Das Moskauer Eis ist aus den Supermärkten verschwunden und manch andere Dinge, die an Russland erinnern. Doch jetzt drängt was auf die heimischen Tische, das ursprünglich auch von dort stammt. Die Haskap-Beeren werden als das neue Superfood gehandelt. Reich an Anti-Oxidantien, soll die Zellen schützen, ihr wird sogar eine positive Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs nachgesagt. Wir haben uns die Wunderbeere mal genauer angeschaut.
Die ein bis drei Zentimeter langen, walzenförmigen, dunkelblauen, saftigen Beeren haben verschiedene Namen. Die aber alle auf die eigentliche Herkunft hindeuten: Kamschatka-Blaubeere, sibirische Blaubeere. Ihr natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Sibirien, auf der Kamschatka-Halbinsel und den Kurilen. Von da aus hat sie aber den Siegeszug um die Welt angetreten, nach Japan, China, Kanada oder Polen. Neuerdings wird sie auch in Deutschland angebaut. Haskap-Beere – das ist der japanische Name.
Die Haskap-Beere ist eine Vitaminbombe
Was klar ist: Die Haskap-Beere ist reich an antioxidativ wirkenden Anthocyanen, Vitamin C und Mineralstoffen wie Eisen. Sie schmeckt wie eine Mischung aus verschiedenen Beerensorten.
Derzeit wird der Anbau der lila-bläulichen Beeren vereinzelt auf Höfen getestet, teilt das Bundeslandwirtschaftsministerium mit. Es verweist auf eine Besonderheit: Die Eigenschaften der Beeren machten sie weniger anfällig für Klimaextreme. Die Haskap-Beere sei robust und anpassungsfähig, erläutert eine Ministeriumssprecherin. Inwiefern sie für den Anbau infrage kommt, müsse in der jeweiligen Region und unter den jeweiligen Anbaubedingungen geprüft werden.
Obstbauer Ulrich Munz aus der baden-württembergischen Gemeinde Kirchheim am Neckar (Kreis Ludwigsburg) baut die auch Honigbeere oder Maibeere genannte Frucht nach eigenen Angaben bereits seit sechs Jahren an. „Wir haben gehört, dass die Beere sehr frostrobust sein soll und da wir auch viel mit Spätfrost zu kämpfen haben, wollten wir das einmal ausprobieren“, sagte Munz. Seitdem teste er verschiedene Sorten. Sein Fazit: „Sie wachsen in unseren Böden recht gut.“
Wie Peter Stremer von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen erklärte, hängt die Robustheit der Beere mit ihrem sibirischen Ursprung zusammen. „Damit ist nachzuvollziehen, warum der Strauch sehr winterhart ist und die Blüte verträgt auch ohne Problem leichte Minusgrade im Frühjahr.“ Bei heimischen Obstarten wie Äpfeln oder Erdbeeren würden diese zu Totalschäden führen.
Stremer hebt bei der Haskap-Beere auch hervor, dass sie nur wenig anfällig für Krankheiten und Schädlinge sei. „Es muss also kaum Pflanzenschutz betrieben werden.“ Die Beere eignet sich demnach gut für einen Bio-Anbau. Auch reife sie sehr früh und könne damit als erstes Frischobst im Jahr angeboten werden. Im frischen Zustand sei die Haskap-Beere jedoch nicht lange haltbar, sie diene vielmehr der Verarbeitung, beispielsweise in Marmeladen.

Und was ist dran an den Behauptungen im Netz, die Haskap-Beere könnte eine gesundheitsfördernde Wirkung haben? Ihre Inhaltsstoffe sollen dank des „hohen antioxidativen Potenzials die Zellen vor oxidativem Stress schützen“, wie er beispielsweise durch Rauchen, ungesunde Ernährung oder Alltagsstress entsteht. Außerdem sollen die Beeren eine „Extraportion“ Vitamine und Mineralstoffe liefern und die Zellen stärken.
Sind die Beeren blutdrucksenkend und entzündungshemmend?
„Die Vitamine A, C, E und die Anthocyane werden auch Antioxidantien genannt und können, über Lebensmittel aufgenommen, zwar Schutz vor oxidativem Stress bieten“, erklärt die Verbraucherzentrale. „Haskap-Beeren sind jedoch keine Wunderbeeren und schützen als einzelnes Lebensmittel nicht vor Erkrankungen.“ Die Beeren enthalten auch Eisen, Magnesium, Phosphor und Kalzium, sie schmecken frisch oder gefriergetrocknet, im Joghurt oder im Müsli, eignen sich aber auch für Saft, Konfitüre oder als Grundlage für alkoholische Getränke.
Aus Sicht der Verbraucherzentrale ist die Haskap-Beere ähnlich „gesund“ wie heimische Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren, die ebenfalls hohe Gehalte an Anthocyanen sowie Vitaminen und Mineralstoffen aufweisen. Werbeaussagen, nach denen die Beere vor Herzkreislauferkrankungen und Krebs schützen, blutdrucksenkend und entzündungshemmend wirken soll, sieht die Verbraucherzentrale durch Studien bisher nicht bestätigt. ■