Skandalöse Enthüllung

Putin-Interviews: Deutscher Journalist bekam Geld aus Russland!

Der Journalist Hubert Seipel soll mindestens 600.000 Euro vom Putin-Regime für das Verfassen von Büchern erhalten haben. Für die ARD führte er Interviews mit dem Diktator.

Teilen
Putin gefiel was Seipel über ihn schrieb.
Putin gefiel was Seipel über ihn schrieb.ITAR-TASS/Imago

Einst sendete die ARD ein Interview von ihm mit Wladimir Putin zur besten Sendezeit, er schrieb gar eine Biografie über den Diktator – nun kommt heraus: der Journalist Hubert Seipel bekam mehr als 600.000 Euro vom Regime des Diktators! Die Zahlungen verschwieg er laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel und des ZDF-Magazins Frontal vor seinem Arbeitgeber NDR und einem Verlag in dem er Bücher zu Putin veröffentlichte.

Die beiden Medien berichten unter Berufung auf vertrauliche Dokumente aus Zypern, die verdeckte Zahlungen aufdecken. Seipel war zuvor immer wieder von Russland-Experten für seine auffällige Nähe zum russischen Staatschef Putin kritisiert worden. Nun stellte sich raus, dass sie mit ihrer Skepsis wohl recht hatten.

Hubert Seipel soll Geld aus Russland erhalten haben

Denn die 600.000 Euro, sollen im Rahmen eines sogenannten „Sponsorenvertrages“ gezahlt worden sein. Seipels Vertragspartner war demnach offiziell eine Briefkastenfirma namens De Vere Worldwide Corporation mit Sitz auf den Britischen Jungferninseln.

Diese gehöre augenscheinlich zum Firmengeflecht des russischen Oligarchen und langjährigen TUI-Großaktionärs Alexej Mordaschow, den die EU nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit Sanktionen belegte. Es gebe Hinweise darauf, dass es zuvor eine zweite, ähnliche Vereinbarung gegeben habe, hieß es.

Interview von Hubert Seipel mit Russen-Diktator Wladimir Putin.
Interview von Hubert Seipel mit Russen-Diktator Wladimir Putin.Mikhail Klementyev/RIA Novosti/dpa

Seipel interviewte Putin und schrieb Buch über ihn

Seipel hatte Russlands Präsident Wladimir Putin mehrfach interviewt, gerierte sich als unabhängiger Experte. Der Film mit dem Titel „Ich, Putin - ein Porträt“ wurde zur besten Sendezeit in der ARD gezeigt und bisher 51-mal wiederholt, wie der Spiegel berichtet. Im Jahr 2009 drehte er einen Film über den russischen Staatskonzern Gazprom.

2015 erschien seine Biografie „Putin. Innenansichten der Macht“. Der russische Präsident kam sogar selbst zu einer Lesung anlässlich der Veröffentlichung des Buches auf Russisch. 2021 folgte das Buch „Putins Macht. Warum Europa Russland braucht“. Beide Bücher wurden von dem bekannten Hamburger Verlag Hoffmann und Campe veröffentlicht. Wie die Recherche von Spiegel und ZDF nahelegt, erhielt Seipel über einen Sponsorenvertrag Geld für eine „Putin biography“ über die Briefkastenfirma. Seipel bestätigte die Zahlungen auf Nachfrage der Journalisten.

Verlag nimmt Seipels Putin-Bücher vom Markt

Als Reaktion auf Medienberichte über Zahlungen aus Russland an den preisgekrönten Journalisten Hubert Seipel stoppt der Verlag Hoffmann und Campe den Verkauf seiner Bücher über Wladimir Putin. Der Hamburger Verlag teilte am Dienstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit: „Der Hoffmann und Campe Verlag hat sich aufgrund des vom „Spiegel“ und des ZDF veröffentlichten Berichts zu Hubert Seipel entschlossen, dessen Bücher nicht mehr zum Verkauf anzubieten.“ Der Verlag habe keine Kenntnis von dem geschilderten Sachverhalt gehabt. In den vergangenen Jahren waren zwei Sachbücher des Autors und Journalisten über den russischen Präsidenten Putin erschienen.

NDR prüft rechtliche Schritte gegen Seipel

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) teilte am Dienstagabend zugleich mit, dass er rechtliche Schritte prüfe. Für den ARD-Sender hatte der mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Journalist den Angaben zufolge 2012 eine Dokumentation über Putin produziert und 2014 Interviews mit dem russischen Präsidenten sowie dem aus den USA geflüchteten Whistleblower Edward Snowden geführt.

NDR-Intendant Joachim Knuth wir in der Mitteilung des Senders so zitiert: „Es besteht der Verdacht, dass wir und damit auch unser Publikum vorsätzlich getäuscht worden sind. Dem gehen wir jetzt nach und prüfen rechtliche Schritte.“

Der NDR verlange in Produktionsverträgen und Compliance-Regeln, dass mögliche Interessenskonflikte offengelegt werden und die journalistische Arbeit frei vom Einfluss Dritter durchgeführt wird, heißt es. Keiner der Filme Seipels befinde sich laut NDR derzeit in der ARD-Mediathek.

Laut Spiegel und ZDF wurden die hohen Geldzahlungen an Seipel im Rahmen von „Cyprus Confidential“ aufgedeckt, eine internationale investigative Recherche, bei der es um fragwürdige Geschäfte des EU-Landes  Zypern mit russischen Staatsbürgern geht.