Aufsichtsrat abberufen

Spenden-Krimi um die AfD: Böttcher AG fordert eine Million Euro zurück

Mitten im Bundestagswahlkampf ging für die AfD eine Spende über 999.000 Euro ein – aus Thüringen. KURIER erklärt den Weg des Geldes.

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Ärger um eine Mega-Spende an die AfD:  Der Büroartikel-Großhändler Böttcher AG und Unternehmensgründer Udo Böttcher fordern jetzt das Geld zurück.
Ärger um eine Mega-Spende an die AfD: Der Büroartikel-Großhändler Böttcher AG und Unternehmensgründer Udo Böttcher fordern jetzt das Geld zurück.Olaf Döring/imago

Die Nachricht machte vor wenigen Tagen Schlagzeilen: Rund vier Wochen vor der Bundestagswahl hat die AfD eine Großspende über fast eine Million Euro erhalten. Die AfD meldete eine Spende über 999.900 Euro – von einem Mann aus Blankenhain in Thüringen. Erst später kam heraus, dass hinter dem Spender Horst Jan Winter, Aufsichtsrat der Böttcher AG, steckt. Jetzt die nächste verrückte Wende im Spenden-Krimi: Wie die Berliner Zeitung exklusiv vermeldet, fordern Firmenchef Udo Böttcher und die Böttcher AG, ein Groß- und Versandhändler für Bürobedarf aus Jena, die Millionen-Spende von Horst Jan Winter zurück.

In einer gemeinsamen Erklärung distanzieren sich Chef und Unternehmen von der Spende: „Wir, die Böttcher AG und ihr Vorstandsvorsitzender Udo Böttcher, sind zurzeit Gegenstand von Spekulationen, wonach wir über unseren Aufsichtsrat Horst Jan Winter eine Spende in Höhe von knapp 1 Mio. EUR an die Alternative für Deutschland (AfD) geleistet haben sollen. Diese Spekulationen sind falsch. An dieser Spende haben die Böttcher AG und/oder ihr Vorstandsvorsitzender in keiner Weise mitgewirkt.“

Udo Böttcher: Das Geld war für experimentelle Therapien gedacht

Udo Böttcher betont, wie die Berliner Zeitung schreibt, dass die Spende weder von ihm noch dem Unternehmen veranlasst wurde. „Herr Winter hat sie ohne Rücksprache mit uns geleistet. Wir haben erst aus der Presse von dieser Spende erfahren“, heißt es in der Erklärung. Das Geld komme zwar indirekt von ihm, er habe Horst Jan Winter in „erheblichem Maße finanziell unterstützt“, weil der Mann schwer erkrankt sei. Um experimentelle Therapien in den USA bezahlen zu können, habe er ihm aus alter Verbundenheit zwei Millionen Euro aus seinem Privatvermögen geschenkt.

Aber: „Ich habe nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass er – mutmaßlich ganz oder teilweise aus dem geschenkten Betrag – eine Parteispende an die AfD bestreiten würde und hätte mir das auch nie im Leben träumen lassen“, schreibt Böttcher in der Erklärung, die die Berliner Zeitung veröffentlicht. Böttcher machte Winter keinerlei Vorgaben, wie er das Geld verwenden dürfe. Doch: „Ich meine aber, dass Herr Winter mich gut genug kannte, um erahnen zu können, dass ich jedenfalls mit einer solchen Parteispende keinesfalls einverstanden gewesen wäre.“

Aufsichtsrat abberufen, Klage angedroht

Konsequenz: Horst Jan Winter wird mit sofortiger Wirkung als Aufsichtsrat der Böttcher AG abberufen, wie die Berliner Zeitung schreibt. „Der Schutz unseres Unternehmens und seiner Werte steht an erster Stelle“, erklärt Udo Böttcher.

Der Unternehmenschef fordert außerdem sein Geld zurück, droht mit Klage. „Die Schenkung habe ich in Höhe der an die AfD gezahlten Spende mit Schreiben vom heutigen Tag wegen groben Undanks widerrufen und Herrn Winter zur Rückzahlung der knapp 1 Mio. EUR aufgefordert. Sollte diese Summe nicht fristgerecht binnen einer Woche eingehen, werde ich Klage auf Rückzahlung gegen Herrn Winter erheben.“ ■