In der neuen Netflix-Serie „Ripley“ übernimmt sie den Part von Marge Sherwood, den Gwyneth Paltrow in der Kinoversion von „Der talentierte Mr. Ripley“ 1999 berühmt gemacht hatte. Doch die amerikanische Schauspielerin Dakota Fanning erinnert in der Rolle als Freundin des mörderischen Hochstaplers Tom Ripley gar nicht an ihre Vorgängerin. Die Serie spielt zwar wieder im Italien der 1950er-Jahre, doch statt Blumenkleidchen trägt sie Hosen und übergroße weiße Blusen. Und statt süß-naiv ist sie von vornherein misstrauisch gegenüber ihrem Freund und dem, was mit ihm nicht stimmt.
Was Dakota Fanning (30) jedoch am meisten an ihrer Marge gereizt hatte, war die Chance, aus dem Schatten der Hauptfigur heraustreten zu können. „Dadurch, dass wir eine Serie haben, wird meine Version von Marge viel tiefer beleuchtet. Und ich habe die Chance bekommen, auf der gleichen Stufe mit Tom Ripley zu stehen und meine eigene Realität zu kreieren“, sagt die Schauspielerin im Gespräch mit dem Berliner KURIER.
KURIER: Was war für Sie die größte Herausforderung an Ihrer Rolle?
Dakota Fanning: So zu spielen, dass die Bedeutung von Wörtern völlig auf den Kopf gestellt wurde. Oft ging es nicht darum, was gesagt wurde, sondern welche Absicht hinter den Worten steckte. Du kannst zum Beispiel „I love you“ auf eine Art und Weise zu jemanden sagen, die deutlich macht, dass du ihn in Wirklichkeit hasst.
Haben Sie sich den Kinofilm mit Gwyneth Paltrow und Matt Damon als Vorbereitung angesehen?
Ich kannte ihn bereits gut, ich bin ein Riesenfan des Films. Weshalb ich auch klar sagen kann, dass sich unsere Serie völlig anders anfühlt. Allein, dass wir in Schwarz-Weiß gedreht haben, erzeugt eine völlig andere Atmosphäre.

Wieso sind bis heute so viele von der Story des talentierten Mr. Ripley so fasziniert?
Das ist eine gute Frage. Ich glaube, unsere Gesellschaft ist grundsätzlich von Gaunern und Hochstaplern fasziniert. Ripley gibt dem Ganzen noch eine neue Dimension. Wir zeigen, wozu Menschen in der Lage sein können, um ihr Leben zu verbessern.
Das verniedlicht die Taten von Tom Ripley schon etwas. Könnte man ihn nicht eher einen blutigen Psychopathen nennen?
Das sehe ich nicht so, er ist ja alles andere als kaltblütig, sondern eher tollpatschig bei seinen Taten. Aber die Zuschauer können sich selbst davon ein Bild machen, weil sie Tom tiefer als je zuvor in all seinen Facetten kennenlernen können. Was für mich am beeindruckendsten ist, wie real sich dieser Filmcharakter anfühlt.
Sie haben an den Originalschauplätzen des Buchs in Italien gedreht. Was war Ihr Eindruck?
Italien ist ein solch großer Teil des Romans. Und dann dort zu sein, war für mich so, als wäre man direkt im Buch gelandet. Ich fand es besonders faszinierend, wie verschieden die Regionen in Italien sind, in denen die Handlung spielt. Jeder Ort hatte seine eigene Stimmung – die dann immer perfekt zur Handlung passt.
Waren Sie vorher schon mal in Italien?
Nie wirklich lange. Deshalb habe ich es sehr genossen, an freien Tagen mich unter die Leute zu mischen. Was für ein tolles Land! Ich bin noch nie in meinem Leben so viel gelaufen. Ich habe ganz allein Rom und Venedig erforscht und die typischen Speisen ausprobiert. Ach ja, ich konnte einfach nicht aufhören, Sachen zu kaufen (kichert).
Tom Ripley ist ein Verwandlungskünstler, was Sie als Schauspielerin auch sein müssen. Wonach suchen Sie aus, in welche Rolle Sie schlüpfen?
Ich weiß vorher nie, was mich an Rollen anzieht. Es gibt keine Vorgaben in meinem Kopf, so denke ich nicht. Ich wähle nach Instinkt aus! Grundsätzlich will ich mich jedes Mal neu herausfordern und in einen völlig neuen Charakter schlüpfen. Anders gesagt: Ich sage niemals nie zu irgendwas (lacht). ■