Krieg gegen Israel. Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen ist die Zahl der Toten in Israel auf mindestens 700 gestiegen. Dies berichteten mehrere israelische Medien am Sonntag unter Berufung auf medizinische Kreise. Nach jüngsten Angaben des Gesundheitsministeriums wurden mindestens 2243 Menschen verletzt. Mehr als 100 Menschen wurden von der Hamas entführt.
Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen als Reaktion auf die Hamas-Großattacke auf Israel sind mindestens 413 Menschen getötet worden. 2300 Palästinenser seien zudem verletzt worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza am Sonntagabend mit.
Unter den Opfern der radikalislamischen Hamas in Israel ist Medienberichten zufolge auch eine Deutsche. Die 22-Jährige Shani Louk werde von ihrer Familie seit Samstag vermisst, berichtete der „Spiegel“ am Sonntag. Die junge Frau sei bei einem Musikfestival im Süden Israels gewesen, als Hamas-Kämpfer das Land überfielen und auch die Festivalgäste angriffen. Viele Menschen sollen dort noch vermisst werden. Einsatzkräfte haben auf dem Festival-Gelände bislang mindestens 260 Leichen gefunden. Das berichtete die Nachrichten-Website Ynet unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka am Sonntagabend.
Ob Shani Louk noch lebt, ist unklar. Ihr Familie habe sie auf einem Video erkannt, das sie auf einem Truck liegend halbnackt zeigt, während Hamas-Kämpfer auf ihr herumtrampeln. Dann rast der Jeep dem Bericht zufolge davon. Die Mutter der jungen Frau, Ricarda Louk, gehe davon aus, dass sie verschleppt wurde und noch lebt, berichtete der Spiegel. Die 22-Jährige sei leicht an ihren auffälligen Tatoos und ihren gefärbten Haaren zu erkennen.
Bei Facebook posten einige Nutzer Links zu den Opfern der Angriffe. Auch der Ausschnitt einer mehrseitigen Vermisstenliste ist darunter.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat am Samstagabend alle Palästinenser zum Verlassen von Gaza aufgefordert. Die israelische Armee werde die Verstecke der Hamas in Gaza in „Trümmer“ legen, sagte Netanjahu in einer Fernsehansprache. Mit Blick auf Gaza, das er als die „Stadt des Bösen“ bezeichnete, betonte er: „Ich sage den Bewohnern von Gaza: Gehen Sie von dort jetzt weg, denn wir werden überall mit all unserer Kraft tätig sein.“

Netanjahu sprach mit Blick auf die Hamas-Angriffe von einem „schwarzen Tag“ für sein Land und die Bevölkerung, wofür sich Israel „rächen“ werde. Die israelische Armee werde all ihre Kraft darauf verwenden, die Fähigkeiten der Hamas zu „zerstören“.
USA verlegen Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer
Die USA verlegen als Reaktion auf die Angriffe einen Flugzeugträger und weitere Kriegsschiffe ins östliche Mittelmeer. Das teilte das US-Verteidigungsministerium am Sonntag in Washington mit.
Hamas-Kämpfer waren auf israelisches Gebiet vorgedrungen und lieferten sich Kämpfe auf den Straßen. Augenzeugen berichten von Schusswechseln, die auch in Videos auf Social-Media-Plattformen zu sehen sind. Die Palästinenser sollen zum Teil mit Fallschirmen und Flugdrachen die massiv gesicherten Grenzanlagen überwunden haben.
Die Hamas-Angreifer gehen dabei offenbar gnadenlos gegen Zivilisten vor. Von einem Blutbad auf Israels Straßen ist in lokalen Medien die Rede. Zu sehen sind im Internet furchtbare Bilder von offenbar wahllos ermordeten Menschen, die am Straßenrand liegen.
(Wir haben uns entschieden, diese Fotos hier nicht zu zeigen, da wir die Würde der Todesopfer wahren wollen. Die Redaktion)
Dutzende Menschen sollen erschossen worden sein. Von mehrere hundert Verletzten ist die Rede. Zudem kursieren Videos, in den palästinensische Terror-Truppen entführte Israelis präsentieren. Darunter alte Menschen, Mütter, Babys!
Laut dem israelischen Militär haben Hamas-Kämpfer mehrere Israelis in den Gazastreifen entführt. Darunter seien auch Soldaten, bestätigte am Samstag ein Sprecher der Armee, ohne Angaben zur Zahl der Entführten zu machen.


