Geheimer Bericht

Putin-Regime soll katalanische Separatisten finanziert haben

Vertreter Russlands sollen den Konflikt um die katalanischen Separatisten befeuert und zum Teil mit finanziert haben. Putin wollte sogar Soldaten nach Spanien schicken!

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Zehntausende demonstrierten 2017 für die Unabhängigkeit Kataloniens. Wie nun bekannt wurde, erhielten die Separatistenführer üppige Gelder aus Russland.
Zehntausende demonstrierten 2017 für die Unabhängigkeit Kataloniens. Wie nun bekannt wurde, erhielten die Separatistenführer üppige Gelder aus Russland.ZUMA Press/Imago

Sie probten den Aufstand, wollten die Unabhängigkeit von Spanien – nun steht auch fest, wer die katalanischen Separatisten im Jahr 2017 erheblich unterstützt hat. Laut einem Bericht spanischer Ermittler bekamen die Aufständler Geld vom Putin-Regime, wie aus einem Artikel unter anderem des Südwestrundfunks (SWR) hervorgeht!

Wie ein Ermittlungsbericht des zuständigen Richters besagt, gossen die Russen im Hintergrund kräftig Öl ins Feuer des Konfliktes. Denn einen Tag vor dem Versuch, die Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien am 27. Oktober 2017 in Barcelona auszurufen, traf sich Separatistenführer Carles Puigdemont mit einem Gesandten von Russlands Präsident Wladimir Putin!

Wollte Europa weiter spalten: Russlands Diktator Wladimir Putin.
Wollte Europa weiter spalten: Russlands Diktator Wladimir Putin.Russian Look/Imago

Putin-Gesandter bot Dollar-Milliarden und Soldaten für Unabhängigkeit

Laut früheren Recherchen der spanischen Zeitung El Periódico und des Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) bot der Gesandte des russischen Diktators den Katalanen mehrere Milliarden US-Dollar an, um die Unabhängigkeit der Region zu unterstützen. Im Gegenzug sollte Katalonien zu einer „Schweiz der Kryptowährung“ werden. Auch wollte Putin 10.000 Soldaten zur Unterstützung schicken. Das immerhin lehnte der Separatistenführer Carles Puigdemont ab.

In weiteren Chats ging es zwischen hochrangigen Separatisten darum, eine Erdgasleitung zwischen Spanien und Frankreich zu verhindern. Diese sollte Europa unabhängiger von russischem Erdgas machen. Russland bot den Katalanen für die Verhinderung sogar eine jährliche Summe. Die Russen erteilten laut den Protokollen auch Anweisungen, dass Puigdemont sich nicht abfällig über die Behandlung des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny durch das Putin-Regime äußern dürfe. Auch wollte man durch eine Verhaftung des Separatistenführers Puigdemont in Deutschland einen Keil in das deutsch-spanische Verhältnis treiben.

Das Gezerre um die Festnahme des Separatistenführers Carles Puigdemont, hier nach einer Pressekonferenz in Berlin 2018, sollte einen Keil in die deutsch-spanischen Beziehungen treiben.
Das Gezerre um die Festnahme des Separatistenführers Carles Puigdemont, hier nach einer Pressekonferenz in Berlin 2018, sollte einen Keil in die deutsch-spanischen Beziehungen treiben.Felix Zahn/photothek/Imago

Verbindungen der Separatisten nach Deutschland

Ausgewertet wurden unter anderem Chatprotokolle Puigdemonts nach dessen Haftentlassung in Deutschland am 6. April 2018. Demnach sollen die Separatisten mindestens seit Anfang 2018 Kontakte zu russischen Geschäftsleuten bemüht haben. Aus den Protokollen geht zudem hervor, dass die Separatisten auf Zahlungen warteten. Mindestens 56 Bitcoin sollten sie demnach erhalten. Zum damaligen Zeitpunkt waren diese etwa 425.000 Euro wert. Ob andere Zahlungen, die die Separatistenführer erhielten, ebenfalls aus Russland stammen, ist bisher unklar.

Der spanische Ermittlungsrichter Joaquín Aguirre beschreibt in dem Bericht detailliert, dass es enge Verbindungen nicht nur mit Personen mit russischer Staatsbürgerschaft gab, sondern auch zu solchen mit „deutscher und italienischer Nationalität“. Neben Personen mit Beziehungen zum russischen Geheimdienst seien darunter auch Vertreter rechtsextremer Parteien gewesen. Deren Interesse sei es gewesen, Beziehungen zu einem unabhängigen Katalonien aufzubauen, welches die Europäische Union destabilisieren würde. 

In vielen spanischen Städten gibt es immer wieder Proteste gegen die Amnestie für die katalanischen Separatisten – und auch von deren Befürwortern.
In vielen spanischen Städten gibt es immer wieder Proteste gegen die Amnestie für die katalanischen Separatisten – und auch von deren Befürwortern.ZUMA Wire/Imago

Untersuchungen sollen verlängert werden

Im spanischen Unterhaus wird am Dienstag in erster Lesung über das umstrittene Amnestiegesetz für katalanische Unabhängigkeitsbefürworter abgestimmt. Dem Sozialdemokraten Pedro Sánchez war es im November gelungen, mithilfe der Unabhängigkeitsbefürworter eine Regierung zu bilden. Im Gegenzug für ihre Unterstützung hatte Sánchez ihnen die Amnestie zugesagt.

Hintergrund des umstrittenen Amnestiegesetzes sind die gescheiterten Versuche einer Abspaltung Kataloniens von Spanien im Jahr 2017. Die Amnestie soll insbesondere denjenigen Aktivisten zugutekommen, die nach der gescheiterten Abspaltung von der spanischen Justiz verfolgt wurden. Puigdemont könnte dann nach Jahren im Exil nach Spanien zurückkehren. Die Untersuchungen zu den Verbindungen nach Russland sollen nun aber um mindestens sechs Monate verlängert werden. ■