Die nächste Eskalation oder eine Nebelkerze aus Russland? Vertreter der aus Moskau gesteuerten Behörden der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sollen Russland um „Schutz“ vor Moldau gebeten haben. Das berichten russische Medien.
Zuvor trafen am Mittwoch bei einem „Kongress der Volksdeputierten“ Mitglieder der Parlaments und anderer Institutionen der russisch-kontrollierten Region zusammen.
Transnistrien: Separatisten bitten Russland um „Schutz“ vor Moldau
Bei dem Sonderkongress beschlossen die Behördenvertreter von Transnistrien am Mittwoch eine entsprechende Erklärung, wie russische Nachrichtenagenturen und lokale Medien meldeten. Der Resolution zufolge wird Moskau darum gebeten, „Maßnahmen einzuleiten, um Transnistrien angesichts des zunehmenden Drucks durch Moldau zu verteidigen“. Was genau die Separatisten von Russland erwarten, war zunächst nicht klar.
In dem Schreiben führen die Vertreter an, dass die Republik Moldau einen „Wirtschaftskrieg“ gegen die Region Transnistrien führen würde. So soll Moldau Zollerleichterungen blockiert haben.
Vor allem eine Eskalation im Informationskrieg?
In Moldau, das zwischen der Ukraine und Rumänien liegt, dürften diese Nachrichten die Angst vor einer russischen Aggression auch auf ihrem Staatsgebiet schüren – erst recht, weil Russland bereits seit Jahrzehnten eigene Soldaten in Transnistrien stationiert hat. Eine sofortige Eskalation ist jedoch eher unwahrscheinlich, da Transnistrien zwischen der Ukraine und Moldau von Russland isoliert ist.
Russland eskaliere vor allem den Informationskrieg. „Putin wird morgen mit gespielter Empörung darauf reagieren“, so Sicherheitsexperte Nico Lange. „Militärisch sind Putins Möglichkeiten allerdings dort eng begrenzt und weder per Luft noch per See kann Russland gerade verstärken.“
Auch deshalb betonen die russischen Behördenvertreter, dass in der moldauischen Region vor allem Russen leben.
Angst vor Donbas-Szenario
Transnistrien ist seit den 90er-Jahren von Moldau abtrünnig. Der letzte Kongress der Volksdeputierten in der Separatistenregion fand 2006 statt. Damals führten die von Russland kontrollierten Separatisten ein Scheinreferendum durch, bei dem angeblich 97 Prozent der Teilnehmer für eine Annexion durch Russland gestimmt hätten, hieß es. Es passierte wenig. Dennoch weckt der Schritt bei vielen Beobachtern Erinnerungen an die Eskalation im ukrainischen Donbas – ein Szenario das viele auch für Transnistrien befürchten.
In Transnistrien liegt zudem eines der größten Munitionsdepots der Region mit alter sowjetischer Munition. Eine Eskalation birgt daher auch massive Risiken für die Sicherheit in der Gegend. Ein Unfall in dem Waffenlager gilt Experten als absolutes Horrorszenario. ■