Unter den Toten des Angriffs soll auch der Präsident des Regionalrats der israelischen Grenzorte nordöstlich des Palästinensergebiets sein. Ofir Liebstein sei „bei einem Schusswechsel mit Terroristen“ getötet worden, teilte der Regionalrat von Shaar Negev mit.
🚨BREAKING: #Israel Defense Forces declares a state of war.#Palestine #Palestinian #PalestineUnderAttack pic.twitter.com/X8mJOWcMOp
— Vidarbha Times (@VidarbhaaTimes) October 7, 2023
In verschiedenen Städten Israels heulten die Warnsirenen, wie die Armee mitteilte. Auch in Tel Aviv und Jerusalem war Raketenalarm zu hören. Das Militär rief die Einwohner der südlichen und zentralen Landesteile auf, in geschützten Bereichen zu bleiben. Israel feiert gerade das jüdische Fest Simchat Tora (Freude der Tora). Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wollte im Verlauf des Tages Sicherheitsberatungen mit Vertretern des Verteidigungsministeriums und der Armee abhalten.
Am Samstagabend dauerten die Kampfhandlungen an fast zwei Dutzend Orten an. „Wir kämpfen an 22 Orten“, sagte Militärsprecher Daniel Hagari. Es gebe keine Gemeinde im Süden Israels, in der keine Streitkräfte seien. „Es gibt Gemeinden, die von Terroristen befreit wurden, aber wir möchten das Gebiet weiter durchsuchen, bevor wir dies bekannt geben“, sagte Hagari weiter. Das Ziel sei es, „dass alle Terroristen getötet werden und dass alle Gemeinden von Terroristen befreit werden“. Bis dahin sollen sich die Bewohner in der Nähe des Gazastreifens weiter in ihren Häusern einschließen.
Erneut Raketenalarm am Abend in Tel Aviv
Am Samstagabend gab es im Großraum Tel Aviv und anderen Städten des Landes erneut Raketenalarm. Zahlreiche Explosionen waren über der Küstenmetropole zu hören, die vermutlich durch das israelische Raketenabwehrsystem „Iron Dome“ ausgelöst wurden. Bei den Angriffen wurden mehrere Menschen verletzt, drei davon schwer, wie der Rettungsdienst Magen David Adom meldete. Israelische Medien berichteten, ein Gebäude in Tel Aviv sei von Raketen getroffen und eingestürzt. Zwei Menschen seien gerettet worden.
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu hat nach den Angriffen der islamistischen Hamas auf Israel eine harte Reaktion im Gazastreifen angekündigt. „Wir werden alle Orte, an denen die Hamas organisiert ist und sich versteckt, in Trümmerinseln verwandeln“, sagte Netanjahu am Samstagabend in einer Ansprache. Bewohner des Gazastreifens forderte er auf: „Flieht jetzt von dort, denn wir werden überall und mit all unserer Kraft handeln“. Israel werde Rache für diesen schwarzen Tag nehmen.
Israels Regierungschef Nethanjahu fordert Palästinenser zum Verlassen von Gaza auf
Gleichwohl sprach Netanjahu von lange andauernde Kampfhandlungen. „Dieser Krieg wird Zeit brauchen“, sagte er. „Es liegen noch herausfordernde Tage vor uns.“
Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, hatte zuvor seine Landsleute in Israel aufgerufen, sich angesichts des Raketenbeschusses aus Gaza in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.
#BREAKING: Hamas personal are also flying from Gaza Strip across the border. #Gaza #Israel #Palestine #IsraelUnderAttack #Hamas #PalestineUnderAttack #IssBaar100Paar #AsianGames pic.twitter.com/WyzmZRBNfD
— Vidarbha Times (@VidarbhaaTimes) October 7, 2023
Raketenangriff: 60 Jahre alte Frau getötet
Der Rettungsdienst Magen David Adom teilte mit, eine etwa 60 Jahre alte Frau sei bei einem direkten Treffer nahe Gedera tödlich verletzt worden. Auch ein vierjähriges Kind soll dort gestorben sein. Zahlreiche Menschen hätten bei den Angriffen aus Gaza schwere Verletzungen erlitten und wurden in Krankenhäuser gebracht.
Allein die Soroka-Klinik in Beer Sheva bestätigte 80 Verletzte. Viele davon in kritischem Zustand.

