jetzt für ihn nicht mehr. Es ist so unglaublich schwierig, einen Ort zu finden, wo unser Sohn leben, liebevoll behandelt wird und glücklich sein kann.
Warum das?
Weil es an den Ressourcen fehlt. Die Gelder, die es gibt, fließen an die völlig falschen Stellen. Dank meiner 25-jährigen Karriere habe ich das riesige Glück, finanziell äußerst gut dazustehen. Weshalb ich realisiert habe „Oh mein Gott, wenn ich schon solche Probleme habe mit meinen Mitteln, wie ergeht es dann erst anderen Eltern?“ Inzwischen weiß ich es – es ist ein absoluter Horror!

Stehen Sie mit anderen Eltern in Verbindung?
Ich habe gut 14.000 Emails auf meinem Gmail-Konto. Meine Foundation versucht, jede einzelne zu beantworten und werden das auch! Ich selbst schaffe nur vier am Tag. Aber ich kann Ihnen sagen, der Inhalt geht mir wirklich sehr nah. Die Eltern schreiben von ihrem Kampf, der schrecklichen Angst und der vollkommenen Machtlosigkeit, die sie empfinden, weil sie vor einer ungewissen Zukunft für ihre erwachsenen Kinder stehen.
Wie können Sie helfen?
Wir bieten zuallererst ein Forum, in dem sich die Betroffenen miteinander verbinden können. Bei uns bleiben politische, ideologische und philosophische Unterschiede vor der Tür. Bei uns geht es nur darum, sich um anderen zu kümmern – keinen anderen Bullshit! Unser Ziel ist es, Lösungen zu kreieren. Sei es Begegnungszentren, wo sich Eltern austauschen können oder die Errichtung von neuen Tages- und Betreuungsstätten für unsere Kinder

Woher kommt ihr Drang, anderen zu helfen?
Ich unterstütze seit vielen Jahren in meiner Heimatstadt Dublin ein Kinderkrankenhaus und liefere zu Weihnachten wagenweise Spielzeug aus. Dort habe ich auch realisiert, wie unwichtig Ruhm und all das ist, wenn es um Sterblichkeit geht. Deshalb will ich auch jede Minute, die ich nicht arbeite, mit James und meinen jüngeren Sohn Henry verbringen. Ich weiß, dass die Zeit rennt.
Hat James Ihre eigene Einstellung zum Leben geändert?
Dass James mich als sein Papa brauchte, war für mich die treibende Kraft, mich von Alkohol und Drogen loszusagen. Er war zwei Jahre alt, als klar wurde, dass er an schwerwiegenden Entwicklungsstörungen litt. Damals bin ich trocken und clean geworden. Ich wollte leben, ich musste überleben, um für ihn da sein zu können. Und Im Laufe der Jahre habe ich realisiert, dass es auch noch andere lebenswerte Dinge für mich gibt. Das ist sein größtes Geschenk an mich!
Man sieht Ihnen Ihren Stolz auf Ihren Sohn wirklich an!
James ist einfach so unglaublich stark, mutig, superwitzig und entschlossen. Er arbeitet so hart daran, körperliche Fähigkeiten zu entwickeln, die andere Menschen mit drei Jahren perfektioniert haben. Natürlich hat er mit vielen Dingen zu kämpfen und wird nie in der Lage zu sein, selbstständig leben zu können. Er kann nicht sprechen und hat keine wirkliche Kontrolle über seine Bewegungen. Und dennoch hat er mir so viel beigebracht – genauso wie mein jüngerer Sohn. Meine Boys haben mich mehr großgezogen, als umkehrt!
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, einen Film über die Problematiken von Eltern mit erwachsenen behinderten Kindern zu drehen?
Jetzt, wo Sie die Frage stellen, denke ich, dass es durchaus einen Weg geben könnte, so etwas zu produzieren. Ich werde auf jeden Fall mal mit Leuten darüber reden! ■