Es bleiben weniger als 500 Stunden, bis die Amerikaner am 5. November an die Wahlurnen treten. Bei der Präsidentschaftswahl zwischen Kamala Harris und Donald Trump geht es mehr als nur um die Wahl zwischen Demokratin und Republikaner oder progressiver Politik gegen eine konservativ-populistische. In den Vereinigten Staaten wählen zwei politische Lager, die in zwei verschiedenen Amerikas zu leben scheinen.
Die Gräben zwischen den Trump-Fans und den Harris-Anhängern sind so tief, dass sie über gegensätzliche Ideologien hinausgehen. Die Wahrnehmungen der Menschen im postfaktischen Zeitalter sind nach den neuesten Umfragen so unterschiedlich, dass es neutrale Beobachter schockt. Insbesondere Trump und sein designierter Vize JD Vance versuchen daraus Nutzen zu schlagen, in dem sie eigene „Wahrheiten“ und oft Furcht verbreiten.
Wie effektiv das ist, belegt das Ergebnis einer aktuellen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts „YouGov“. Danach sind 90 Prozent von wahrscheinlichen Wählern der Vizepräsidentin überzeugt, dass die Opfer der Hurrikans von der Regierung finanziell unterstützt werden. Das wiederum glauben gerade einmal 35 Prozent aller Trump-Anhänger – von denen fälschlicherweise 83 Prozent überzeugt sind, dass Katastrophen-Gelder an illegale Einwanderer geflossen sind. Diese auf diversen Social Media-Kanälen verbreitete Fake-News glaubt nur jede 10. Harris-Wähler.
In den Vereinigten Staaten wählen zwei politische Lager
Die gegensätzliche Weltanschauung zieht sich wie ein roter Faden durch jede Thematik, die die Gemüter im Land erhitzt. Nur 12 Prozent der Trump-Wähler halten die aktuelle Wirtschaftslage für gut, im Gegensatz zu Dreiviertel aller potenziellen Harris-Wähler. Und nur gut ein Drittel der MAGA-Fans sind mit dem Fakt vertraut, dass die Börsenwerte höher sind als Anfang des Jahres. Dagegen glauben 84 Prozent von ihnen, dass die Preise für tägliche Anschaffungen wie Lebensmittel und Benzin nach wie vor stetig ansteigen. Die offiziellen Statistiken sagen das genaue Gegenteil – was den Wählern der Demokratin bekannt ist.
Besonders deutlich sind die unterschiedlichen Ansichten in den Lagern beider Kandidaten, wenn es um das Thema Migration geht. Die Zahlen von illegalen Einwanderern im September sind laut Heimatschutz-Behörde die geringsten, seitdem Joe Biden im Amt ist. Dennoch wollen 83 Prozent von Trumps Wählern wissen, dass die Zahlen der „Invasion der Illegalen“ noch immer steigen oder zumindest von einem Rekordniveau noch nicht gesunken sind.
Während 67 Prozent der Harris-Wähler glauben, dass die Regierung seit Amtsantritt versucht, den illegalen Einwandererstrom zu verringern, sind 65 Prozent von Trump-Wählern sicher, dass Biden und Harris die Einwanderungszahlen absichtlich nach oben getrieben haben. Mit der Begründung, die ihr politisches Idol am liebsten verbreitet: Demokraten wollen Wahlausgänge zu ihren Gunsten fälschen, indem sie illegale Einwanderer für sich stimmen lassen.
Das verwundert es nicht, dass nur 50 Prozent der Trump-Wähler den Ausgang der Wahl akzeptieren wollen – wenn der Republikaner nicht gewinnt. Dagegen würden 72 Prozent der Harris Wähler auch einen Trump-Sieg nicht anfechten.
Immerhin sind sich beide Seiten in einer Sache ziemlich einig: Jeweils 81 Prozent glauben, dass feindliche Regierungen und insbesondere Russland bereits versuchen, die Wahlen in den USA für ihren Zweck zu beeinflussen. Für welchen Kandidaten allerdings, da weichen die Meinungen zu 100 Prozent voneinander ab. ■