Halbjahres-Zahlen

Finanzausgleich: Vier von 16 Ländern zahlen, Berlin bekommt am meisten

Höchstsummen im Länderfinanzausgleich: Bayern zahlt so viel wie nie zuvor - und will das System ändern. Berlin kassiert weiterhin am meisten.

Author - Berliner KURIER
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Der Länderfinanzausgleich soll die unterschiedliche Finanzkraft der einzelnen Bundesländer ausgleichen. Berlin bekommt aus dem Topf am meisten.
Der Länderfinanzausgleich soll die unterschiedliche Finanzkraft der einzelnen Bundesländer ausgleichen. Berlin bekommt aus dem Topf am meisten.Steinach / Imago

Die wirtschaftliche Kraft der einzelnen Bundesländer ist unterschiedlich, entsprechend ist auch das Steuereinkommen unterschiedlich hoch. Da die Lebensverhältnisse in ganz Deutschland jedoch möglichst gleich sein sollen, gibt es den Länderfinanzausgleich. Bayern ist weiterhin der Top-Zahler, Berlin bekommt am meisten aus dem Topf. Jetzt hat der Ausgleich Rekordsummen erreicht.

Im ersten Halbjahr 2025 ist der Länderfinanzausgleich so stark angewachsen wie noch nie. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums, die der der Deutschen Presse-Agentur vorliegen, summierte sich das Volumen des sogenannten Finanzkraftausgleichs auf 11,178 Milliarden Euro. Das sind laut der Nachrichtenagentur rund 1,35 Milliarden Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Das größte Geberland ist Bayern

Mit weitem Abstand größter Geberland ist demnach weiterhin Bayern. Der Freistaat überwies in den ersten sechs Monaten bereits 6,672 Milliarden Euro, gefolgt von Baden-Württemberg mit 2,155 Milliarden Euro und Hessen mit 2,039 Milliarden Euro. Als viertes Geberland taucht mit 312 Millionen Euro die Hansestadt Hamburg in der Statistik auf.

Berlin unter den Nehmerländern ganz vorn

Spitzenreiter bei den Nehmerländern ist Berlin mit 2,028 Milliarden Euro in den ersten sechs Monaten, gefolgt von Sachsen mit 1,919 Milliarden Euro und Thüringen mit 1,161 Milliarden Euro. Nach Sachsen-Anhalt flossen 1,067 Milliarden Euro, nach Nordrhein-Westfalen 935 Millionen Euro und nach Mecklenburg-Vorpommern 827 Millionen Euro. Brandenburg erhielt 795 Millionen Euro, Niedersachsen 701 Millionen Euro, gefolgt von Bremen (549 Millionen Euro), Rheinland-Pfalz (540 Millionen Euro), dem Saarland (372 Millionen Euro) und Schleswig-Holstein (285 Millionen Euro).

Bayerns Finanzminister schlägt Alarm

Albert Füracker (CSU), Finanzminister von Bayern: „Der Finanzkraftausgleich läuft immer weiter aus dem Ruder.“
Albert Füracker (CSU), Finanzminister von Bayern: „Der Finanzkraftausgleich läuft immer weiter aus dem Ruder.“Sven Hoppe/dpa

Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) schlägt deshalb Alarm. „Der Finanzkraftausgleich läuft immer weiter aus dem Ruder“, sagte er der dpa. Das Volumen sei um knapp 14 Prozent angestiegen. „Auch wenn auf Basis von zwei Quartalen keine Hochrechnung für ganz 2025 seriös möglich ist: Die aktuelle Entwicklung ist wirklich höchst besorgniserregend. Es kann so nicht weitergehen, wir müssen die Strukturen beim Finanzkraftausgleich grundlegend verändern.“

Nachdem Bayern im vergangenen Jahr rund 52 Prozent des Geldes eingezahlt hatte, liegt der Anteil nun bereits bei fast 60 Prozent. „Das sind rund zwei Milliarden Euro mehr als im Vorjahreszeitraum“, sagte Füracker.

Mit dem Länderfinanzausgleich sollen annähernd gleiche Lebensverhältnisse gesichert werden. Finanzstarke Bundesländer zahlen ein, finanzschwache Länder profitieren. 2024 wurden nach Angaben des Bundesfinanzministeriums so rund 18,65 Milliarden Euro in Deutschland umverteilt. Bayern stemmte mit rund 9,77 Milliarden Euro den größten Anteil und kämpft um eine Reform des Ausgleichs. Im Juli 2023 hatte Bayern seine Klage gegen den Finanzausgleich beim Bundesverfassungsgericht eingereicht. Wann das Gericht eine Entscheidung fällt, ist offen.