Keine Interviews und Auftritte

Wo ist Sahra Wagenknecht? BSW-Star ist abgetaucht. Schmeißt die Politikerin hin?

Die Parteispitze versucht, die Gemüter zu beruhigen. Aber Sahra Wagenknecht braucht wohl eine längere Pause. Mindestens.

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Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), ist nach der Bundestagswahl quasi abgetaucht.
Sahra Wagenknecht, Bundesvorsitzende des Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), ist nach der Bundestagswahl quasi abgetaucht.Michael Kappeler/dpa ist

Das politische Projekt von Sahra Wagenknecht sollte in den Bundestag führen – doch jetzt steht das Bündnis BSW vor einer ungewissen Zukunft. Während die charismatische Namensgeberin von der Bildfläche verschwunden ist, rätselt die Partei: Wie geht es weiter?

Noch vor wenigen Monaten schien alles nach Plan zu laufen. Das BSW startete durch, holte Mandate in Europa und in mehreren Landtagen. Die Umfragen versprachen sogar eine sichere Zukunft im Bundestag. Doch dann kam der Wahlabend – und mit ihm der Schock: 9000 Stimmen fehlten zum erhofften Erfolg. Statt großer Politik im Parlament bleibt dem BSW nur die außerparlamentarische Opposition.

Die Partei will das Ergebnis nicht akzeptieren, schreibt die Berliner Morgenpost. Nach einem gescheiterten Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht setzt sie jetzt auf den Wahlprüfungsausschuss des Bundestags. Doch das ist ein langer und unsicherer Weg.

Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek glaubt nicht an einen überraschenden Absturz. Seiner Meinung nach war das BSW in den Umfragen überbewertet. Das tatsächliche Potenzial lag nie bei neun Prozent, meint er im Morgenpost-Artikel. Realistischer sei das Ergebnis der Europawahl gewesen: 6,2 Prozent. Dazu kam ein bekanntes Problem für kleine Parteien: Viele Wähler hatten kurz vor der Wahl Zweifel, ob ihre Stimme nicht verschenkt sein könnte.

Trotz der Wahlniederlage bleibt das BSW in vier Parlamenten vertreten und regiert in Thüringen und Brandenburg sogar mit. Und das nächste Ziel ist schon in Sicht: 2026 könnten die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt neue Chancen bringen. Dort hatte die Partei bei der Bundestagswahl bereits zweistellige Ergebnisse erzielt.

Wo ist Wagenknecht?

Doch was wird aus Sahra Wagenknecht? Die Frau, die das BSW zu ihrem persönlichen Projekt gemacht hat, ist abgetaucht. Nach der Wahl ließ sie sich nur noch kurz in der Bundespressekonferenz und im alten Bundestag blicken – seitdem herrscht Funkstille. Ihre Social-Media-Kanäle laufen weiter, doch Interviews oder öffentliche Auftritte? Fehlanzeige.

Sahra Wagenknecht und Ehemann Oskar Lafontaine.
Sahra Wagenknecht und Ehemann Oskar Lafontaine.Britta Pedersen/dpa

Die Parteispitze versucht laut Berliner Morgenpost, die Gemüter zu beruhigen. Generalsekretär Christian Leye betont: Sahra Wagenknecht mache weiter, das BSW mache weiter. Aber hinter den Kulissen ist nicht jeder so sicher. Die Thüringer BSW-Chefin Katja Wolf zeigt sich vorsichtig optimistisch, lässt aber durchblicken, dass sie Verständnis hätte, wenn Wagenknecht erst einmal eine Pause bräuchte.

Die entscheidende Frage bleibt: Ist das BSW mehr als nur Wagenknecht? Politikwissenschaftler Thomeczek sagt klipp und klar: Kurzfristig braucht die Partei ihre Frontfrau. Falls sie sich zurückziehe, müsse der Übergang sorgfältig vorbereitet werden – und zwar jetzt.

Interessanterweise denkt die Partei ohnehin über eine Namensänderung nach. Irgendwann soll das Bündnis einen neuen Titel bekommen, etwa „Bündnis für Sicherheit und Wohlstand“. Doch bis dahin bleibt Wagenknecht erst mal das Gesicht des Projekts – auch wenn sie gerade nirgends zu sehen ist. ■