Exotisch-erotische Küche

Chinesischer Feuertopf: Ein Rezept von DDR-Kochlegende Ursula Winnington

Für die gerade verstorbene Ursula Winnington braucht es nur drei Dinge, um etwas Leckeres aus Topf und Pfanne zu zaubern – Neugier, Fantasie und Improvisationsvermögen.

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Alle Zutaten für den Chinesischen Feuertopf werden frisch zubereitet auf den Tisch gestellt. Erst im Feuertopf und den Schälchen verwandeln sie sich in die fertige Speise.
Alle Zutaten für den Chinesischen Feuertopf werden frisch zubereitet auf den Tisch gestellt. Erst im Feuertopf und den Schälchen verwandeln sie sich in die fertige Speise.imagebroker/imago

Ursula Winnington brachte den Geschmack der weiten Welt in die DDR. Anders als etwa der populäre DDR-Fernsehkoch Kurt Drummer, der eher Hausmannskost bevorzugte, wollte die erfolgreichste Kochbuch-Autorin des Ostens den DDR-Bürger auf neue kulinarische Wege leiten. Jetzt ist die legendäre Autorin im Alter von 96 Jahren in Berlin gestorben. Doch ihre Rezepte leben fort und sind es heute noch wert, nachgekocht zu werden. Wie zum Beispiel ein Winnington-Klassiker – der chinesische Feuertopf.

Winnington und Drummer einte eigentlich nur eines – der englisch klingende Nachname. Doch Ursula Winnington, die mit dem englischen Journalisten Alan Winnington verheiratet war, konnte mit Drummers Welt von Eierragout und geschmorten Schweinerippen weniger anfangen. Dank ihres Ehemanns konnte sie mehr Länder bereisen als der DDR-Ottonormalbürger. Sie war in Indien, China, Italien, Frankreich oder England. Und brachte von dort Rezepte mit, die sie in der Kolumne „Liebe, Fantasie und Kochkunst“ in der DDR-Zeitschrift Das Magazin und später in Büchern veröffentlichte.

Sie galt in der DDR als Expertin für die exotisch-erotische Küche, für Gerichte, die alle Sinne ansprechen. „Zieht man sich schön an, setzt sich bei guter Musik an einen schön gedeckten Tisch und hat beim Kochen an nichts gespart, auch nicht am Pfeffer – dann kommen die Schmetterlinge im Bauch von ganz alleine“, sagte die damals 94-Jährige vor zwei Jahren in einem Interview mit der Berliner Zeitung.

Einem Westdeutschen, der sich zu DDR-Zeiten darüber wunderte, dass es im Osten möglich war, „so feine Gerichte“ zu kochen, antwortete sie einst schlagfertig: „Bei uns gab es Eier, Fleisch, Fisch, Gemüse, Wein und in Berlin sogar Wachteln und Fasane; dazu – wenn auch weniger – Gewürze. Tut mir leid, wer daraus nichts kochen kann, kann gar nicht kochen.“ Für Ursula Winnington braucht es nur drei Dinge, um etwas Leckeres aus Topf und Pfanne zu zaubern – Neugier, Fantasie und Improvisationsvermögen.

Auch in der DDR gab es fast alles, was man für die Spezialitäten aus aller Welt brachte. Man musste nur hartnäckiger sein und mehr laufe, um alles zu bekommen. Ende der 70er machten auch gut eingerichtete Gewürzläden in der DDR auf, wie in der Ackerhalle in Berlin-Mitte. Hier es auch Exotisches wie Chili, Kardamom und Kurkuma aus Vietnam, Äthiopien oder Nicaragua. Und mit diesen Zutaten ließen sich dann auch Speisen wie der „Chinesische Feuertopf“ zubereiten.

Chinesischer Feuertopf: Die Zutaten

+ 600 g Lammkeule ohne Knochen

+ 250 g Chinakohl

+ 4 bis 5 getrocknete Pilze

+ ½ Stange Porree

+ 2-3 verschiedenfarbige Paprikas

+ 1 Tasse frische Shrimps

+ 1-2 Tassen frische Bohnensprossen

+ 100 g getrocknete Reisnudeln

+ 150 g getrocknete Nudeln aus Weizenmehl

+ 3-4 frische Bambussprossen

Für die Brühe

+ 1,5 l Wasser

+ 2-3 Frühlingszwiebeln

+ 3 cm Ingwer

+ 2-3 Knoblauchzehen

+ 3 TL dunkle Sojasauce

+ 2 EL trockener Sherry

+ 1 Sternanis

+ 3-4 Kardamomsamen

+ 1 kg Lammknochen

+ Salz

Ursula Winnington bereitet hier die Zutaten für eines ihrer leckeren Gerichte zu.
Ursula Winnington bereitet hier die Zutaten für eines ihrer leckeren Gerichte zu.Volkmar Otto

Chinesischer Feuertopf: Die Zubereitung

1. Ganz klassisch wird der chinesische Feuertopf in einem Topf, der mit Holzkohle beheizt wird, angesetzt. Aber man kann natürlich auch improvisieren – und einen einfacheren Zubereitungsweg wählen. Dann nehmen Sie einfach ein ganz normales Fondue-Set und heizen den Topf elektrisch auf. So zubereitet schmeckt der Feuertopf auch ohne echtes Feuer gut.

2. Zuerst werden die Zutaten für die Brühe vorbereitet. Dafür werden die Frühlingszwiebeln groß gehackt, der Ingwer in feine Scheiben geschnitten und die Knoblauchzehen gesäubert und in Stücke geschnitten. Alles zusammen wird aufgekocht und eine Stunde auf kleiner Flamme geköchelt.

3. Inzwischen werden die übrigen Zutaten, gesäubert, zubereitet und auf einzelnen, kleinen Tellern verteilt. Das Fleisch der Lammkeule wird in hauchdünne Scheiben geschnitten, mit Frischhaltefolie abgedeckt und kühl gestellt.

4. Die Pilze in Wasser aufweichen und in Streifen schneiden. Der Porree wird in Scheiben geschnitten, der Chinakohl und die entkernten Paprika in Streifen geschnitten.

5. Dann die Bambussprossen schälen, in Scheiben schneiden und 30 Minuten garen, die getrockneten Nudeln aus Weizenmehl in kochendem Wasser weich garen – und in Suppenschalen (für jeden Gast eine) verteilen.

6. Die getrockneten Reisnudeln werden in heißem Wasser eingeweicht und in einer großen Schale dazugestellt.

7. Für jeden Gast wird eine Suppenschale (mit den Nudeln), Stäbchen und ein chinesischer, dicker Suppenlöffel an seinen Platz gestellt.

8. Jetzt wird die Brühe in den Fonduetopf gegeben und dieser aufgeheizt. Sobald die Brühe zu köcheln beginnt, kann das Essen starten.

9. Mit den Stäbchen hält jeder sein Fleisch und die Zutaten, die er bevorzugt, in die siedende Brühe. Es sollten in Schälchen verschiedene Dips (Sesampaste, Chilliöl, eingelegter Knoblauch, frisch geriebener Ingwer, Reisessig, gehackte Korianderblätter, zerdrückter fermentierter Tofu) bereitstehen, in die man dann sein Essen tauchen und damit würzen kann.

10. Zwischendurch können Sie sich auch etwas von der Brühe in Ihre Suppenschale löffeln.

11. Ganz zum Schluss: Die restliche Brühe wird über die eingeweichten und abgetropften Reisenudeln gegeben. Das wird dann traditionell als letzter Gang verspeist.