Auch in der Küstenmetropole Tel Aviv wurde nach Armeeangaben ein Haus getroffen. Der Rettungsdienst rief wegen eines Mangels an Blutkonserven zu dringenden Blutspenden auf. Sanitäter berichteten außerdem von Verletzten bei den Raketenangriffen im Bereich der Ortschaften Aschkelon, Gedera und Javne.
Der massive Angriff aus dem Gazastreifen kam unerwartet. Die Lage besonders im besetzten Westjordanland hatte sich allerdings zuletzt wieder zugespitzt. Seit Donnerstag waren dort vier Palästinenser bei eigenen Anschlägen oder Konfrontationen mit der Armee getötet worden. Israel stelle sich auf „wochenlange Kämpfe“ ein, sagte ein Militär-Experte.

Raketen, mindestens 200 Tote in Israel, mehr als 230 im Gazastreifen
Bei den Großangriffen aus dem Gazastreifen wurden bis Samstagabend laut israelischen Medienberichten rund 2200 Raketen abgefeuert. Die Hamas teilte am Samstagabend mit, es seien 150 Raketen auf Israel abgeschossen worden. In Israel sind dabei mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen. Dies berichteten israelische Medien unter Berufung auf medizinische Kreise. Rund 1100 Menschen seien verletzt worden.
Die israelische Luftwaffe beschoss als Reaktion auf den Großangriff Ziele der Organisation im Gazastreifen. Hier sollen 232 Menschen getötet und mehr als 1600 verletzt worden sein, teilte das Gesundheitsministerium im Gazastreifen mit. Die Militäroperation trägt den Namen „Eisernes Schwert“. Hunderte Hamas-Kämpfer sollen sich am Samstagabend noch auf israelischem Gebiet befinden.
Israel will Stromversorgung für Gazastreifen kappen
Als Reaktion auf den Großangriff auf Israel will das Land die Stromversorgung im Gazastreifen kappen. „Ich habe die Anordnung unterzeichnet, die das Elektrizitätsunternehmen anweist, die Stromversorgung des Gazastreifens einzustellen“, schrieb Energieminister Israel Katz am Samstagabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Die Küstenenklave ist für seine Energieversorgung auf Treibstoffimporte angewiesen.
Die Sicherheitslage in Israel, Gaza und dem Westjordanland ist seit langem angespannt. Seit Jahresbeginn wurden 27 Israelis, eine Ukrainerin und ein Italiener bei Anschlägen getötet. Im selben Zeitraum kamen mehr als 200 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen, Konfrontationen oder nach eigenen Anschlägen ums Leben.
Israel hatte 1967 das Westjordanland und Ost-Jerusalem erobert. Die Palästinenser beanspruchen diese Gebiete für einen unabhängigen Staat Palästina mit dem arabisch geprägten Ostteil Jerusalems als Hauptstadt.
Rocket Barrages are continuing to be launched from the Gaza Strip. pic.twitter.com/1tr3nrQm84
— OSINTdefender (@sentdefender) October 7, 2023
An der Gaza-Grenze war es im vergangenen Monat mehrfach zu gewaltsamen Protesten gekommen. Dabei wurden auch Sprengsätze auf Soldaten geworfen, mehrere Palästinenser wurden durch Schüsse verletzt. Die israelische Luftwaffe griff angesichts der Vorfälle mehrmals Posten der im Gazastreifen herrschenden militanten Palästinenserorganisation Hamas an.
Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen nach UN-Angaben unter sehr schlechten Bedingungen. Die von EU, USA und Israel als Terrororganisation eingestufte Hamas hatte 2007 gewaltsam die alleinige Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

Netanjahu: „Wir befinden uns im Krieg mit der Hamas“
Israel befindet sich nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu „im Krieg“ mit der militanten Palästinenserorganisation Hamas. „Wir befinden uns im Krieg, nicht in einem Einsatz oder in Gefechten, sondern im Krieg“, erklärte Netanjahu. Er habe eine „umfassende Mobilisierung von Reservisten“ angeordnet: „Der Feind wird einen beispiellosen Preis zahlen.“
