Ende der 1990er-Jahre stand sie mit Blockbustern wie „Die Akte Jane“ im Zenit ihrer Karriere und war sogar kurzzeitig die höchstbezahlte Schauspielerin der Welt. Doch danach wurden die prestigeträchtigen Hauptrollen stetig weniger und Demi Moore machte nur noch in Verbindung mit ihren (Ex)-Ehemännern Bruce Willis und Ashton Kutcher international Schlagzeilen.
Doch jetzt hat die Leinwand-Abstinenz der 61-Jährigen ein Ende. Moore feiert mit der Hauptrolle in der Science-Fiction-Horror-Satire „The Substance“ ihr großes Leinwand-Comeback. Sie spielt die TV-Fitnesstrainerin Elisabeth Sparkle, die an ihrem 50. Geburtstag von ihrem fiesen Boss (Dennis Quaid) aus Altersgründen gefeuert wird. Worauf sie sich mithilfe einer experimentellen Substanz in eine „verbesserte“ – sprich verjüngte – Version von sich selbst (gespielt von Margaret Qualley) verwandeln lässt.
Nach der Premiere in Cannes verriet uns Demi Moore, warum sie nach dem Lesen des Drehbuchs sofort zugesagt hatte.
Moore: Der Film behandelt das Älterwerden von Frauen und wie sie von der Gesellschaft gesehen werden, auf eine sehr einzigartige und auch sehr unterhaltsame Weise. Diese Rolle hat mir die Chance gegeben, mich aus meiner Komfort-Zone herauszubewegen und eine bessere Schauspielerin zu werden.

Es ist schon länger her, dass Sie als Hauptdarstellerin eine Weltpremiere hatten. Wie hat sich das angefühlt, wieder voll im Rampenlicht zu stehen?
Es war einfach nur umwerfend. Der fantastische Empfang, den ich bekommen habe, war wirklich außergewöhnlich. Wenn ich einen Zauberstab besitzen würde, dann hätte ich mir alles genauso herbeigezaubert. Es ist wie ein Märchen irgendwie für mich.
Sie waren in den letzten Jahrzehnten kaum noch in großen Filmen zu sehen. Haben Sie sich wegen Ihres Alters in Hollywood gecancelt gefühlt?
Ich habe mich nie gecancelt gefühlt. Ich finde, es ist wichtig, wie man selbst auf äußere Umstände reagiert, auf die man selbst keinen Einfluss hat. Ich versichere Ihnen, ich habe mich nie als Opfer gefühlt.
Wie ist Ihre Einstellung zum Altern?
Wie ich es auch immer zu meinen Töchtern gesagt habe: Die einzige Konstante im Leben ist die Veränderung. Deshalb geht man sein Leben lang durch den ständigen Prozess, diese Veränderungen akzeptieren zu müssen. Was nicht heißt, dass wir uns nach der Meinung von Männern richten sollten, wenn es um das ideale Frauenbild geht.

Ist der Film eine Abrechnung mit der Männerwelt?
Nein, der Film ist nicht Anti-Mann. Er ist Anti-Dreckssack (lacht).
Was war an der Rolle am anspruchsvollsten für Sie?
Dass ich bereit sein musste, sehr verletzlich zu sein. Es war für mich auch sehr wichtig, mich während des Drehs intensiv mit Margaret Qualley auszutauschen. Sie spielt ja mein junges Ich. Wir waren ja sehr, sehr eng miteinander – und auch teilweise sehr nackt zusammen (lacht).
War es Ihnen peinlich, diese Nacktszenen zu drehen?
Nein, diese Szenen waren sehr lustig. Wir haben uns unheimlich amüsiert, weil die Situationen so absurd waren.
Sie sehen in Wirklichkeit viel jünger aus, als Sie sind. Im Film werden Sie dann allerdings um Jahre älter gemacht. Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie sich zum ersten Mal so gesehen haben?
Auf eine Art und Weise war es so, als würde ich mich nicht selbst, sondern eine andere Person im Spiegel sehen. Aber es war schon sehr merkwürdig. Als ich das Drehbuch gelesen habe, klang das alles ziemlich easy. Doch wenn man jedes Mal sechs Stunden zum Schminken in die Maske muss und sich dann so gealtert sieht, verliert man ein wenig den Sinn für die Realität.

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Die Kamera hat sich zwar sehr auf unsere Körper fokussiert, doch ich musste mich nicht körperlich so fit trainieren wie für meine Actionfilme in den 90er-Jahren. Dass mit der Körper-Perfektion habe ich Margaret überlassen.
Dabei müssen Sie in Ihrer Rolle viel nackte Haut zeigen.
Für mich hat es sich sogar befreiend angefühlt, dass ich mich gehen lassen und sehr verletzlich sein konnte. Ich habe mich emotional und körperlich entblößt, was mich auf jeden Fall aus meiner Komfortzone herausgebracht hat. Dieser Film war grundsätzlich ein echtes Geschenk für mich – auch für mein weiteres Leben.
Wieso?
Dank des Films akzeptiere ich mich mehr als je zuvor so, wie ich bin. ■