Wenn in der Ukraine wieder einmal Dutzende Raketen zivile Infrastruktur und Wohnhäuser treffen, dann ist dies auch ein Ergebnis der verfehlten Politik des Westens. Der Schock war groß, als Russland im vergangenen Jahr den Staudamm in Kachowka angriff und zerstörte. Eine massive ökologische Katastrophe war die Folge. Doch wie reagierte der Westen darauf? Empörung ja, Konsequenzen nein.
Auch dass die sichere Versorgung des Atomkraftwerks Saporischschja, das von Russland besetzt ist, immer wieder gestört wird, wurde vom Westen ignoriert. Dabei ist die Gefahr, die durch eine Unterbrechung der Stromversorgung oder der Kühlwasserversorgung des Kraftwerks ausgeht, immens und keinesfalls gebannt.
Russland werden keine Grenzen aufgezeigt
Russland hat nun gezeigt, was es tut, wenn ihm keine Grenzen aufgezeigt werden. Es hat das Wasserkraftwerk DniproHES in Saporischschja angegriffen. Bisher sieht es so aus, als ob die Staumauer nicht schwer beschädigt wurde. Das wäre Glück im Terror-Unglück. Aber der Tanz auf dem Vulkan, den Russland ständig veranstaltet, entschied sich wohl wieder einmal nur durch wenige Meter. Denn eine Zerstörung hätte erneut eine Flutkatastrophe verursachen und wieder ganze Landstriche unter Wasser setzen können. Und auch diesmal hätte Russland wohl keine Konsequenzen fürchten müssen.
Seit zwei Jahren terrorisiert das Land nach Belieben die Zivilbevölkerung in der Ukraine. In Kiew gab es seit Beginn der Vollinvasion im Februar 2022 bereits über 1000 Mal Luftalarm. Insgesamt mussten sich die Bewohner der Stadt mehr als 1300 Stunden in Bunkern, Metrostationen, Kellern oder Innenräumen verstecken. Das sind mehr als 50 volle Tage!

Im Westen wird diskutiert und verzögert
In Charkiw wurde die Energie- und Wasserversorgung wieder einmal angegriffen. Millionen sind im Land erneut ohne Strom und fließend Wasser. Die Kommunikationsnetze sind zum Teil instabil.
Und derweil wird in Berlin und Washington weiter diskutiert, was man leisten kann und will. In den USA werden wichtige Militärhilfen für das angegriffene Land seit Monaten durch die russlandfreundlichen Trump-Unterstützer in Senat und Repräsentantenhaus verzögert. Der Bevölkerung redet man derweil jenseits und diesseits des Atlantiks ein, dass Russland nuklear eskalieren könnte und schließt jede mögliche Option von vornherein aus.
Das Argument wurde zuletzt erst wieder in der Debatte um die Lieferung von Marschflugkörpern des Typs Taurus an die Ukraine bemüht. Sowohl SPD als auch US-Demokraten inszenieren sich als Verhinderer eines Weltkriegs.
Ukraine wird der Möglichkeiten beraubt
Damit beraubt man sich aller Möglichkeiten zur Unterstützung der Ukraine. Zur Wahrheit gehört nämlich auch: Wer der Ukraine die Waffen verweigert, um den militärischen Nachschub, die Startflughäfen der Bomber und die Basen der Kriegsschiffe mit Raketen anzugreifen, der hindert sie an einer effektiven Verteidigung. Denn was nützt es, häppchenweise oder verzögert teure Flugabwehrraketen für die Abwehr von russischen Marschflugkörpern und Raketen zu liefern, wenn man der Ukraine Waffen liefern kann, die deren Produktionsstätten treffen können?
Doch so lange diese einfache Erkenntnis sich nicht in Berlin und Washington durchsetzt, ist die Ukraine auf dem Pfad in Richtung Niederlage. Und die wird dann auch eine Niederlage der Politik von Olaf Scholz und Joe Biden sein.