Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar 2025 wird spannend wie nie – auch wegen des neuen Wahlrechts. Denn das sorgt dafür, dass der Bundestag erheblich kleiner wird. Viele Abgeordnete müssen um ihren Sitz zittern. Und das kurioserweise sogar, wenn sie ihren Wahlkreis gewinnen. Hatte ein Kandidat oder eine Kandidatin in diesem Fall bisher automatisch ein Mandat, könnte es dieses Mal gar keinen Sitz im Bundestag als Belohnung für den Sieg im Wahlkreis über die Erststimme geben.
Denn es werden nur so viele Abgeordneten-Plätze vergeben, wie sie auch mit genügend Sitzen über die Zweitstimmen im jeweiligen Bundesland abgesichert sind. Außerdem kommt es noch darauf an, wie hoch Kandidaten ihren Wahlkreis gewinnen. Denn je besser das Ergebnis, desto höher rücken sie im Ranking der Wahlsieger und umso größer ist die Chance in den Bundestag einzuziehen!
Wer seinen Wahlkreis gewinnt, ist nicht automatisch im Bundestag
Bei Kandidaten, die ein knappes Ergebnis in ihren Wahlkreisen erwarten, könnte es also sehr eng werden. Das Meinungsforschungsinstitut INSA prognostizierte für BILD auf Basis aktueller Zahlen, welche Abgeordneten zittern müssen. Und unter den Wackelkandidaten sind echte Polit-Promis! INSA-Chef Hermann Binkert bestätigt gegenüber Bild: „Das neue Wahlrecht kennt keinen Promi-Schutz bei den Direktwahlkreisen. Den Promi-Bonus gibt es nur auf den Landeslisten. Aber die ziehen nur, wenn das Parteien-Ergebnis ordentlich ist.“
In Baden-Württemberg betrifft dies zum Beispiel die frisch gekürte Grünen-Chefin Franziska Brantner, die 2021 das Direktmandat holte. Sie wird aber ganz sicher über die Landesliste einen Platz im Bundestag bekommen.
In Berlin müssen zwei Abgeordnete der Grünen bangen, Hanna Steinmüller (Berlin-Mitte) und Stefan Gelbhaar (Berlin-Pankow).
In Brandenburg muss Kanzler Olaf Scholz zittern

Besonders interessant wird es in Brandenburg. Denn dort ist kein anderer als Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) ein Wackelkandidat. 2021 gewann der Regierungschef seinen Wahlkreis (Potsdam -Potsdam-Mittelmark II -Teltow-Fläming II), auch gegen die damalige Grünen-Chefin und heutige Außenministerin Annalena Baerbock von den Grünen. Doch ob Scholz als gescheiterter Kanzler im Februar wieder als Sieger vom Feld geht, ist mehr als unsicher!
Ebenso unsicher ist die Zukunft von Ex-Grünen-Chef Omid Nouripour. Ob er seinen Wahlkreis in Hessen (Frankfurt am Main II) verteidigen kann, ist die große Frage. Und in Nordrhein-Westfalen muss ein weiteres politisches Schwergewicht um seinen Sitz im Bundestag bangen: SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich muss um seinen Wahlkreis (Köln III) bangen.
