Hollywood-Star Ralf Moeller, Schlager-Ikone Katja Ebstein, Rapper Massiv – sie alle mischen sich in den Wahlkampf ein. Die Idee dahinter: Promi-Glamour soll Stimmen bringen. Doch geht diese Rechnung wirklich auf? Oder kann der Einsatz von Berühmtheiten sogar nach hinten losgehen? Experten sagen: Es kommt ganz darauf an.
Vorige Woche in Neukölln: CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz und Action-Held Ralf Moeller stehen in einer Tischlerei, sägen, hobeln, posieren. So beginnt diese Geschichte über Prominente und Parteien, aufgeschrieben von rbb24. Das Handwerk soll gestärkt werden, die CDU glänzen – und die Presse ist natürlich dabei.
Doch nicht nur Holzspäne fliegen: Als die umstrittene Abstimmung zwischen CDU und AfD im Bundestag zur Sprache kommt, lassen Merz und Moeller das Thema einfach links liegen. Hauptsache, die Bilder stimmen, so rbb24.
Promis als Wahlkampf-Waffe – mit Tücken
Es ist eine bewährte Taktik: Parteien holen sich prominente Unterstützung, um Kandidaten nahbarer zu machen. Die SPD setzt auf Schlagerlegende Roland Kaiser, die Grünen auf Zauberduo Siegfried & Joy, die FDP lässt DJ Paul van Dyk auflegen, die Linke bringt Liedermacher Konstantin Wecker ins Spiel.

Doch funktioniert das wirklich? Medienexperte Dennis Steffan von der FU Berlin ist skeptisch: Die Idee sei, durch Promis mehr Reichweite und Beliebtheit zu gewinnen. Aber nicht jeder Star sorge automatisch für Zustimmung.
Tatsächlich sei der Promi-Faktor im Wahlkampf 2025 geringer als früher – vor allem, weil die aktuelle Polit-Riege nicht die Popularität einer Angela Merkel mitbringt. Wenn ein Kandidat nicht besonders beliebt sei, springen auch weniger Promis auf den Zug auf, so Steffan.
Wenn die Promi-Karte nach hinten losgeht
Denn Promis gehen mit ihrem Support ein Risiko ein. Wer sich für eine Partei starkmacht, muss damit rechnen, Fans zu verprellen – erst recht, wenn die politische Lage aufgeheizt ist. Deshalb sieht man kaum Berühmtheiten, die sich offen für die AfD einsetzen – außer Elon Musk, der bekanntlich ohnehin seine eigenen Regeln hat.
Ein Beispiel für Promi-Treue ist der Plakatkünstler Klaus Staeck. Er steht seit Jahrzehnten zur SPD und hat auch diesmal mit anderen Künstlern einen Wahlaufruf gestartet. Doch bringt das wirklich Stimmen? Kommunikationsforscher Martin Emmer von der FU Berlin zweifelt auf rbb24 daran: Wissenschaftlich gebe es kaum Belege dafür, dass Promi-Auftritte Parteien helfen. Manchmal bewirkten sie sogar das Gegenteil.
Ein warnendes Beispiel ist die Anti-Brexit-Kampagne: Die setzte auf Gangsta-Rapper, um Wähler zu mobilisieren – und schreckte damit ausgerechnet Teile der linken Arbeiterschicht ab. Die Lehre daraus? Nicht jeder Promi passt zu jeder Wählerschaft.